Nacht der Autoren:Früchtetee vor Black Label

21 Lesungen innerhalb von fünf Stunden an sechs verschiedenen Orten: Bei der vierten Nacht der Autoren lesen SZ-Redakteure und diskutieren mit Lesern. Doch der eigentliche Abend beginnt erst später.

Philipp Crone

Lesungen von Zeitungsredakteuren haben viele Vorteile: Zeitungsleser lernen die Zeitungsschreiber kennen, man kann zudem miteinander diskutieren und so mancher Text wirkt ganz anders, wenn man ihn nicht sieht, sondern hört. Der einzige Nachteil bei der "Nacht der Autoren", die die Süddeutsche Zeitung am Samstagabend zum vierten Mal veranstaltete: Im Vergleich zur gedruckten Zeitung kann man hier durch die insgesamt 21 Lesungen innerhalb von fünf Stunden an sechs verschiedenen Orten - wie zum Beispiel der Residenz, dem Rathaus oder der Muffathalle - nicht so ohne weiteres durchblättern. Aber man kann es versuchen.

18.30 Uhr. Heribert Prantl betritt die Bühne im mit etwa 400 Gästen vollen Saal der Muffathalle, um eine Stunde über die Zukunft des Journalismus und der Zeitung zu sprechen. "Guter Journalismus ist einer, bei dem die Journalisten wissen, dass sie eine Aufgabe haben, die mit einem Grundrecht zu tun hat", sagt er um 18.45 Uhr.

Zu der Zeit füllt sich der Max-Joseph-Saal in der Residenz langsam, viele stehen noch an der Häppchentheke, doch als Alexander Gorkow und Holger Gertz von der Seite 3 Platz nehmen, ist auch hier der Saal fast voll. Bremen-Fan Gertz und Bayern-Fan Gorkow sind ein wenig angespannt, denn Bayern spielt gerade gegen Bremen. Die beiden lesen eine Reportage über Louis van Gaal, den Bayerncoach, vielleicht zur Beruhigung.

Als Gertz in der Residenz mit dem ersten Text fertig ist, drängeln sich im Großen Sitzungssaal im Rathaus bereits die Besucher: Dort bittet die Bayernredaktion zum Werkstattgespräch über geschlagene Heimkinder, missbrauchte Ministranten und einen gestürzten Bischof - den von Augsburg, über dessen Prügel die SZ als erste berichtet hatte. Zur Auflockerung gibt es danach die besten Texte aus der München-Kolumne 089. Es ist ein langer Leseabend.

Schon zuvor, es ist 19.30 Uhr, beantworten der stellvertretende Chefredakteur Wolfgang Krach und Region-Ressortleiter Ulrich Schäfer die ersten Fragen zum neuen Regionalteil der SZ. Übersichtlicher sei es, sagen manche, man finde sich nicht mehr so gut zurecht, sagen andere. In der Muffathalle sagt zu der Zeit nur einer etwas, und das ist Sportredakteur Christian Zaschke, der von einer Begegnung mit vier vom südafrikanischen Bier "Black Label" erheiterten Franzosen bei der WM liest. Regelmäßig zucken die Zuhörer, still lachend.

Nach Zaschke kommen die Feuilletonisten Andrian Kreye und Alex Rühle auf die Bühne, da ist die Erwartung an die Witzfrequenz stark gestiegen. Zum Pointenkönig des Abends wird Rühle, als er vom Versuch liest, in München einen Kindergartenplatz zu bekommen, ohne seine Würde zu verlieren, beim Stuhlkreis mit Früchtetee. In der Residenz begibt sich Chefredakteur Hans Werner Kilz kurz darauf hinter das Pult und diskutiert mit den Gästen etwa über den Klinikskandal und den neuen Regionalteil.

Eigentlich beginnt die Nacht der Autoren aber erst gegen 22 Uhr. Da treffen nämlich viele der Redakteure nach gesprochener Arbeit im Ampere zum ausklingenden Umtrunk ein.

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