Süddeutsche Zeitung

Neubiberg:Klimaneutral bis 2035

In der Gemeinde gründet sich eine neue Initiative

Von Daniela Bode, Neubiberg

Neubiberg verfügt seit einigen Jahren über ein Klimaschutzkonzept, die Kommune war die erste Fairtrade-Gemeinde im Landkreis, 2019 gründete sich die Ideenwerkstatt "Neubiberg for Future", die für einen nachhaltigen Lebensstil eintritt. Nach Ansicht von Christian Ellerhold braucht es aber noch viel mehr. Daher hat der Neubiberger die Initiative "Klimaneutral 2035" ins Leben gerufen. Ziel der Aktion ist, dass die Gemeinde bis 2035 klimaneutral wird, und zwar in den Bereichen Strom, Wärme und Mobilität. Die offizielle Gründungsversammlung findet an diesem Donnerstag von 20 Uhr an online statt. Der Link zum Einwählen findet sich auf der Homepage der Initiative unter www.klimaneutral2035.de.

"Die meisten Klimaschutzkonzepte, die ich gelesen habe, sind ein Sammelsurium von Maßnahmen unbekannter Wirkung", sagt Ellerhold, der beim Chiphersteller Infineon im Bereich Cybersecurity arbeitet und sich privat für den Klimaschutz engagiert. Das Neubiberger Konzept sei keine Ausnahme. "Was wir jetzt brauchen, ist ein Masterplan, mit dem klaren Ziel, Klimaneutralität zu erreichen", sagt er. Denn um das Pariser Klimaschutzabkommen einzuhalten, müsste Deutschland gemessen an der Bevölkerungsgröße bis zum Jahr 2035 klimaneutral sein und damit auch jede Kommune, erläutert der Neubiberger.

Schon heute sind die Folgen des Klimawandels zu spüren, heißt es auf der Homepage der Initiative. Doch gerade die Kinder und Enkel würden die volle Wucht der Klimakrise abbekommen. "Ich bin es meinen Kindern und allen nachfolgenden Generationen schuldig, einen Beitrag zu leisten, dass sie ebenfalls noch auf einem lebenswerten Planeten leben können", sagt er. "Ich möchte ihnen noch in die Augen schauen können, selbst wenn wir die Folgen des Klimawandels nur noch eindämmen können." Ellerhold hat zwei besonders aktive Mitstreiter, die Juristin Annika Gehrmann und den Experten für Energiebeschaffung, Michael Garding. Zudem helfen bis zu zwölf weitere Personen mit.

Konkret möchte die Initiative bei Politik und Bürgern das Bewusstsein für die Notwendigkeit schaffen, klimaneutral zu werden. "Es geht darum, möglichst viele Leute zu überzeugen, selbst mehr zu tun", sagt Ellerhold. Gleichzeitig fordern er und seine Mitstreiter, sehr konkrete Maßnahmen und einen Zeitplan zu beschließen. Zunächst müsste eruiert werden, wo die Gemeinde beim CO₂-Ausstoß steht, dann könnte man sehen, wo eingespart werden kann. Die Initiative regt an, einen Klimaschutzmanager einzusetzen - wie es etwa die Gemeinde Unterhaching bereits getan hat - und ein kommunales Energiemanagement zu etablieren. Nach der Vision der Initiative ist bis 2035 beispielsweise auf jedem geeigneten Dach in Neubiberg eine Photovoltaik- oder Solarthermieanlage installiert und sind die Fahrradstraßen besser ausgebaut.

Ellerhold ist zwar Mitglied der Grünen, er versteht die Initiative aber als unabhängig und parteiübergreifend. Zudem findet er es wichtig, die Aktion "im Schulterschluss" mit den Kommunalpolitikern voranzutreiben. Daher ist er, wie er sagt, im Gespräch mit Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) und hat auch mit fast allen Fraktionsvorsitzenden des Gemeinderats gesprochen.

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Quelle:
SZ vom 12.11.2020
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