Absatzmenge, Werbeausgaben, Gewinn. Für einige Schüler sind diese Begriffe vermutlich lästiger Wirtschaft-Lernstoff oder zumindest recht abstrakt. Nicht so für Theo Zöllner und Gabriel Kuznik, die beide gerade am Gymnasium Neubiberg ihr Abitur abgelegt haben. Sie haben rund um diese Themen für das Planspiel "Play the Market" in den vergangenen Monaten sehr viel analysiert, getüftelt, logisch hergeleitet. Mit ihrer Strategie sind sie so gut gefahren, dass sie auf ihrem Markt als bestes von knapp 30 Teams von verschiedenen Schulen in Bayern abgeschnitten haben und nun am 24. Juni zum Halbfinale nach Würzburg fahren dürfen. Insgesamt gab es 28 Märkte. "Wir freuen uns, dass wir dabei sein dürfen und werden unser Bestes geben", sagt Zöllner.
Bei dem Planspiel, das vom Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft organisiert wird, übernimmt jedes Team ein imaginäres Unternehmen, in diesem Jahr einen Hersteller hochwertiger Fitnessriegel. In der ersten Runde traten die Teilnehmer online gegeneinander an. Dabei mussten die beiden 18-Jährigen nicht nur die Höhe der Werbeausgaben und den Preis festlegen, sondern auch eine Mitarbeiterstrategie erarbeiten. Auch ökologische Aspekte sollten einbezogen werden. Der Gewinn und die Faktoren soziale und ökologische Verantwortung bestimmten einen Indexwert des Teams, der entscheidend dafür ist, welches Team weiterkommt. Zöllner und Kuznik nahmen im Rahmen des Wahlfachs Wirtschaftskonversation von Lehrer Benjamin Schallenberger an dem Wettbewerb teil.
Der Verkauf einer Maschine erhöhte den Gewinn
Der Schlüssel zum Erfolg der beiden: Sie arbeiteten sehr präzise, sie justierten an der Strategie nach, wenn sie es für angebracht hielten. "Am Anfang haben wir vor allem auf die maximale Absatzmenge geschaut", sagt Zöllner. Dementsprechend gaben sie im Plan-Tool etwa Werbe- und Qualitätsausgaben an, um den gewollten Wert zu erreichen. Dann setzten sich die beiden 18-Jährigen aber intensiver mit dem Planungs-Programm auseinander und fanden heraus, dass die maximale Absatzmenge gar nicht so wichtig ist. Sie richteten sich nun am höchsten Gewinn aus. "Wir haben für uns selbst eine Formel aufgestellt", sagt Zöllner. Auch die ökologische Verantwortung gewichteten sie schließlich höher und stellten fest, dass sich die Nachfrage dadurch erhöhte. "Am Ende lagen wir vor den anderen Teams", erzählt der 18-Jährige. Je besser es lief, umso mehr spornte das die beiden an. "Wir sind viel mit Logik herangegangen und haben Werte berechnet, nicht nur grob geschätzt", sagt Zöllner. Auch hätten sie stets versucht, den anderen einen Schritt voraus zu sein. So hat sich auf den Gewinn auch positiv ausgewirkt, dass sie eine Maschine verkauften, bei der sie feststellten, dass sie sie nicht brauchten.
Dass die beiden nicht lockerließen, sogar eine eigene Formel erarbeiteten, passt zu ihnen. Denn sie zählen zu den besten Abiturienten dieses Jahrgangs an der Schule, Zöllner etwa erreichte die Note 1,0. Er ist ohnehin einer, dem Mathe leicht fällt und der die Dinge genau betrachtet. Von Kuznik erzählt er, dass dieser Informatik studieren wolle. Ihr Lehrer kann sich den Erfolg der beiden bei dem Wettbewerb sehr gut erklären. So könnten die beiden "analytisch und vernetzt denken" und sich "an einer Sache auch festbeißen, wenn sie Spaß daran haben". Schallenberger führt das gute Abschneiden außerdem darauf zurück, dass die Schüler gut Entscheidungen treffen und aus Fehlentscheidungen notwendige Veränderungen ableiten könnten.
Dass Zöllner und Kuznik an dem Planspiel teilnehmen, war eher Zufall. Laut Zöllner wollten sich beide eigentlich wieder für ein biochemisches Praktikum eintragen, das war aber nicht möglich. So belegten sie Wirtschaftskonversation. Schon vor "Play the Market" nahmen die Schüler in dem Kurs am Planspiel Börse teil, tüftelten, hatten Erfolg und immer mehr Spaß daran, wie Zöllner erzählt. Ihr Lehrer Schallenberger beobachtet indes sehr wohl, dass sich immer mehr Schülerinnen und Schüler für die politischen Fächer Geografie und Wirtschaft interessierten. "Dies liegt meines Erachtens an der Nähe zur Lebenswirklichkeit und der Bedeutung fürs aktuelle und spätere Leben", sagt er. Bei beiden Fächern gehe es darum, die Zusammenhänge der Welt zu verstehen und möglicherweise positiv Einfluss darauf nehmen zu können.
Wie Zöllner und Kuznik ihre wirtschaftlichen Erfahrungen künftig nutzen werden, wird sich zeigen. Jetzt steht erst einmal das Halbfinale in Würzburg an. Dort treten 30 Teams gegeneinander an. Die Herausforderung: Es wird auch der ausländische Markt zu betrachten sein. Zöllner ist guter Dinge. "Wir werden wieder möglichst logisch rangehen und hoffentlich wieder kleine Zwischenherausforderungen erkennen", sagt er. Vielleicht schaffen es die beiden mit ihrer erfolgversprechenden Strategie ja ins Finale - als Hauptgewinn lockt eine Reise nach New York.