Nahversorgung:Ein Discounter tut's auch

Nahversorgung: Der neue Penny-Markt wird immerhin größer als der alte, aus den Sechzigerjahren stammende Rewe-Markt.

Der neue Penny-Markt wird immerhin größer als der alte, aus den Sechzigerjahren stammende Rewe-Markt.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

Laut Einzelhandelsgutachten hat Oberschleißheims Mitte trotz geschrumpfter Pläne des Rewe-Konzerns Chancen

Von Klaus Bachhuber, Oberschleißheim

Die geplante Oberschleißheimer Ortsmitte kann auch trotz der Umplanung vom zunächst anvisierten Rewe-Markt mit 1400 Quadratmetern zum Penny-Discounter mit 800 Quadratmetern funktionieren. In einer Detailexpertise hat der Einzelhandelsgutachter der Gemeinde diesbezügliche Bedenken in Gemeinderat und Gewerbeverband zerstreut. Die Ansiedlung von Penny sei "nicht als klare Abwertung zu sehen", betonte Gutachter Ralf Popien. Auch mit diesem Einkaufsangebot ergebe sich "keine Verringerung der Lebensqualität für die umliegende Bevölkerung".

Der Rewe mit Vollsortiment sollte am künftigen Marktplatz des neuen Ortszentrums Kunden anziehen und die Chancen von Geschäften im Ladengebäude nebenan erhöhen. Der Konzern änderte dann seine Pläne ab und plant nun einen Penny. Mit 800 Quadratmetern werde der immerhin deutlich größer als der Rewe-Markt, der dort seit den Sechzigerjahren die Nahversorgung auf 600 Quadratmetern garantiert, betonte Popien. Penny biete "ein umfassendes Angebot ohne Sortimentslücken", sagte er. Zudem ermögliche die kleinere Gebäudegröße mehr oberirdische Stellplätze, was den Läden gut tun werde. Entscheidendes Puzzleteil für die Belebung des Platzes werde nun sein, ob eine attraktive Bäckerei plus Tagescafé angesiedelt werden könne.

Als fatal für die Ortsmitte bezeichnete der Gutachter allerdings die Erweiterungspläne der beiden Einkaufsmärkte an der Sonnenstraße. Aldi hatte bereits eine Erweiterung auf 1200 Quadratmeter Verkaufsfläche beantragt, was vom Gemeinderat abgelehnt wurde. Dagegen klagt der Konzern jetzt offenbar, worüber der Gemeinderat von der Gemeindeverwaltung noch nicht informiert worden war.

Lidl bereitet nach Darstellung Popiens diese Erweiterung ebenfalls vor. Er empfahl dem Gemeinderat, "das Risiko nicht einzugehen, dass Penny auf dieser Basis eine neue Rentabilitätsberechnung macht". Eine Vergrößerung der Märkte an der Sonnenstraße wäre "auf jeden Fall schädlich für Penny". Die Pläne, an der Sonnenstraße auch noch einen Getränkemarkt anzusiedeln, begrüßte der Experte in seinem Gutachten hingegen ausdrücklich. Davon sei weder ein schädlicher Effekt für die Ortsmitte noch für den Hit-Markt am Bahnhof zu erwarten. Vielmehr empfahl Popien sogar, gegen die Ablehnung des Getränkemarktes durch die Bezirksregierung vorzugehen.

Seit der Erstauflage des Gutachtens im Jahr 2007 hat Oberschleißheim von damals 51 Einzelhandelsgeschäften auf 32 abgebaut. Besonders betroffen ist der alte Ort diesseits der Bahngleise, wo gerade noch zwei Einzelhändler aktiv sind. Seit 2007 wurden dort 90 Prozent der damals schon ausgedünnten Verkaufsflächen dicht gemacht. 23 Betriebsaufgaben hat es im Einzelhandel seit 2007 gegeben, vier Neueröffnungen. Als belebendes Element stellte das Gutachten das Ladenzentrum am Fohlengarten heraus, wo der dort wohnhafte Vorsitzende des Gewerbeverbands, Walter Klar, selbst "im Stil eines City-Managers" agiere und sich daher "der Standort äußerst positiv stabilisiert" habe.

Am Stutenanger sei nach dem Ausfall des Ladenzentrums um den maroden Rewe-Markt der Laden von Jenny Heckenstaller "ein wichtiges Rückgrat der Nahversorgung" geworden. Gestartet als Schreibwarengeschäft, hat sich die findige Inhaberin längst auch mit einem Backshop plus kleinem Tagescafé ausgestattet.

Für das geplante neue Wohngebiet in Mittenheim bezeichnete es das Gutachten als völlig illusorisch, dort eine fußläufige Nahversorgung aufbauen zu wollen. "Dort wird sich nie ein Einzelhandel halten können", prophezeite Popien. Den Gemeinderäten empfahl er, nicht darauf zu setzen, überall am Ort Einkaufsmöglichkeiten zu erhalten oder vorzusehen, was nur in minimalem Maße planbar sei. Vielmehr könne man intelligente Systeme kreieren, die Leute zu den bestehenden Märkten zu bringen. Dies sei die lohnendere kommunalpolitische Aufgabe.

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