Nahverkehr in Unterschleißheim:Alles einsteigen, bitte

Testfahrt mit den Wegbereitern der neuen Buslinie 218 in Unterschleißheim am 09.11.2018.

Einige Stadträte, Vertreter des MVV, Mitarbeiter der Stadtverwaltung und der Bürgermeister testen die neue Buslinie 218 bei ihrer Jungfernfahrt. Der offizielle Start ist erst am 9. Dezember.

(Foto: Jan Staiger)

In Unterschleißheim wird im Dezember das Busangebot ausgeweitet. Die Linie 218 verbindet dann beide S-Bahnhöfe. Bürgermeister Böck preist auf einer Jungfernfahrt die Vorteile eines starken Nahverkehrs.

Von Gudrun Passarge, Unterschleißheim

Bürgermeister Christoph Böck (SPD) als Reiseleiter einer Kaffeefahrt - auf dieses Erlebnis werden die MVV-Kunden wohl verzichten müssen, wenn die neue Buslinie 218 vom 9. Dezember an durch Unterschleißheim fährt. Der Bürgermeister nutzt diese Vorstellung auch nur zur Auflockerung bei der Jungfernfahrt, um dann zu betonen, wie wichtig die neue Linie, ja insgesamt der öffentliche Personennahverkehr sei. Denn als Bürgermeister einer staugeplagten Kommune im Münchner Norden ist er der Überzeugung: "Wir lösen unsere Verkehrsprobleme nur, wenn wir wirklich den Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs bekommen."

Stellvertretender Landrat Ernst Weidenbusch (CSU) bläst ins gleiche Horn. Er betont, der Landkreis kämpfe nach wie vor darum, dass alle Kommunen in den Tarif-Innenbereich aufgenommen würden. "Der Landkreis ist auch bereit, die entsprechenden Defizite zu übernehmen."

So eine Jungfernfahrt eignet sich natürlich gut dazu, verkehrspolitische Grundsatzfragen anzusprechen. Der neue Geschäftsführer des Münchner Verkehrsverbunds (MVV), Bernd Rosenbusch, gerade mal fünf Wochen auf seinem Posten, betont die Notwendigkeit einer Verkehrswende. "Wir können die Straßen nicht dreistöckig ausbauen." Und selbst autonom fahrende Autos würden Staus produzieren, wenn sie nur eine Person transportierten. Es brauche den ÖPNV, um die Städte wirklich zu entlasten.

Anzahl der Buskilometer ausgebaut

Gerade der Landkreis München habe in dieser Hinsicht schon viel bewegt. So sei die Anzahl der Buskilometer in den vergangenen zehn Jahren stark ausgebaut worden. Weidenbusch will die Freude des MVV-Geschäftsführers zwar nicht dämpfen, merkt aber an, wenn das Ein-Euro-Ticket komme, würden sicherlich sehr viele Menschen umsteigen auf Busse und Bahnen - was für den MVV sicherlich eine Herausforderung werden würde, "all diese Menschen transportieren zu müssen".

13,5 Millionen

Kilometer beträgt die jährliche Fahrleistung der Busse im Landkreis München. Wie der Geschäftsführer des MVV (Münchner Verkehrsverbund) Bernd Rosenbusch berichtet, sei diese Zahl in den vergangenen zehn Jahren von 7,7 auf 13,5 Millionen Kilometer gestiegen, eine Steigerung von 75 Prozent.

Noch ist der Ticketpreis ein wenig höher, dennoch können die Unterschleißheimer immerhin von der neuen Streckenführung profitieren. Aus eins mach zwei, nach diesem Motto wird die Buslinie 218 künftig vom S-Bahn-Haltepunkt Unterschleißheim-West bis zur S-Bahnhaltestelle Lohhof-Süd 16 Haltestellen anfahren. In Lohhof-Süd wird umgestellt und der Bus fährt als Linie 215 weiter bis zur S-Bahnhaltestelle Unterschleißheim-Ost. Bürgermeister Böck betont die Vorteile. So fährt die neue Linie auch drei neue Haltestellen an. Wie etwa die Morsestraße im Gewerbegebiet.

"Damit gibt es jetzt gute Möglichkeiten, aus den Wohngebieten zum Gewerbegebiet und zum Einkaufszentrum zu kommen", erklärt Böck. Außerdem verdichte sich der Takt und Leute aus dem Gewerbegebiet könnten alle zehn Minuten einen der beiden S-Bahnhöfe anfahren. Auch die neuen Haltestellen an der Bezirksstraße hob Böck hervor, die es erleichtern, zum Shoppen zu fahren. Zwar sei das nicht unumstritten gewesen im Stadtrat, denn an manchen Stellen sei es etwas eng. Gerade als Böck das sagt, hält der Bus auf der Jungfernfahrt wie auf Kommando an, weil er wegen parkender Autos warten muss, bis das entgegenkommende Fahrzeug vorbei ist. Aber Böck lässt das Argument nicht gelten. Schließlich fahren auch Lastwagen und andere Busse durch die Geschäftsstraße.

Drei Jahre von der Idee bis zur Umsetzung habe es gedauert, berichtet Böck. Der Landkreis habe die Unterschleißheimer Wünsche berücksichtigt, im Kreistag beschlossen und finanziere die neue Buslinie. Die Stadt ist für die Haltestellen zuständig. Sie nehme viel Geld in die Hand. 14 Haltestellen werden neu errichtet, hinzu kommen 16, die barrierefrei werden. Einige sind bereits umgebaut.

Barrierefreie Haltestellen

An der Haltestelle "St. Korbinia", der bei der Jungfernfahrt noch ein "N" fehlt, lässt der Bürgermeister anhalten, um das zu demonstrieren. Hier wurde der Gehweg von zehn auf 18 Zentimeter angehoben. Möchte ein Rollstuhlfahrer mitfahren, kann der Busfahrer eine Rampe runterklappen und zudem den Bus hydraulisch senken. SPD-Stadträtin Antje Kolbe darf für die Fotografen gleich mal zeigen, wie gut das funktioniert. Bei St. Korbinian können die Unterschleißheimer auch umsteigen in die Linie 219 in Richtung Kreuzhof oder S-Bahnhof Unterschleißheim-Ost.

Ebenfalls neu ist die geplante Verlängerung der Linie 291, die bisher nur Dachau und Oberschleißheim miteinander verbindet. Vom 9. Dezember an wird sie auch den Unterschleißheimer S-Bahnhof im Stundentakt anfahren. Wer in Unterschleißheim um 6.28 Uhr einsteigt, soll in Dachau um 6.59 Uhr ankommen. Eine wichtige Tangentialverbindung und "eine tolle Geschichte für die Unterschleißheimer", findet "Reiseleiter" Böck.

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