Neubiberg:Riegel oder Würfel

Investor und Gemeinde ringen vor entscheidender Sitzung hart um Bebauung am Rathaus

Von Angela Boschert, Neubiberg

Der Streit um die Wohnbebauung auf dem Grundstück des Medizinischen Versorgungszentrums St. Cosmas (MVZ) am Rathausplatz in Neubiberg geht in die entscheidende Runde. Am Montag berät der Planungsausschuss des Gemeinderats über die Einwände, die nach der zweiten öffentlichen Auslegung des beabsichtigten Bebauungsplans bei der Gemeinde eingegangen sind. Investor Thomas Fleischmann fordert konstruktive Zusammenarbeit, um eine seiner Meinung nach "ordentliche Planung" zu erreichen. Kürzlich wurde in einem Gespräch eine Lösung zum Erhalt des MVZ skizziert.

Im vorliegenden Bebauungsplan sieht Fleischmann Widersprüche zwischen den Festsetzungen von 2015/16 und heute. Aber er betont, "ein Planungsentwurf ist möglich, in dem die aktuellen gemeindlichen Ziele erfüllt würden". Als Planungsziele nennt die Gemeinde die Schaffung zusätzlichen Wohnraums bei möglichst geringer Versiegelung, den Weiterbetrieb des Ärztezentrums sowie die Sicherung des Baumbestands und des grünen Charakters am Rathausanger. Wie aus Gemeinderatskreisen zu hören ist, wurde ein Lösungsweg, der den Fortbestand des MVZ sichert, kürzlich in einem Gespräch skizziert, das die Leitung des Ärztezentrums mit dem Investor und Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats führte. Über Details wurde Stillschweigen vereinbart. Sie sollen am Montag zur Sprache kommen, hieß es.

Schon zuvor hatte Fleischmann der SZ gesagt, er habe Überlegungen angestellt, wie alle Vorgaben zu erfüllen seien, aber es sei leichter, wenn der Bebauungsplan statt Gebäudeformen nur ein Baufeld mit entsprechenden Regelungen festsetze. Er erwarte, dass die Gemeinde nicht nur beteuere, gesprächsbereit zu sein, sondern auf ihn zukomme. "Die Gemeinde diskutiert gerne mit Herrn Fleischmann über andere Varianten, sofern er bereit ist, seinen derzeit vorliegenden Bauantrag mit Reihenhäusern und oberirdischen Stellplätzen zurückzuziehen", sagt Bürgermeister Günter Heyland dazu.

Der Bauantrag sieht den Neubau des Ärztezentrums als Riegel am Rathausplatz vor - von vielen Bürgern als "Koloss" beschimpft. Der Neubau wurde verworfen, aber das Ärztezentrum ist voriges Jahr umfangreich renoviert und auf die Gebäuderiegel an der Ostseite des Grundstücks konzentriert worden. Der Querriegel, in dem der Kinderarzt seine Praxis hatte, wird abgerissen.

Um bei einer Wohnbebauung auf der jetzt freien Fläche die Versiegelung zu minimieren und möglichst viele Bäume auf dem Grundstück zu erhalten, hat die Gemeinde vier dreigeschossige Würfelhäuser als feste Bauform vorgegeben sowie eine Tiefgarage statt der oberirdischen Parkplätze, die Fleischmann neben den einzelnen Wohngebäuden beantragt hat. Dort, wo jetzt noch das Ärztezentrum steht, dürfen weitere drei Würfelhäuser mit Tiefgarage entstehen, falls es einmal abgerissen werden sollte. Letzteres wirkt auf Fleischmann aber nicht wie gedacht als Option. Erst wenn er das Ärztezentrum abreiße, erhalte er insgesamt gleiches Baurecht wie auf den Nachbargrundstücken, sodass sich der Bau von Wohnungen wirtschaftlich lohne. Bleibt das MVZ stehen, ist sein Baurecht geringer.

Fleischmann sieht die Vorgaben auch aus anderen Gründen sehr kritisch. Die Würfelhäuser seien eine unverhältnismäßig massive und für die Gemeinde atypische Bebauung. Sie fügten sich überhaupt nicht in die Umgebungsbebauung ein, prägten aber künftig den Rathausplatz, sagt er. Die Häuser seien so platziert, dass viele der 30 Bäume gefällt werden müssten, die im Baumgutachten als "erhaltenswert" eingestuft seien. Auch könne ein Großteil der Häuser wegen der Tiefgarage keinen Keller bekommen. Damit würden sie deutlich unattraktiver. Wenn der Bebauungsplan lediglich ein Baufeld festsetze, würde "eine sinnvolle Beplanung des Grundstücks mit Baukörpern ermöglicht", so Fleischmann.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: