Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Abschied vom Bartewirt

Von Michael Morosow, Aying

Er hat den Typus des geselligen Bayern in sympathischer Weise verkörpert, sein Markenzeichen war ein zuletzt weißer bauschiger Vollbart, wie ihn einst Prinzregent Luitpold getragen hat. Jetzt ist Max Aichler nach längerer Krankheit im Alter von 86 Jahren gestorben. Der langjährige Wirt hinterlässt seine Frau Hildegard, zwei Kinder und zwei Enkelkinder. Es ist alleine der gegenwärtigen Pandemie geschuldet, dass Max Aichler im engsten Familienkreis beigesetzt wird. Unter gewöhnlichen Umständen würde es sicher eine "große Leich" werden, wie man nicht nur in Aying sagt, denn gekannt und gemocht haben den geselligen Menschen die allermeisten.

Max Aichler wurde am 6. Juni 1934 in Dietramszell geboren, in Arget wuchs das Original zusammen mit sechs Geschwistern auf. 1979, zum zehnjährigen Bestehen des nach seinem Gesichtsschmuck benannten Bartewirts im Ortsteil Kreuzstraße, kamen 2000 feierwütige Fahrgäste mitsamt einigen lustigen Musikanten. In einem Sonderzug mit fünf Waggons ließen sie sich vom Ostbahnhof zum Fest nach Kreuzstraße fahren, wo vier Tage lang in einem großen Zelt gefeiert wurde.

Das Ehepaar Max und Hildegard Aichler hatte die Gaststätte 1969 übernommen und 23 Jahre lang geführt. Der Bartewirt florierte schnell, was neben den Kochkünsten von Hildegard Aichler auch daran lag, dass regelmäßig Musikanten aufspielten. Musik und Gemütlichkeit waren Trumpf im Leben des Bartewirts. Fast bis zuletzt ließ sich der langjährige Wirt regelmäßige Besuche des Stammtischs nicht nehmen.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2020
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