Die neueste Umfrage zur Landtagswahl, mit der Kerstin Schreyer den CSU-Parteikollegen und Chef der konservativen Europäischen Volkspartei im Europäischen Parlament, Manfred Weber, am Donnerstagabend zu einer Wahlkampfveranstaltung in Neubiberg empfing, haben es in sich: Laut den Meinungsforschern von Civey sinkt die Zufriedenheit mit der CSU auf 36 Prozent, der AfD werden 17 Prozent bei der anstehende Landtagswahl am 8. Oktober prognostiziert. "Ich hoffe, dass die Umfrage nur in diesem Fall so ist", sagte Schreyer, und empfahl daher, sich mal die Reden der AfD-Fraktionsvorsitzenden im Landtag, Katrin Ebner-Steiner, anzuhören. "Da wird mir himmelangst", sagte Schreyer in Neubiberg. "Da fühle ich mich an die tiefsten, dunkelsten Zeiten erinnert. Wenn solche Leute mit diesem Gedankengut mehr werden, dann haben wir nichts gelernt", sagte Schreyer.
Die Politiker seien in der Verantwortung, dass die Geschichte nie wiederkomme, betonte die ehemalige Ministerin aus Unterhaching, "ich mache mir tiefe Sorgen". Denn an Infoständen hätten die Leute keine Scheu mehr, redeten von Denkzetteln, man treffe in der Gesellschaft auf mehr Aggressivität. Durch ihre Lebensumstände - Schreyer machte kürzlich ihre Krebserkrankung öffentlich - bekomme sie viel Wärme. "Aber das andere auch. Ich mache mir große Sorgen, dass Europa in eine radikale Ecke geht", sagte sie im Haus für Weiterbildung in Neubiberg.
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Ihr Gast an diesem Abend galt lange als liberaler Konservativer. Zuletzt aber erweckte Weber als Vorsitzender der Europäischen Volkspartei den Eindruck, sich ein Stück weit nach rechts zu orientieren. Als Signal wurde ein Treffen mit Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni von den als postfaschistisch geltenden Fratelli d'Italia und die Abstimmung zusammen mit den Rechtspopulisten gegen das "Gesetz zur Wiederherstellung der Natur" gewertet. In Neubiberg ging Weber nicht direkt auf die aktuelle Umfrage zur Bayernwahl ein, stellte aber fest: "Alles, was rechts von uns ist, wächst." Europaweit gebe es diese Zahlen und diese Radikalisierung schon seit Jahren. Es gehe um die Frage: "Wie können wir die Gesellschaft zusammenhalten?"
Die atemberaubende Geschwindigkeit fundamentaler Veränderung führe zu Unsicherheit und Sorgen, die Menschen suchten nach einfachen Antworten. "Wenn die Faktenlage in der Gesellschaft erodiert, zerstören wir die Demokratie", warnte er, "wir werden viel tun müssen, die zu stärken, die Fakten liefern, die seriösen Journalismus machen und die Gesellschaft informieren."