Naturschutz:Gemeinde kauft Waldstück im Isartal - um es zu schützen

Naturschutz: Mit dem Stück Wald hat die Gemeinde Pullach auch den alten Höllriegel-Park erworben und will ihn nun attraktiver machen für Besucher.

Mit dem Stück Wald hat die Gemeinde Pullach auch den alten Höllriegel-Park erworben und will ihn nun attraktiver machen für Besucher.

(Foto: Claus Schunk)
  • Die Gemeinde Pullach hat dem Kraftwerksbetreiber Uniper ein 55 Hektar großes Waldgrundstück im Isartal abgekauft.
  • Eine Kaufsumme nennen beide Seiten nicht, die Bürgermeisterin von Pullach spricht von einem "angemessenen Preis".
  • Auf dem Grundstück liegt der Hollriegel-Park, ein Landschaftsgarten aus dem 19. Jahrhundert, von dem Rudimente erhalten sind.

Von Michael Morosow

Das Waldgrundstück ist so groß wie 60 Fußballfelder und liegt inmitten des idyllischen Isartals. Ein Stück der Römerstraße Via Julia und auch der altehrwürdige "Höllriegel-Park", ein kleiner, Mitte des 19. Jahrhunderts angelegter Landschaftsgarten, von dem heute noch Rudimente einiger neugotischer Bauten vorhanden sind, gehören dazu. Die Hang- und Schluchtwälder liegen zum großen Teil mitten im Landschaftsschutzgebiet, aber Grundstücksspekulanten und Baulöwen wüssten wohl jetzt schon, in welchen Winkeln der idyllischen Gegend sich wohlhabende Menschen gerne niederließen.

Jetzt aber hält auch die Gemeinde Pullach ihre schützende Hand über den Wald, und niemand kann ihr dabei mehr dreinreden: Am vergangenen Freitag hat Bürgermeisterin Susanna Tausendfreund (Grüne) bei einem Notar in München einen Kaufvertrag unterzeichnet.

Das 55 Hektar große Waldgrundstück, bis dahin im Besitz des Kraftwerksbetreibers Uniper, früher Eon, gehört jetzt der Gemeinde Pullach. Zum Kaufpreis wollen beide Seiten keine Angaben machen. Der Leiter des Pullacher Umweltamtes, Bernhard Rückerl, verriet lediglich, dass er im marktüblichen Bereich liege. Dieser bewegt sich bayernweit zwischen drei und sechs Euro pro Quadratmeter Wald. Die Bürgermeisterin spricht nur von einem "angemessenen Preis".

Die Nachricht vom Waldkauf durch die Gemeinde löste Jubelstimmung im ganzen Isartal aus. "Hervorragend, ganz prima, wir freuen uns riesig für die Gemeinde", sagt etwa Erich Rühmer, der Vorsitzende des Isartalvereins. Er sehe die erworbene Fläche als ideale Ergänzung zu den 142 Hektar, die der Isartalverein besitzt. Inzwischen sei es schwierig geworden, weitere Grundstücke zu erwerben, weil sich die Preise in den vergangenen Jahren verdoppelt bis verdreifacht hätten.

Der Landschaftsgarten aus dem 19. Jahrhundert soll für Besucher attraktiv werden

Auch Bert Eisl, der Sprecher der Pullacher Agenda 21, zeigt sich hocherfreut über den Vertragsabschluss. Vor seinem geistigen Auge sieht er bereits die Freilegung der ehemaligen Sichtachse zur Burg Grünwald. Und auch der Erhalt des "Höllriegel-Parks", eines der wichtigsten Anliegen der Agenda, ist nach dem Kauf so gut wie gesichert. Laut Umweltamtschef Rückerl wird demnächst ein bereits erarbeitetes Konzept zur "Wiederbelebung" dieses Denkmals umgesetzt. Freude auch bei Baierbrunns Bürgermeister Wolfgang Jirschik (ÜWG), dessen Gemeinde ebenfalls mit im Boot sitzt, liegen doch circa 23 Hektar der erworbenen Fläche auf Baierbrunner Flur.

Pullachs Nachbargemeinde verzichtete auf ihr Vorkaufsrecht, wie dies auch die Gemeinde Grünwald für einen kleinen Streifen auf der rechten Uferseite getan hat - und ebnete damit Pullach den Weg. Freilich muss man wissen, dass Uniper von vorneherein zur Bedingung gemacht hatte, die in Frage kommenden Flurstücke in einem Paket zu verkaufen. "Es kann nicht besser passen, als dass kein Privater, sondern eine Gemeinde die Hang- und Schluchtenwälder kauft", sagt Jirschik.

Wohl ebenso groß wie seine Freude über den Erhalt des Kulturguts Höllriegelpark ist die Erleichterung über eine Gefahrenabwehr für seine Gemeinde. Der Bürgermeister verweist auf das Stück zwischen Buchenhain und Höllriegelskreuth, das kein Bannwald ist, nicht im Landschaftsschutzgebiet liegt und somit irgendwann als geeignete Fläche für Gewerbe oder eine Wohnsiedlung hätte entdeckt werden können.

Für Teile des neu erworbenen Waldes wird laut Tausendfreund nun ein Bewirtschaftungskonzept aufgestellt. "Es wird Holz entnommen und geschlagen", jedoch nicht an allen Stellen, Teilbereiche würden zur ökologischen Aufwertung herausgenommen werden. "Wenn die Gemeinde selbst die Hand drauf hat, kann es keine negativen Entwicklungen geben", sagt die Bürgermeisterin.

Die Isarhänge müssen gesichert werden

Dass die Gemeinde Pullach durch den Kauf nicht nur Besitz und Rechte erworben, sondern sich auch Probleme ins Haus geholt hat, wissen Verwaltung und Gemeinderat. So etwa sind Teile des Hangwaldes instabil und müssen gesichert werden. Auch dieser Umstand sei ein wesentlicher Beweggrund für den Ankauf gewesen, erklärt Rückerl. Jetzt könne die Sicherheit und Stabilität der Isarhänge mit einer entsprechenden forstlichen Bewirtschaftung Hand in Hand gehen.

Die Tatsache, dass nicht nur Einheimischen sondern auch Heerscharen von Ausflüglern aus München, gerade Mountainbikern, der Wald entlang von Hochleite und Isar ganz besonders am Herzen liegt, ist ein weiteres Problem, für das jetzt die Gemeinde Pullach eine Lösung finden muss. Bekanntlich halten sich viele Mountainbiker nicht an ausgewiesene Werks- und Forstwege, sondern fahren kreuz und quer auch durch schützenswerte Lebensräume im Wald.

Die Umsetzung des Lenkungskonzeptes von Stadt und Landkreis für ein naturverträgliches Routennetz für Mountainbiker im Isartal hängt noch immer in der Warteschleife. Jetzt aber kann die Gemeinde ein gewichtiges Wort mitreden, hat aber auch die Verkehrssicherungspflicht.

Umweltamtsleiter Rückerl bezeichnet den Waldkauf als einen "Coup für die Gemeinde". Eine Riesenfläche für die Daseinsvorsorge sei dadurch gesichert worden, unter anderem gegen private Interessenten, die nach Ausgleichsflächen Ausschau halten. Der Forstingenieur hatte im Auftrag der Bürgermeisterin Verhandlungen und Gespräche mit allen Betroffenen geführt - und am Ende geliefert. Ein erstes sichtbares Zeichen können Waldspaziergänger bereits im Sommer sehen, wenn im Höllriegel-Park ein Lehrpfad eröffnet wird und mehrere Tafeln auf die Geschichte des Kleinods hinweisen.

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