Nahverkehrsplan:Mit der Tram von Haar bis zum Olympiapark

Der Kreisausschuss berät am Montag darüber, ob sich der Landkreis für eine Verlängerung der Straßenbahnlinie 21 über Trudering hinaus stark machen soll

Von Stefan Galler, Haar

Ein Beispiel aus Frankfurt am Main zeigt es: Der Bau einer Tramlinie kostet nur einen Bruchteil von dem, was für eine U-Bahn aufgewendet werden muss. Der Bau einer 1,2 Kilometer langen Straßenbahnlinie in der Bankenmetropole vor einigen Jahren kostete 19 Millionen Euro, die aktuelle U-Bahn-Anbindung des Europaviertels ist mit 2,7 Kilometern zwar etwas mehr als doppelt so lang, wird aber Schätzungen zufolge 18 Mal so teuer.

Der enorme Preisunterschied ist einer der Gründe, warum in München Trambahnen zuletzt wieder mehr in den Fokus der Verkehrsplaner rückten. So gibt es seit Kurzem Überlegungen für eine Verlängerung der Tramlinie 21, die bisher in der St.-Veit-Straße in Berg am Laim endet, über die Wasserburger Landstraße nach Trudering und über die Stadtgrenze hinaus nach Haar. Der Vorschlag dazu kam von der SPD im Münchner Stadtrat mit der Begründung, dass aufgrund der vielen Pendelbewegungen zwischen Stadt und Landkreis neue Verkehrmittel nötig seien, um den Bedarf zu decken. "Wir brauchen eine bessere Vernetzung von Umland und Stadt, um Pendlerstrecken vom Auto auf Tram und U-Bahn zu verlagern", sagte ihr verkehrspolitischer Sprecher Nikolaus Gradl.

Der Kreisausschuss des Landkreises München soll nun an diesem Montag einen wichtigen Schritt genau in diese Richtung tun: Die SPD-Fraktion hat den Antrag gestellt, dass sich der Landkreis mit der Landeshauptstadt zusammentut bei einer Machbarkeitsstudie über den Verkehrswert einer Trambahn-Verlängerung von Berg am Laim bis zum Jagdfeldring in Haar. Die Idee zu der Verlängerung über die Stadtgrenze hinaus entstand bei einer Zoom-Konferenz mit SPD-Kommunalpolitikern und Stadträten, wie der SPD-Kreis- und Fraktionsvorsitzende Florian Schardt erläutert.

Warum sich die SPD ausgerechnet den Jagdfeldring als Ziel ausgesucht hat? "Dort wohnen viele Menschen", erklärt Schardt, "und die Tram müsste dort nicht umdrehen, sondern könnte eine Schleife fahren." Bei einer Realisierung könnten Fahrgäste aus Haar mit der Tram ohne Umsteigen über Ostbahnhof und Max-Weber-Platz bis zum Marienplatz und Olympiapark fahren.

Dass man in München viel von dieser Option hält, verdeutlicht die Tatsache, dass die Verlängerung bei der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes in die Kategorie A aufgenommen wurde. Das bedeutet, dass der Stadtrat die Trasse als verkehrlich sinnvoll erachtet und eine zeitnahe Realisierung empfiehlt. Auch der Landkreis hat eine Straßenbahnanbindung Haars in seinen Nahverkehrsplan aufgenommen, würde sie doch eine umsteigefreie Verbindung zwischen der Gemeinde und den Stadtbezirken Trudering-Riem, Berg am Laim und Au-Haidhausen schaffen. Die anvisierte Verlängerung wäre insgesamt 7,7 Kilometer lang, davon 5,5 Kilometer auf Münchner Flur und 2,2 Kilometer auf dem Gebiet des Landkreises.

Derzeit werden vom Büro Intraplan Consult 23 mögliche Nahverkehrsverbindungen in allen Teilen des Landkreises auf ihren Verkehrswert hin untersucht. Die Kreisverwaltung geht davon aus, dass es ohne großen Aufwand möglich wäre, eine Trambahn nach Haar in diese Untersuchungen einzubeziehen. Hierbei werden Fahrgastpotenziale abgefragt, nicht nur für potenzielle Straßenbahnlinien, sondern auch für U-Bahntrassen, Seilbahnverbindungen und Schnellbusse (Bus Rapid Transit). Sollte eine solche Untersuchung ergeben, dass die Tram nach Haar Aussichten auf eine große Nachfrage hat, könnte der Landkreis eine entsprechende Planung in Eigeninitiative weiter untersuchen.

"Ich gehe davon aus, dass wir im Kreisausschuss fraktionsübergreifend eine klare Mehrheit dafür bekommen, uns mit der Landeshauptstadt bei diesem Projekt kurzzuschließen", sagt SPD-Kreischef Schardt. Nur so könne der Kreis Einfluss nehmen, dass bei einer Verlängerung der Linie 21 tatsächlich eine Abzweigung nach Haar verfolgt wird. "Und zunächst einmal kostet uns die Machbarkeitsstudie, die München in Auftrag gegeben hat, gar nichts", so Schardt weiter.

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