Süddeutsche Zeitung

Nachverdichtung:Bauherr mit Augenmaß

Lesezeit: 2 min

Neubiberg saniert gemeindeeigene Wohnhäuser und baut moderat

Von Daniela Bode, Neubiberg

Das Thema dürfte in nächster Zeit an vielen Orten aufschlagen: Wie saniert man in die Jahre gekommenen gemeindlichen Wohngebäude so, dass es sinnvoll ist und auch auf Klimaneutralität geachtet wird? Wie nutzt man die Grundstücke und baut am besten noch weitere bezahlbare Wohnungen dazu, verdichtet also nach? In Neubiberg stellen sich diese Fragen momentan bei den insgesamt vier gemeindlichen Wohngebäuden in der Cramer-Klett-Straße 34 bis 36 und in der Siegfriedstraße 1a und 1b, die 1953 gebaut wurden und stark sanierungsbedürftig sind.

Dort sollen nun die Bestandsgebäude erhalten und mit Freisitzmöglichkeiten aufgewertet werden. Außerdem sollen jeweils östlich versetzt zu den bestehenden Gebäuden jeweils ein Gebäude, also insgesamt zwei neue Wohnhäuser, mit insgesamt sechs verschieden großen Wohnungen entstehen. Der große öffentliche Spielplatz im Norden soll bleiben, wie er ist. So hat es der Gemeinderat nun mehrheitlich entschieden. Dieses Vorgehen entspricht einer von vier Varianten, die das Architekturbüro Allmann Sattler Wappner in einer Machbarkeitsstudie vorgeschlagen hat.

Die mit dem Projekt betraute Architektin Carolin Krebber hat diverse Aspekte genau unter die Lupe genommen. Das Areal ist über eine Bushaltestelle gut angebunden, im Vergleich zur Umgebungsbebauung ist der Bereich "locker bebaut", wie sie in der Sitzung sagte, es kann also nachverdichtet werden. Aus all ihren Betrachtungen hatte sie vier Szenarien erstellt. Eine Variante hätte noch mehr Nachverdichtung vorgesehen als die nun vom Gemeinderat favorisierte. Sie hätte noch einen Querriegel nördlich der Bestandsgebäude anvisiert. Dann müsste aber der Spielplatz verkleinert werden.

Einige Gemeinderäte plädierten auch für diese Variante. "Wenn wir schon das Grundstück haben", sollte den Gemeindebürgern möglichst viel Wohnraum zur Verfügung gestellt werden, sagte Reiner Höcherl, Fraktionschef der Freien Wähler. Auch dann bliebe noch ein attraktiver Spielplatz. Auch SPD-Fraktionsvorsitzende Elisabeth Gerner warb dafür, möglichst viel preiswerten Wohnraum zu schaffen. Wie die Mehrheit und auch die Verwaltung hingegen sah es Hartmut Lilge (CSU): Er sprach sich dafür aus, entsprechend dem Gartenstadtcharakter der Gemeinde "moderat zu verdichten" und "familienfreundlich" zu agieren. Der Spielplatz finde nicht nur bei Bewohnern Neubibergs großen Anklang. Auch Bürgermeister Thomas Pardeller (CSU) sprach sich dafür aus, nicht Bürgern öffentlichen Freiraum zu nehmen. Ein Argument der Verwaltung für die gewählte Variante war auch, die lockere Bebauung mit der Nachverdichtung beizubehalten und eine gute Wohnqualität zu erreichen, wie es in der Beschlussvorlage heißt. Das Architekturbüro soll daher die gewählte Option vertieft untersuchen.

Ohnehin verbaut sich die Gemeinde damit nicht die Möglichkeit, dort irgendwann noch mehr Wohnungen zu schaffen. "Den Riegel kann man optional erweitern", sagte Pardeller. Angesichts der Sorge im Gremium wegen einer dann weiteren Baustelle sagte Amandus Sattler, den Riegel etwa in Holzbauweise zu errichten, "wäre kein Problem". Denn dabei wären viele Teile vorgefertigt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5426945
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 01.10.2021
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.