Süddeutsche Zeitung

Neubiberg:Saft für 10 000 Kilometer

Neubiberger Montessori-Schüler unterstützt mit Erfindung die Rallye seiner Mutter

Von Sara della Malva, Neubiberg

Die berühmten Lebenslisten, auf denen Menschen fein säuberlich festhalten, was sie alles vor ihrem Ableben erleben wollen, kennt vermutlich jeder. Die Liste von Susanne Flachmann heißt: "Was ich vor meinem 50. Geburtstag noch erleben will". Ganz oben steht eine Extrem-Rallye. "Nur das Auto, die Straße und das Abenteuer - das war mein Wunsch", sagt die 47-Jährige. Gemeinsam mit ihrer Freundin Silke von Gemmingen geht sie nun für eine Wohltätigkeits-Rallye nach Tadschikistan an den Start. Die zwei Frauen werden in einem umgebauten VW Caddy in mehreren Wochen mehr als 10 000 Kilometer zurücklegen. Ihre Reise wird sie über Österreich, Ungarn und Rumänien durch die Ukraine und Russland nach Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan und schließlich Tadschikistan führen, wo sie am 28. September die Hauptstadt Duschanbe erreichen wollen.

Alle 33 Teams der Wohltätigkeitsrallye haben Spenden fürs Startgeld, die Autos und die Reise gesammelt. Alle Spenden werden nach der Ankunft an Caritas International übergeben und die Autos für den guten Zweck versteigert. Bis zu 125 000 Euro sollen so zusammenkommen. Susanne Flachmann und ihre Mitfahrerin haben sich etwas Besonderes überlegt: "Wir haben uns entschlossen, unseren Caddy nicht versteigern zu lassen, sondern auf Vermittlung der Caritas in Duschanbe zu verschenken." Und zwar an die 18-jährige Mashhura und ihre Mutter Niso. Der umgebaute Caddy hat eigens für die 18-Jährige, die im Rollstuhl sitzt, eine Rampe und soll ihr ein Stück Mobilität zurückgeben.

Damit die beiden Fahrerinnen aus München-Ramersdorf gut ans Ziel kommen, hat sich Susanne Flachmanns Sohn Luis etwas überlegt. Damit das Navi stets verlässlich den Weg weist, Mama sich von unterwegs per Handy melden kann und die Musikbox im Auto immer für gute Stimmung sorgt, hat der Schüler der Neubiberger Montessori-Schule eine spezielle Plugged-in-Box entwickelt. "Ständig ärgerte sich meine Mutter darüber, dass sie mit Laptop, Handy und Lautsprecherbox mehr elektrische Geräte während der Fahrt aufladen wollte, als es Stecker am Zigarettenanzünder gab", sagt Luis.

Da jeder Schüler der Emile-Montessori-Schule in der achten Klasse eine Projektarbeit umsetzen muss, hat Luis für die abenteuerliche Reise eine Box gebaut, die sich bequem zwischen Fahrer- und Beifahrersitz verstauen lässt und durch mehrere Anschlüsse die Möglichkeit bietet, bis zu fünf Geräte gleichzeitig zu laden. Umgesetzt hat der 14-Jährige die maßgeschneiderte Box mit seinen Löt- und Elektrokenntnissen, die er von seinem Opa gelernt hat, und der Unterstützung einer Firma, die auf 3-D-Druck spezialisiert ist. "Luis' Box ist toll für uns. Wir wollen unsere Reise auch über unseren Blog dokumentieren", sagt Mama Susanne. "So geht uns nicht der Saft aus."

Wer mehr über die Rallye wissen oder Spenden für die Menschen in Tadschikistan beisteuern möchte, kann sich vor und während der Reise unter www.tachicks.de schlau machen. In elektrischer Hinsicht kann ja dank Luis nun nichts mehr schiefgehen.

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Quelle:
SZ vom 27.07.2017
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