So wird es sich gut wohnen und lernen lassen: ein Holzschreibtisch, ein großer Holzschrank, ein anthrazitfarbenes Bett, das alles auf zwölf Quadratmetern mit eigenem kleinen Bad samt Dusche dazu. Durch ein großes Fenster fällt viel Licht in den Raum und schafft eine freundliche Atmosphäre. So sehen die neuen Stuben aus, in die von Januar an Offiziersanwärter, die an der Universität der Bundeswehr in Neubiberg studieren, einziehen können. Mit dem Klischee von der "Stube" in üblichen Kasernen haben die neuen Appartements wenig gemein.
Die neuen 660 Unterkünfte sind am Dienstag vom Staatlichen Bauamt Freising der Universität im Beisein des Parlamentarischen Staatssekretärs im Bundesverteidigungsministerium, Thomas Hitschler (SPD), übergeben worden. "Das Ereignis ist ein bedeutender Meilenstein", sagte Universitäts-Präsidentin Eva-Maria Kern bei der Übergabe. Auch weil der Neubau ein Zeichen des weiteren Ausbaus der Hochschule sei.
Den neuen Wohnraum für Soldaten beherbergen insgesamt vier langgezogene, anthrazitfarbene moderne Gebäude, von denen jeweils zwei über Verbindungsgänge verknüpft sind; sie liegen im Ostteil des Campusgeländes. Während sich in älteren Gebäuden auf dem Gelände oft noch mehrere Studierende ein Bad teilen, hat hier jeder sein eigenes. "Einzelunterkunft mit Duschbad" nennt sich dieser aktuelle Standard der Bundeswehr offiziell. Der Bau, der 54 Millionen Euro gekostet hat, ist nicht nur modern, sondern auch nachhaltig. So gibt es beispielsweise Photovoltaikanlagen auf den Dächern mit einer Leistung von etwa 221 Kilowatt peak zur regenerativen Eigenstromversorgung. Zudem besteht die Außenhülle aus hochgedämmtem Ziegelbauwerk, was genauso wie die Aluminiumfenster eine lange Haltbarkeit verspricht.
Auch wenn bei der Übergabefeier im Hof zwischen zwei Gebäudekomplexen der Wind durchpfiff und es recht kalt war, ließen sich die Beteiligten die Freude über die abgeschlossene Baumaßnahme nicht verderben. Präsidentin Kern betonte, dass diese nur möglich gewesen sei wegen des "herausragenden Zusammenspiels auf Landes- und Bundesebene". Unter anderem waren an dem Projekt das Staatliche Bauamt Freising als Bauleiter, das Bundesverteidigungsministerium als Auftraggeber, die Bundesanstalt für Immobilien-Aufgaben als Eigentümerin der Liegenschaften und die Universität als Nutzerin beteiligt. Kern lobte die Gebäude als sehr zeitgemäße Unterkunft. Sie erhofft sich von den neuen und moderneren Stuben auch, dass ein Studium an der Bundeswehr-Universität für junge Menschen attraktiver wird.
Bis Ende März sollen auch alle Zimmer möbliert werden
Wie wichtig in diesen Zeiten vor allem auch eine gute Infrastruktur für die Bundeswehr sei, betonte Staatssekretär Hitschler vom Bundesverteidigungsministerium. Vor dem Hintergrund der Konflikte in der Ukraine und in Nahost, durch die die Bundeswehr immer mehr in die Betrachtung von Politik und Gesellschaft gerate, sei nicht nur eine gute Ausrüstung der Truppe durch das 100 Milliarden Euro starke Sondervermögen wichtig. Wenn etwa für öffentliche Bauprozesse zehn bis 15 Jahre angesetzt würden, sei das zu lang.
Dass es auch schneller geht, zeigen die neuen Studentenwohnungen in Neubiberg, die für ein so großes Vorhaben offenbar vergleichsweise schnell umgesetzt wurden. Im Juli 2019 waren die ersten Bagger angerollt, jetzt im September war der Bau abgeschlossen. Bis zum Ende des ersten Quartals 2024 sollen alle Stuben auch möbliert sein. "Wir wollten schnell, effizient und qualitätsvoll bauen", sagte die Ministerialdirektorin im bayerischen Bauministerium, Ingrid Simet, die in Vertretung von Bauminister Christian Bernreiter (CSU) zur Übergabe gekommen war. Aus diesem Grund habe man unter anderem auf sogenannte Wiederholungsplanungen zurückgegriffen. Auch Andreas Kronthaler, der Leiter des Staatlichen Bauamts Freising, hob den schnellen Fortgang hervor. Angesichts der Größe des Vorhabens und Hindernissen wie durch die Corona-Pandemie sei er froh, dass es nur zu einer Verzögerung von drei Monaten gekommen sei.