Es gibt Politiker, die runde Geburtstage nutzen, um eine große Sause zu veranstalten. Oder wenigstens einen kleinen Empfang vorbereiten. Johanna Rumschöttel, ehemalige Landrätin des Landkreises München, gehört nicht dazu. Ihr sind solche Feierlichkeiten nicht wichtig. "Ich habe mir aus meinem Geburtstag nie besonders viel gemacht", sagt die SPD-Politikerin, die an diesem Sonntag 70 wird. "Meistens wussten die Leute um mich herum nicht einmal, dass ich Geburtstag habe."
Und so wird die Alt-Landrätin ihren runden Geburtstag nur im kleinen Familienkreis feiern, wie sie verrät. Mehr aber auch nicht. Ihr Nachfolger Christoph Göbel habe zwar angefragt, ob er nicht einen Empfang organisieren solle, aber Rumschöttel hat abgewinkt. "Ich habe ihm gesagt, er soll in zehn Jahren noch mal fragen", erzählt sie und lacht dabei.
Rumschöttel, die von 2008 bis 2014 Landrätin war, wurde 1946 in Schliersee im Landkreis Miesbach geboren. Sie wuchs in München auf, zog später nach Unterschleißheim und schließlich nach Neubiberg. Als Diplom-Bibliothekarin leitete sie 15 Jahre lang das Kulturamt und die Bibliothek in Oberhaching, im Jahr 2000 wurde die Sozialdemokratin zur Bürgermeisterin von Neubiberg gewählt. Überraschend gewann sie acht Jahre später die Wahl zur Landrätin gegen den CSU-Amtsinhaber Heiner Janik.
Als sie 2014 altersbedingt nicht noch einmal kandidieren konnte und den Sessel im Landratsamt für ihren Nachfolger Göbel räumte, hatte sie zunächst noch gar nicht überlegt, was sie mit der vielen freien Zeit anfangen könnte. Ein neues Amt? Nein, sagte sie damals, höchstens die eine oder andere Aufgabe im sozialen Bereich. "Ich bin überhaupt nicht auf der Suche." Nun aber, dreieinhalb Jahre später, mit 70 Jahren, hat Johanna Rumschöttel weiterhin ordentlich zu tun. Inzwischen ist sie Vorsitzende des Katholikenrats der Region München, Vorsitzende des Vorstands der Lebenshilfe München und Vorsitzende des Bezirksverbandes München des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge.
Als Vorsitzende des Katholikenrats immer wieder Akzente gesetzt
Bischofsvikar Rupert Graf zu Stolberg gratuliert Rumschöttel seitens der Erzdiözese München und Freising und würdigt besonders ihr soziales Engagement, das einhergehe "mit dem Einsatz für christliche Grundwerte in der Gesellschaft", wie es in einer Pressemitteilung des Katholikenrats heißt. Der Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken der Erzdiözese München und Freising, Hans Tremmel, wird mit den Worten zitiert, dass er Rumschöttel für ihr "couragiertes Auftreten an der Spitze des Katholikenrates" danke. Es sei ihr ein zentrales Anliegen, dass Christinnen und Christen angesichts gesellschaftlicher und politischer Herausforderungen nicht resignierten, sondern ihr Engagement noch verstärkten. "Gemeinsam mit dem Katholikenrat setzt Johanna Rumschöttel immer wieder Akzente und macht deutlich, dass Solidarität heute mehr denn je notwendig ist." Deshalb sei er froh und dankbar, dass das Wort von Johanna Rumschöttel über die Region hinaus Gehör finde.