Neubiberg:Eric schenkt aus

Der Fasching entpuppt sich im Landkreis als gelebte Integration

Von Anna Hordych, Neubiberg

Über den weiß geschminkten Gesichtern von Karin und Hans thronen mächtige Hutgestelle. Das Paar aus Neubiberg entwickelt jedes Jahr neue Kostümideen. Voriges Jahr stöckelte Hans als Braut auf Stelzen umher, den Bräutigam spielte seine Frau Karin. Dieses Mal führen sie beim Faschingstreiben auf dem Rathausplatz in Neubiberg gebauschte Hutburgen aus silberner Alufolie und Goldpapier vor. Um die gewickelte Kopfbedeckung zu stützen, hat Hans Wirth ein Sieb unter der glänzenden Folie versteckt. Das Pärchen lehnt an einem Stehtisch vor der Wurf-Bude. "Zum Fasching geht's schon seit 30 Jahren, aber nicht wie früher zum Viktualienmarkt - zu voll. Sondern lieber hier nach Neubiberg", erklärt Hans.

Ähnlich sehen das Mutter und Großmutter des neunjährigen Leo Kern. Die Familie wohnt zwar in München, aber mit Kindern sei "Neubiberg attraktiver - der Marienplatz dagegen viel zu gefährlich." Den jungen Leo kann man nicht unbedingt erkennen, weil er eine Maske trägt, die ein fieses grünliches Gesicht, Riesenzähne und rosa Haare hat. "Na, ich gehöre zum neuen James Bond!", erklärt der Maskierte bestimmt, "in 'Spectre' gibt es am Anfang eine Szene vom Tag der Toten beim Karneval in Mexiko." So hat Leo sicher gute Chancen bei den Kostümprämierungen.

Junge Cowboys, Tigerfrauen, Hasen-Gangs, viele Hippie-Krausen mit Safaribrille bestimmen das Panorama am Faschingsdienstag nicht nur in Neubiberg, sondern auch in Pullach und Oberhaching.

Während Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland über die Straße tanzt, verkauft ein junger Mann in Kapitänsuniform im Getränke-Wagen Prosecco, Saftschorlen und Bier. Eric heißt er und ist erst kürzlich im Ort angekommen - er wohnt in der Traglufthalle und kommt aus Pakistan. Auch bei der Benefizgala hat er schon mitgeholfen. Stella Schinnert steht auch hinterm Tresen, sie ist vom Helferkreis Asyl und hat sich für dieses Modell der "gelebten Integration" stark gemacht. Gegenüber bei der Schießbude verkauft Fadel aus dem Senegal, der ebenfalls in der Traglufthalle wohnt, bunte Pfeile an die Kinder. Kleine Piraten und Rock-Stars stehen vor dem Wagon und wollen sich an den farbigen Ballons probieren.

In Pullach ist indes Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund mit feuerroten Haaren unterwegs - als kraftstrotzende Pippi Langstrumpf der Gemeinde. Da haben sogar die Schwanecker Ritter höchsten Respekt. Und in Oberhaching tanzen sie ausgelassen über die Straßen - dem Kehraus entgegen.

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