Ehrenamtliches Engagement:Die Krake wird gebraucht

Ehrenamtliches Engagement: Ein Service von vielen: Lebensmittellieferungen und Einkaufshilfen sind gerade in der Pandemie gefragt.

Ein Service von vielen: Lebensmittellieferungen und Einkaufshilfen sind gerade in der Pandemie gefragt.

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Pandemie und Demografie fordern die Nachbarschaftshilfen heraus - das dokumentiert eine Bachelorarbeit am Beispiel des Landkreises München.

Die Herausforderungen an das Ehrenamt sind vielfältig: So soll es Sinn ergeben, vorzugsweise projektbezogen sein und Aufwandsentschädigungen spielen auch eine Rolle. Die Nachbarschaftshilfen im Landkreis München, die sich für die Bachelorarbeit von Sigrid Ottensmann zum Thema ehrenamtliches Engagement als Interviewpartner zur Verfügung gestellt haben, wünschen sich außerdem unbürokratischere Rahmenbedingungen und wissen um die Notwendigkeit eines guten Managements, um Helfer für ihre zahlreichen Projekte anwerben zu können.

Denn zahlreiche ehrenamtliche Projekte gibt es. Einige sind temporärer Natur, andere werden ausgebaut oder komplett neu entwickelt. So hat die Nachbarschaftshilfe der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Ottobrunn, Hohenbrunn und Neubiberg erst kürzlich den Lotte-Lemke-Engagement-Preis für ihre in der Pandemie entstandenen Projekte Lebensmittelkiste, eine monatliche Lebensmittellieferung an bedürftige Senioren und Familien und ihre Hilfe bei der Registrierung und Begleitung zu Corona-Impfungen erhalten. Diese beiden Projekte sind inzwischen allerdings nicht mehr aktiv.

Dafür wird das Projekt "Zeit für Dich" weiterentwickelt. In diesem werden einsame Senioren einmal monatlich besucht und mit ihnen gemeinsam Zeit verbracht. In Kirchheim unterstützen ehrenamtliche Helfer in den Bereichen Betreuung, Demenzbetreuung, Hauswirtschaft, Fahr- und Begleitdienste sowie durch die Tätigkeit des ehrenamtlichen Vorstands die Arbeit der Nachbarschaftshilfe. Für dieses ist dort außerdem die Gründung einer Angehörigengruppe geplant. Eine ehrenamtliche Fachkraft wird diese leiten.

Viel Bedarf gibt es aktuell auch im Bereich Familie. Dort reagieren die Nachbarschaftshilfen auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Besonders für Kinder und Jugendliche wurden die Angebote ausgeweitet. In Taufkirchen startete die Nachbarschaftshilfe die "Aktion Lücken schließen", bei der Schülerinnen und Schülern bis zur zehnten Klasse ehrenamtlich geholfen wird, den versäumten Unterrichtsstoff nachzuholen. In einer wöchentlichen Lernwerkstatt können Schülerinnen und Schüler ohne Anmeldung und kostenfrei lernen und Hausaufgaben machen.

Aufgrund des hohen Bedarfes sollen die Hilfen für Schüler weiter ausgebaut werden. Lernlabore mit Experimenten, Lernspielen sowie Angebote in mathematisch und naturwissenschaftlichen Fächern sind in der Planung. Die Nachbarschaftshilfe Haar verzeichnet so viele Anmeldungen zum Förderkurs für Grund- und Mittelschüler wie noch nie zu vor. Mittlerweile werden dort mehr als 40 Kinder betreut. Dank neuer Paten und einer großen Nachfrage aus den Schulen läuft dort nun auch das coronabedingt ausgesetzte Programm der Job-Paten wieder an.

Ein rein ehrenamtliches und dazu von Pandemien unabhängiges Projekt ist das Oktopus-Häkeln der Nachbarschaftshilfe Unterschleißheim. Nach festen Vorgaben werden kleine Kraken für frühgeborene Babys im Klinikum Großhadern gehäkelt. Sie sind für die kleinen Patienten nicht nur zum Kuscheln da, sondern sollen den Babys helfen, sich auf der Frühchen-Station sicher und wohl zu fühlen.

"In den Nachbarschaftshilfen findet man das Engagement, das genau zu einem selbst passt", sagt die Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft, Andrea Schatz. Ganz gleich, ob man Kinder oder ältere Menschen betreut, sein Organisationstalent oder die eigene Kreativität einbringt und das regelmäßig oder projektbezogen, die Nachbarschaftshilfen im Landkreis München stünden für soziale Innovation und zeitgemäßes bürgerschaftliches Engagement in all seinen Facetten.

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