"70 Prozent macht die Atmosphäre, 30 Prozent das Essen." Dieses Zitat von Paul Bocuse steht auf einem der ausgestellten Kunstwerke im "Treffpunkt" der Nachbarschaftshilfe, die aus der Kunsttherapie des Hirnverletzten-Rehabilitationszentrums Reversy stammen, und es trifft auch das Motto der Einrichtung sehr gut. Im Nachfolger des "Café Grün" im Haus der Begegnung gibt es zwar Kaffee und Kuchen sowie vom neuen Koch André Günther zubereitete Kleinigkeiten wie Salate, Suppen, wechselnde Gerichte, Sandwiches und Butterbrezen. Doch das Essen und Trinken sollen nicht die Hauptsache sein. Das betonte der Geschäftsführer der Nachbarschaftshilfe, Tobias Sicheneder, am Dienstagnachmittag bei der Eröffnung.
Vor allem soll der Kontakt zwischen allen Generationen im Treffpunkt gepflegt werden, alle sind hier willkommen, ob sie etwas essen und trinken wollen oder nicht. Wasser steht kostenlos zur Verfügung. Die neue Einrichtung aus gemütlich gepolsterten Bänken, Sofa und Sesseln lädt dazu ein, auch einfach mal Zeitung zu lesen. Auch die Schüler des gegenüberliegenden Gymnasiums sind angesprochen, für die Sicheneder ein gutes Lockmittel parat hat: "Hier gibt es Wlan, in der Schule nicht." Auch öffnet der Treffpunkt schon um 7.30 Uhr, sodass sich Schüler vor dem Unterricht mit Pausenproviant versorgen können.
Zur Eröffnung waren alle wichtigen Beteiligten erschienen. Dorothea Burghardt und Barbara Portenlänger-Braunisch vom Vorstand der Nachbarschaftshilfe erzählten ebenso wie Sicheneder von der nicht immer einfachen Entstehungsgeschichte des Cafés. "Wir waren in der einen oder anderen Sackgasse", sagte Sicheneder. Dann aber habe vor allem Portenlänger-Braunisch, die auch CSU-Gemeinderätin ist, immer wieder Mut gemacht.
Bürgermeister Jan Neusiedl (CSU) zeigte sich von der gemütlichen neuen Einrichtung begeistert. "Ich hatte schon befürchtet, dass Sie ausrangierte Möbel unterbringen", scherzte er. Nicht ausrangiert, aber doch sehr günstig erworben ist das Klavier, an dem sich jeder, der das Spielen beherrscht, niederlassen und die Gäste unterhalten darf. Es wurde per Kleinanzeige gefunden und hat nur 100 Euro gekostet. Sebastian Hollunder, Klavierbauer und Pianist, hat es gestimmt. Er ist nur einer von sehr vielen Ehrenamtlichen, die sich bereits für das Funktionieren des Treffpunkts engagieren. Auch seine Mutter Luitgard Hollunder, Lehrerin am Gymnasium Oberhaching, steht Sicheneder mit Rat und Tat zur Seite. Die Verbindung rührt daher, dass Sicheneder einst Schulsozialarbeiter am Gymnasium Oberhaching war.
Eine Ehrenamtliche der Nachbarschaftshilfe wurde am Dienstag ganz besonders hervorgehoben: Heide Olbricht. Sie hat bei dem ausgeschriebenen Wettbewerb den Namen "Treffpunkt" vorgeschlagen, der von der Mitgliederversammlung der Nachbarschaftshilfe einstimmig angenommen wurde. In der engeren Wahl waren außerdem noch die Namen "Wohnzimmer", "Habe die Ehre" und "Salon" gewesen. Es gab aber unter den 160 Vorschlägen auch überraschende, die keine Chance hatten, etwa "Fuchsbergerstüberl". Auch die Kinder aus dem Kindergarten hatten beim Wettbewerb mitgemacht und jedes hatte einen Vorschlag abgeliefert. Wenn demnächst eine Kinderecke eingerichtet wird, sollen dafür eventuell diese Vorschläge zu Ehren kommen.
Der Treffpunkt soll natürlich auch ein Ort sein, "an dem man Hilfe bekommt", so Portenlänger-Braunisch. Hier könne man sich immer über alle Angebote im Haus informieren und finde sicher die richtige Kontaktperson. "Wir hoffen aber auch, dass jeder Besucher vielleicht auch etwas beiträgt, und sei es nur dadurch, dass er sich mit jemandem unterhält." Gesucht werden darüber hinaus noch Menschen, die gerne Kuchen backen und ihre hausgemachten Werke für den "Treffpunkt" zur Verfügung stellen.
Im gesamten Haus der Begegnung an der Tobrukstraße 2 gibt es am Samstag, 14. September, von 11 bis 16 Uhr einen Tag der offenen Tür. Außer dem Treffpunkt kann man auch alle anderen Einrichtungen besichtigen, etwa den Kindergarten Marienkäfer, die Seniorentagespflege, den Secondhandshop und den Familienstützpunkt.