Neubiberg:Umstrittene Fällungen im Zentrum

Neubiberg: Am Neubiberger Rathausplatz sind mehrere große Bäume gefällt worden.

Am Neubiberger Rathausplatz sind mehrere große Bäume gefällt worden.

(Foto: Angelika Bardehle)

Der Bund Naturschutz beklagt die Rodung von 19 alten Bäumen am Rathausplatz. Einmal mehr werde die Umwelt dem Profit geopfert. Der Investor führt an, Wohnraum zu schaffen und Bäume nachzupflanzen.

Von Daniela Bode, Neubiberg

Wer im Moment am Grundstück am Rathausplatz 1 bis 3 in Neubiberg vorbeigeht, findet ein eher tristes, kahles Bild vor. Weil die Bebauung mit Häusern auf dem Areal, auf dem auch das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) St. Cosmas steht, und um die lange gerungen wurde, nun vorbereitet wird, sind dort alte Bäume gefällt worden. Sie prägten den parkähnlichen Charakter des Grundstücks. Auch wenn die Pläne längst fix sind: Naturschützer lässt die Entwicklung nicht kalt.

Brigitte Natzke von der örtlichen Gruppe des Bund Naturschutz bedauert den Verlust der Bäume und sieht in dem Vorhaben ein Beispiel dafür "wie mal wieder Profitstreben über Klimaschutz- und Artenschutzbelange siegt". Cordula Riede, Vertreterin des Eigentümers Thomas Fleischmann, verweist unter anderem auf geplante Ersatzpflanzungen.

Es hat mehr als vier Jahre gedauert, bis feststand, wie das Areal bebaut werden wird. Voriges Jahr im Frühjahr sind sich die Gemeinde Neubiberg und der Grundstückseigentümer doch noch einig geworden: Das Ärztehaus bleibt bestehen. Auf dem Rest des Grundstücks entstehen 23 zweigeschossige Stadthäuser in lockerer Anordnung. Außerdem sollen möglichst viele der bestehenden Bäume erhalten bleiben. Möglichst viel Grün und das MVZ zu erhalten, waren immer Anliegen der Gemeinde gewesen. Zu Beginn der Planungen 2015 war es noch um eine Bebauung gegangen, die auch eine Seniorenbegegnungsstätte und den Erhalt des parkähnlichen Charakters umfasste. Aber man einigte sich nicht. Eine spätere Planung kritisierten vor allem die Grünen im Gemeinderat als zu kolossartig. Es protestierten auch Anwohner dagegen. Nach Hin und Her einigten sich Gemeinde und Investor voriges Jahr auf die jetzt verfolgte Planung.

Ein "ökologisches Kleinod in der Ortsmitte"

Brigitte Natzke ist nicht glücklich damit. Durch die geplante Bebauung verschwinde das "ökologische Kleinod in der Ortsmitte" und eine große Artenvielfalt gehe unwiederbringlich verloren, sagt sie. Das Umweltgutachten einer Fachfirma habe vor den Planungen zur Bebauung die besondere Artenvielfalt auf dem Areal bestätigt, allein 25 Vogelarten. Natzke fragt sich zudem, ob die Festlegung im Bebauungsplan, dass der alte Baumbestand weitgehend erhalten werden solle, nur eine "unverbindliche Absichtserklärung" gewesen sei. Die Neubibergerin äußert Verständnis dafür, dass ein Grundstückseigentümer eine Rendite erwirtschaften wolle. Eine maßvollere Bebauung hätte das ihrer Ansicht nach auch ermöglicht. Insgesamt bedauert sie, dass es selbst in der Gartenstadt Neubiberg kaum mehr solch ökologisch wichtige Grundstücke gebe. Auch wenn Klima- und Umweltschutz in aller Munde seien, klaffen ihrer Überzeugung nach Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander.

Cordula Riede weist die Vermutung, es handle sich um eine bloße Absichtserklärung, was den Erhalt der Bäume angeht, zurück. "So etwas ist als Auflage im Bebauungsplan festgelegt, das ist nie bloß eine Absichtserklärung." Auch bestätigt sie auf Rückfrage, dass nur die Bäume gefällt wurden, die im Vorhaben- und Erschließungsplan zur Fällung freigegeben waren. Es sind 19 an der Zahl, vor allem im südlichen Teil des Areals. Alle jetzt stehenden Bäume blieben erhalten. Zudem verweist Riede darauf, dass im Vorhaben- und Erschließungsplan festgelegt sei, dass Ersatzbäume gepflanzt werden müssten. Ein kleiner Trost für Naturschützer könnte auch sein, dass der Investor plant, rund um die Häuser Wildwiesen anzulegen mit Obstgehölzen. Riede sagt: "Es steht im Interesse des Eigentümers, das Grundstück in so zentraler Lage zu bebauen und dort Mietwohnraum zu schaffen."

Verläuft alles nach Plan, soll in den nächsten zwei oder drei Wochen der Mittelbau abgerissen werden. Sobald dann die Baugenehmigung vorliegt, kann laut Riede mit den Tiefbauarbeiten begonnen werden.

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