Nahverkehr:Weichen gestellt

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Der Kreisausschuss billigt die Übernahme von Planungskosten für Vorhaltemaßnahmen am Bahnhof Neuperlach Süd. Die sind Voraussetzung für eine spätere, unterirdische Verlängerung der U 5 nach Neubiberg

Von Stefan Galler, Neubiberg/Ottobrunn

Innerhalb von einer Woche haben der Ausschuss für Mobilität und Infrastruktur sowie der Kreisausschuss des Landkreises München im wahrsten Sinne des Wortes die Weichen für eine Verlängerung der U-Bahnlinie 5 über Neuperlach Süd hinaus gestellt. Wie schon der Mobilitätsausschuss entschied auch der Kreisausschuss in seiner jüngsten Sitzung am Montag einstimmig, die Voraussetzungen dafür zu schaffen, den Betriebshof am Bahnhof Neuperlach Süd bis 2026 auszubauen. Das ist die Grundvoraussetzung für eine Verlängerung der U 5 in Richtung Neubiberg. Dafür ist zeitnah eine entsprechende Planung nötig, die Stadtwerke München (SWM) haben deshalb dem Landkreis ziemlich unmissverständlich deutlich gemacht, dass dieser die Kosten dafür bereitstellen und einen entsprechenden Beschluss herbeiführen müsse.

Laut Landrat Christoph Göbel (CSU) rechnen die SWM mit bis zu 1,2 Millionen Euro Planungskosten, von denen etwa 700 000 Euro auf das aktuelle Haushaltsjahr und weitere 500 000 Euro auf 2021 entfallen. "Wir müssen für diese Ausgaben einstehen, streben aber eine Kostenaufteilung mit Freistaat Bayern und Stadt München an, die in etwa jener für die Planung der U-Bahnverlängerung nach Martinsried entspricht", sagte Göbel. Das würde bedeuten, dass "etwa 93 Prozent der Kosten von staatlichen Stellen getragen wird".

Da die für eine Verlängerung der U 5 notwendigen Umbaumaßnahmen in Neuperlach Süd umfangreich sind, ist auch die Planung entsprechend kompliziert. Es geht darum, den Platz für ein drittes Gleis für die U-Bahn einzurechnen, dabei aber die Auswirkungen auf einen möglichen zweigleisigen Ausbau der S-Bahnlinie 7 nicht außer Acht zu lassen. Schließlich soll die Zweigleisigkeit durch die aktuell anstehenden Veränderungen auch weiterhin realisierbar bleiben. Zu den "Vorhaltemaßnahmen", die später eine Verbindung zwischen Neuperlach Süd und der anvisierten U-Bahnhaltestelle Neubiberg an der Kreuzung Äußere Hauptstraße/Auf der Heid neben dem Zugang zu Friedhof und Landschaftspark überhaupt ermöglichen sollen, gehört die Vorbereitung eines entsprechenden Tunnels. Dieser wird 780 Meter lang sein und alleine etwa 46 Millionen Euro kosten. Der U-Bahnhof Neubiberg soll mit weiteren 65 Millionen zu Buche schlagen; macht 131 Millionen für dieses kurze Teilstück. Schon die Vorhaltemaßnahmen machen laut Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) zwischen 15 und 25 Millionen Euro aus.

Während eine Debatte im Kreisausschuss am Montag ausblieb, hatten vor einigen Tagen einige Mitglieder des Mobilitätsausschuss ihrer Meinung deutlich Luft gemacht. So mutmaßte der Landrat, dass die MVG bei der Planung des neuen Betriebshofes schlichtweg "nicht mehr an die U5-Verlängerung gedacht" habe. Er habe versucht, darauf hinzuwirken, den Betriebsbahnhof nicht in Neuperlach, sondern beispielsweise an der geplanten Endhaltestelle der verlängerten U5 am neuen Campus für Luft- und Raumfahrt in Taufkirchen/Ottobrunn anzusiedeln. Doch da der U-Bahnbau ein zu langfristiges Projekt ist, lehnten die Stadtwerke diesen Vorschlag ab.

Neubibergs Bürgermeister Günter Heyland (Freie Wähler) erklärte, er habe schon im Juni 2016 erstmals mit Vertretern der MVG in Bezug auf den Ausbau des U-Bahnhofs über eine U 5-Verlängerung und ein zweites Gleis für die S-Bahn diskutiert. Seither hätten mehrere Gespräche stattgefunden, auch mit den Stadtwerken als beauftragtem Planer. "Die haben aber bei ihren Planungen nichts von unseren Anliegen berücksichtigt und jetzt sollen wir wegen deren schnarchzapfiger Art bezahlen. Das ist ärgerlich", so Heyland.

Putzbrunns Rathauschef Edwin Klostermeier (SPD) nahm noch einmal Bezug auf eine dringend geforderte Übernahme der Planungskosten durch den Freistaat: "Der Ministerpräsident plant bei uns eine Raumstation und wir müssen für die verkehrliche Erschließung die Kastanien aus dem Feuer holen. Am Ende bauen wir dann noch die ganze Bahn."

© SZ vom 19.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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