Wer mit Nikita Petrov spricht, merkt schnell: Dieser 15-Jährige ist anders als die meisten seiner Altersgenossen. Gelassen erzählt er, wie er in der Küche seiner Eltern mit beschichteten Glasplättchen, weißer Wandfarbe, Ruß und Elektrolyten eine organische Solarzelle - eine sogenannte Grätzel-Zelle - hergestellt hat. "Das kann jeder", sagt der Neuntklässler, der eine "Forscherklasse" mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt am Gymnasium Neubiberg besucht.
Dass das nicht stimmt, wurde beim Landeswettbewerb "Schüler experimentieren" deutlich, der die Juniorsparte von "Jugend forscht" darstellt: Nikita sicherte sich mit seiner Arbeit zur Grätzel-Zelle-Technologie den ersten Platz in der Kategorie Physik und setzte sich damit gegen Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus allen Regionen Bayerns durch. Das war nicht sein erster Erfolg: Bereits im Vorjahr gelang es ihm, beim Wettbewerb "German Young Physicists' Tournament", die Bundesebene zu erreichen.
Was bemerkenswert ist: Erst vor vier Jahren ist Nikita mit seinen Eltern von Russland nach Deutschland gezogen. "Ich wollte damals unbedingt aufs Gymnasium", berichtet er schmunzelnd. Aufgrund seiner damals begrenzten Deutschkenntnisse war das jedoch zunächst nicht möglich, weshalb er in seinem ersten Jahr in Deutschland eine Sprachvorbereitungsklasse besuchte. "Von acht Uhr morgens bis vier Uhr nachmittags habe ich nur Deutsch gelernt", erzählt der Gymnasiast. "Das war ein perfekter Start für mich." Schließlich habe er es kaum erwarten können, endlich auf eine Schule mit Mint-Schwerpunkt zu gehen: "Ich wusste schon immer: Wissenschaft ist richtig cool! Die Möglichkeit, erklären zu können, wie die Welt funktioniert, und dann auch noch echte Beweise dafür zu haben, ist großartig. Plötzlich betrachtet man alltägliche Dinge aus einem völlig neuen Blickwinkel", sagt der junge Forscher.
"Es ist toll, wie viel wir hier am Gymnasium verwirklichen können", fügt er hinzu. Durch zusätzlichen Unterricht in naturwissenschaftlichen Fächern, eine breite Auswahl an Wahlfächern und einen "Maker-Space" mit umfangreicher technischer Ausstattung habe er viele Möglichkeiten, sich auszuprobieren.
"Wenn ich ein Interesse habe und damit etwas erreichen will, dann gebe ich nicht auf", sagt Nikita. Für den Erfolg seines Projekts habe er manchmal bis zehn Uhr abends im Labor der Schule gestanden, um zu experimentieren. Auch die Wochenenden habe er damit verbracht, Präsentationen und Plakate zu erstellen und seine Theorie zu entwickeln. "Natürlich musste ich manchmal in meiner Freizeit und mit meinen Freunden Abstriche machen, aber ich habe immer versucht, eine gute Balance zu finden", versichert der Jugendliche. Trotz seines intensiven wissenschaftlichen Interesses vernachlässige er seine anderen Hobbys nicht, spiele etwa Theater und Gitarre: "Viele sind zwar gut in der Wissenschaft, aber vergessen dabei, dass die soziale Intelligenz mindestens genauso wichtig ist", erklärt er. Schließlich müsse man seine Ideen ja auch erfolgreich vermitteln können.
Ein Alleskönner? Nein, das sei er definitiv nicht, sagt Nikita bescheiden. Gerade mit Französisch habe er noch zu kämpfen. Und auch an seiner Forschung gebe es noch viel zu verbessern. Doch er habe bereits ein neues Ziel vor Augen: "Es wäre ein Traum, es ins deutsche Physik-Nationalteam zu schaffen, um beim International Young Physicists' Tournament teilzunehmen", schwärmt er. Darauf arbeite er hin.