Süddeutsche Zeitung

Nachhaltigkeit:Gas bleibt eine Option

Der Ismaninger Gemeinderat diskutiert angesichts der Erweiterung des Fernwärmenetzes über Klimaschutz-Auflagen für die eigene Geothermiegesellschaft. Doch die Mehrheit lehnt selbst eine Empfehlung ab

Von Sabine Wejsada, Ismaning

Seit knapp neun Jahren werden in Ismaning öffentliche Gebäude und Haushalte mit Erdwärme versorgt - und in dieser Zeit hat sich die Geothermie zu einem Erfolgsmodell entwickelt. Mittlerweile verfügt die Gemeinde über ein 55 Kilometer langes Fernwärmenetz und 2021 soll es mit dem Ausbau weitergehen. Dafür braucht die Wärmeversorgung Ismaning (WVI), ein hundertprozentiges Tochterunternehmen der Gemeinde, weiteres Geld von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Für die Darlehen übernimmt die Kommune eine Ausfallbürgerschaft in Höhe von 80 Prozent - und zwar ohne sie an Auflagen zum Klimaschutz zu knüpfen.

Bruno Rimmelspacher, SPD-Gemeinderat und selbst im Aufsichtsrat der WVI, stieß im Gemeinderat eine Debatte an, ob jene Übernahmezusage an die Bedingung gebunden werden sollte, den weiteren Ausbau des Fernwärmenetzes klimaneutral zu planen und zu realisieren. Erdgas sei die schlechteste Alternative für das Nachheizen, sollten die Kapazitäten angesichts der hohen Nachfrage nicht mehr reichen. Aus Klimaschutzgründen sollte dies mit regenerativen Energien geschehen, nicht mit fossilen - Gas sei "ein Auslaufmodell", sagte Rimmelspacher. "Wenn wir glaubwürdig bleiben wollen, dann müssen wir auf Erdgas verzichten", argumentierte er, immerhin habe der Gemeinderat den Plänen der Stadtwerke München, am Standort des Heizkraftwerks München-Nord im Nachbarort Unterföhring ein Gas-und-Dampfturbinen-Kraftwerk zu errichten, erst kürzlich eine Absage erteilt.

Die Geothermie in Ismaning sei inzwischen so erfolgreich, dass man wohl um eine weitere Dublette nicht herumkommen werde, sagte Rimmelspacher. Darüber hinaus sei es Aufgabe des Gemeinderats, Zielmarken zu formulieren. Und eine davon müsse heißen: Bei der Erdwärme ohne den Einsatz fossiler Energieträger auszukommen, befand der SPD-Politiker.

Bürgermeister Alexander Greulich, ebenfalls SPD, war von dieser Auflage nicht überzeugt. "Dieses Anliegen ist ausgesprochen redlich, aber wir orientieren uns schon immer daran", sagte er. Die Übernahme der Bürgschaft an die von Rimmelspacher vorgeschlagene Auflage zu knüpfen, davon hielt Greulich nichts. Das sei ein "scharfes Schwert", ins Protokoll der Gemeinderatssitzung könne man die Anregung allerdings in jedem Fall aufnehmen.

Andreas Hobmeier, Hauptamtsleiter im Ismaninger Rathaus und Geschäftsleiter der WVI, teilte die Ansicht und versicherte, dass es aktuell noch nicht ohne Gas gehe. Darüber hinaus sei man ohnehin gerade dabei, sich Empfehlungen vom bayerischen Zentrum für Angewandte Energieforschung (ZAE) in Garching zu holen, was den Energiemix angehe. Noch im März soll es Ergebnisse der Gespräche geben, über die der Gemeinderat dann informiert werden soll.

Bruno Rimmelspacher relativierte daraufhin seinen Vorschlag dahingehend, dass die WVI aufgefordert werden solle, den Ausbau mit regernativen Energien zu planen und zu realisieren, doch bis auf ihn und Georg Everwand von den Grünen votierte niemand im Gremium für den Ergänzungsantrag.

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SZ vom 02.03.2021
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