Nachlese zur Bürgermeisterwahl:Ein paar nervöse Minuten

Nachlese zur Bürgermeisterwahl: Der Landrat als Fotograf: Christoph Göbel (CSU) knipst Wahlsieger Edwin Klostermeier (Zweiter von rechts) und dessen Genossen Peter Paul Gantzer, Gabriele Müller, Annette Ganssmüller-Maluche (vorne von links) sowie Christoph Böck (ganz rechts).

Der Landrat als Fotograf: Christoph Göbel (CSU) knipst Wahlsieger Edwin Klostermeier (Zweiter von rechts) und dessen Genossen Peter Paul Gantzer, Gabriele Müller, Annette Ganssmüller-Maluche (vorne von links) sowie Christoph Böck (ganz rechts).

(Foto: Claus Schunk)

Auch wenn er knapp an einer Stichwahl vorbeigeschrammt ist, wertet Bürgermeister Edwin Klostermeier das Votum der Putzbrunner als Bestätigung seiner Arbeit. Sein Gegenkandidat Eduard Boger gibt ihm recht

Von Stefan Galler, Putzbrunn

Noch lange saß der Sieger mit seinen Anhängern beisammen. In der Solalindener "Einkehr" hatte Edwin Klostermeier die SPD- und Grünen-Kollegen aus dem Gemeinderat, die Ortsvereinsmitglieder und einige Sozialdemokraten aus den Nachbargemeinden versammelt, um diesen erfolgreichen Tag harmonisch ausklingen zu lassen. Dass es klappen würde mit dem Sieg im ersten Wahlgang, hatte sich der 62-Jährige gewünscht, und dann am Sonntagmorgen auch noch einige untrügliche Indizien dafür erhalten.

"Zuerst hat mir mein Sohn ein Bild aufs Handy geschickt von unserem neugeborenen Enkelkind und mit Glückwünschen für die Wahl", erzählt der stolze Großvater. "Und dann habe ich von unserem Fenster aus die fünf Rehe gesehen, die sich zurzeit immer wieder mal am Waldrand blicken lassen." Da sei ihm klar geworden, dass es was werden könnte mit dem Sieg gleich in erster Instanz.

Deutlich spannender als vor sechs Jahren war der Abend verlaufen, damals hatten die Putzbrunner Klostermeier mit 70,3 Prozent der Stimmen im Amt bestätigt, was auch an den Gegenkandidaten lag: CSU-Mann Eduard Boger (18,7 Prozent) war im Ort noch ziemlich unbekannt, ganz im Gegensatz zum früheren Rathauschef Josef Kellermeier, der völlig überraschend aus seiner neuen Heimat Berlin noch einmal zurückkehrte, jedoch nur elf Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Diesmal bekam es Klostermeier wieder mit Boger zu tun, doch der hat in den vergangenen Jahren deutlich an Profil gewonnen. Und Walter Hois (Gemeinschaft pro Putzbrunn) war sozusagen der gemeinsame Kandidat derjenigen im Gemeinderat, die Klostermeiers Art, die Kommune zu lenken, am schärfsten kritisieren; die Freie Wähler Gemeinschaft unterstützte ihn jedenfalls nach Kräften.

Nach der Auszählung von zwei von fünf Stimmbezirken schien das Rennen noch eng zu sein, zumindest, was die 50-Prozent-Marke für Klostermeier anbelangte. Doch durch das Ergebnis im Stimmbezirk Lebenshilfe-Werkstatt, wo der Amtsinhaber 54,1 Prozent der Stimmen holte, standen die Zeichen auf Durchmarsch, Klostermeier siegte auch bei den Briefwählern deutlich (51,8 Prozent) und holte schließlich im Stimmbezirk Kiefernstraße, zu dem die Gemeindeteile Oedenstockach und Solalinden zählen, 58,0 Prozent.

Es begann eine umfangreiche Gratulationstour, die unterlegenen Konkurrenten, Politiker aus anderen Landkreisgemeinden und auch die ersten Rathausmitarbeiter schüttelten Klostermeier die Hand. "Jetzt müsst ihr den noch mal sechs Jahre aushalten", sagte der Wahlsieger und erntete Gelächter. Er räumte ein, schon "ein paar nervöse Minuten" verlebt zu haben, bevor die Ergebnisse dann in eine eindeutige Richtung gingen. Als ausschlaggebend für den Erfolg bezeichnete der Sozialdemokrat, dass er "im Wesentlichen gute Arbeit geleistet" habe und führte als Beispiel die Kinderbetreuung im Ort an, die eine hundertprozentige Deckung der Bedürfnisse aufweise. Auf die Ankündigung von Gegenkandidat Hois, er werde sich in den nächsten beiden Jahren bis zur Gemeinderatswahl schwer tun, Mehrheiten für seine Ideen zu finden, reagierte Klostermeier gelassen: "Wer ordentlich arbeitet, bekommt auch Mehrheiten. Sollte die Gegenseite nur Blockadepolitik machen, wird sich das bei der nächsten Wahl nicht auszahlen."

Walter Hois verließ am Sonntag unmittelbar nach Bekanntwerden des Endergebnisses das Rathaus kommentarlos. Tags darauf analysierte er sein Ergebnis von 21,8 Prozent: "Die Wahlbeteiligung war mit 53,3 Prozent unter aller Kanone, so gesehen haben mich ein Achtel aller Putzbrunner gewählt. Das ist natürlich ernüchternd." Die Bürger seien demnach "nicht motiviert für einen Wechsel" gewesen. Man werde nun genau beobachten, inwiefern Klostermeier seine Versprechen aus dem Wahlkampf einlöst. "Wir machen unsere Arbeit im Gemeinderat weiter wie bisher, konstruktiv-kritisch", sagt Hois, der sich noch nicht entschieden hat, wie es für ihn persönlich politisch weitergeht, etwa im Hinblick auf die nächste Gemeinderatswahl 2020 oder die Bürgermeisterwahl 2024. "Das hängt auch mit meiner beruflichen Neuausrichtung zusammen. Ich weiß ja noch gar nicht, ob ich direkt im Münchner Umland bleibe oder nicht."

Für Eduard Boger ist ebenfalls noch nicht klar, ob er nach zwei gescheiterten Anläufen 2024 noch einmal als Bürgermeister kandidieren will. Zumindest aber zeigte sich der CSU-Kandidat mit seinem Ergebnis, 25,2 Prozent, ziemlich zufrieden: "Die Frage war doch, was ich mehr bringe als der amtierende Bürgermeister. Wir sind bei vielen Themen eng beieinander, da hat der Wähler gesagt, die Erfahrung wiegt schwerer als der frische Wind." Wichtig sei ihm der faire Wahlkampf gewesen, um "nicht in sechs Wochen kaputt zu machen, was man Jahre aufgebaut" habe. Nun wolle er im Herbst auf dem Oktoberfest antreten, um Landesschützenkönig zu werden. "Dann bekomme ich eine Kette - fast wie der Bürgermeister."

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