Süddeutsche Zeitung

Neubiberg:Die Kunst, das Richtige zu tun

Neubibergs Rathauschef Günter Heyland zeichnet Bürger und Institutionen aus

Von Angela Boschert, Neubiberg

Reich gefüllt war das Programm beim Neujahrsempfang der Gemeinde Neubiberg, dem Bürgermeister Günter Heyland Überlegungen zur Kunst des Prioritätensetzens, aber auch des Weglassens mitgab. Die Ehrung von elf Institutionen und Bürgern für ihren beherzten, unablässigen und ehrenamtlichen Einsatz am Ort verlief amüsant und interessant.

Mit den Dante Alighieri zugeschriebenen Worten "Der eine wartet, dass die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt", begann Bürgermeister Heyland seine Ansprache zum Thema Reizüberflutung durch das digitale Überangebot. Heyland präsentierte beeindruckende Zahlen: Mehr als 281 Milliarden E-Mails werden derzeit weltweit pro Tag verschickt, Tendenz steigend. 2017 waren das in Deutschland etwa 46 E-Mails pro Person und Tag, zuzüglich weltweit 65 Milliarden WhatsApp-Nachrichten. "Wer soll die alle lesen und bearbeiten?", fragte Heyland. Die Flut an Mails und weiteren Nachrichten aus sozialen Medien erfordere Gelassenheit. Die Kapazität des menschlichen Gehirns sei begrenzt. Statt zu verzweifeln wünschte er den etwa 300 Gästen die "Kunst des Prioritätensetzens, die Fähigkeit des angemessenen Lesens sowie den nötigen Mut des Weglassens". Das setze Initiative voraus, aber es verhindere Stress und Oberflächlichkeit.

Dann dankte Heyland Bürgern, die den Namen der Gemeinde überregional bekannt gemacht hatten und alle verdient hätten, ausführlich vorgestellt zu werden. So das Koordinations-Team des Neubiberger Junimarktes. Als Heyland weitere Junimarkt-Helfer bat aufzustehen, erhob sich nahezu der halbe Saal, darunter Therese Retzer, die am Abend ihren 90. Geburtstag feierte. Weiter ging es mit Christa Baron, die über die Grenzen Neubibergs als Awo-Akteurin bekannt ist und 2018 bereits von Landrat Christoph Göbel (CSU) geehrt worden war. Ebenso die Gemeinderatsmitglieder Elisabeth Stettmeier (FW) und Hartmut Lilge (CSU). Und Geschichtsprofessor Herrmann Rumschöttel, der verriet, dass er in einem neuen Buch die vergebliche Kanzlerkandidatur von Hans-Jochen Vogel (SPD) von 1983 im Vergleich zu der von Franz-Josef Strauss von 1980 betrachte.

Als "vorbildliche und soziale Resourcenverwertung" lobte Heyland das Gebrauchtwarenkaufhaus Klawotte, in dem bewusst jeder Bürger einkaufen dürfe, wie dessen Leiterin Ulrike Konrads betonte. "Lebenswichtig für den Umweltgarten" und das Lokalklima sei der Umweltgartenverein, bestätigte Heyland gegenüber Lothar Bruns, dessen Vorsitzenden. Sportlich wurde es bei Shaunak Kulkarni, 15, vom TSV Neubiberg. Er wurde mit vier Teamkameraden Bayerischer Mannschaftsmeister im Badminton und Deutscher Meister im Doppel. "Beim Sportschießen sind es 80 Prozent Kopfarbeit. Wenn es da nicht stimmt, geht der Schuss nach hinten los", sagte Schützenmeister Herbert Roth von den Waldschützen durchaus doppelsinnig.

Prägend für Neubiberg ist das für seine gute Arbeitsatmosphäre ausgezeichnete Medizinische Versorgungszentrum St. Cosmas. Aber auch Hiltrud Coqui, die vor 38 Jahren den Arbeitskreis "Eltern behinderter Kinder" gegründet und nachhaltige Aktivitäten geschaffen hat. Professor Wolfgang Günthert bot einen Vortrag über Wasser, Hochwasser und umweltgerechte Nutzung an.

Lobende Erwähnung verdient auch das Musikprogramm von Leona und Stefan Kellerbauer. Virtuos begleitet von Florian Markel am Klavier, unterhielt es mit animierender Lebendigkeit. So landete die Sopranistin beim "O sole mio"-Medley zum Auftakt statt in den Armen ihres Mannes in denen des Bürgermeisters und ein erster Lacher ging durch den Saal. Er wiederholte sich bei weiteren Tanz- und Oper-Einlagen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4286425
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 14.01.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.