Baierbrunns neuer Bürgermeister:"Ich habe versprochen, mir auch Freiräume zu nehmen"

Baierbrunn, Wolfgang Jirschik, Baierbrunn, Ulmenstraße, für den Tag der Offenen Gärten;

Der Garten ist das große Hobby von Wolfgang Jirschik und seiner Frau.

(Foto: Angelika Bardehle)

Nach seinem überraschend deutlichen Sieg bei der Bürgermeisterwahl in Baierbrunn freut sich Wolfgang Jirschik auf die Arbeit im Rathaus. Trotzdem will er sich weiter um den Garten kümmern, den er mit seiner Frau angelegt hat.

Interview von Iris Hilberth

Wolfgang Jirschik (ÜWG) hatte auf einen Sieg im ersten Anlauf gehofft. Dass mehr als zwei Drittel der Baierbrunner Wähler ihn am Sonntag zum Nachfolger der zurückgetretenen Bürgermeisterin Barbara Angermaier (BIG) machten, rührte ihn dann schon. Doch er fasste sich schnell wieder und amüsierte sich über das Rauschen und Knacken der Lautsprecheranlage im Rathaus: "Wer draußen vorbeigeht, meint, das ist der Applaus."

SZ: Wollten Sie schon immer mal Bürgermeister werden?

Wolfgang Jirschik: (lacht) Nein! Ich bin davon ausgegangen, dass ich die gesamte Amtsperiode als Zweiter Bürgermeister durchmache und dann bei der nächsten Kommunalwahl vielleicht wieder als Gemeinderat kandidiere. Aber dann muss ich eh mal sehen, dann bin ich schon über 70.

Also es war kein Kindheitstraum?

Eigentlich nicht. Ich wollte mich kommunalpolitisch engagieren und einiges erreichen. Und das kann man auch als Gemeinderat oder Zweiter Bürgermeister. Das Ganze kam ja dann sehr überraschend. Die Freude am Amt hat mich jetzt aber gepackt. Ich mache das gerne, es macht mir Spaß. Es ist eine wunderbare Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern im Rathaus. Von daher habe ich mir gesagt, ich packe das als Erster Bürgermeister an.

Statt Blumen haben Sie einen Birnbaum zum Wahlsieg geschenkt bekommen, eine "Bürgermeisterbirne". Gibt es schon einen Platz?

Ja, den gibt es in meinem Garten. Ich habe bereits eine Birne dort stehen, und in der Nähe wird die zweite gepflanzt, da wird sich sicher ein Plätzchen finden. Ich habe einen naturnahen Garten mit einigen Obstbäumen, mit Teich und Vogelhecke.

Haben Sie denn jetzt überhaupt noch genügend Zeit zum Garteln?

Die Zeit möchte ich mir nehmen. Das ist das große Hobby von meiner Frau und mir. Aber das lässt sich auch weiter arrangieren, wenn ich am Nachmittag heimkomme. Das habe ich früher schon so gemacht, als ich noch berufstätig war. Da bleibt im Sommer noch genügend Zeit, sich im Garten zu entspannen und dort etwas zu gestalten und zu pflegen.

Mit 68 Jahren sind viele ja froh, im Ruhestand zu sein. Sie starten noch einmal durch. Was sagt denn Ihre Familie dazu?

Es gab natürlich eine längere Diskussion mit meinen Söhnen und deren Familien. Vor allem aber mit meiner Frau, zumal sie gerade erst in Ruhestand gegangen ist und wir nach einer Fußoperation endlich wieder gemeinsam wandern konnten. Aber wir haben uns mit der Situation arrangiert. Ich habe versprochen, mir auch Freiräume zu nehmen, dass wir neben der Rathausarbeit gemeinsam etwas unternehmen können. Ich bin sicher, das wird funktionieren.

Könnten Sie sich vorstellen, nach zwei Jahren - wenn es in Baierbrunn beim ehrenamtlichen Bürgermeister bleibt - noch einmal zu kandidieren?

Das möchte ich absolut offen lassen. Das kommt ganz darauf an, wie die Kandidaten-Gegebenheiten dann sind. Wenn es genügend geeignete Kandidaten gibt, muss ich ja nicht mehr kandidieren. Würde sich tatsächlich niemand zur Verfügung stellen, müsste ich mir das tatsächlich überlegen, noch einmal für kurze Zeit anzutreten und dann jemanden aufzubauen. Aber wie gesagt: Das ist absolut offen, das wird die Zukunft bringen.

Was steht denn jetzt als Erstes an?

In den nächsten Tagen werde ich mich mit der Kämmerin und dem Bauamt zusammensetzen, um einen Masterplan für die nächsten Schritte für den Grundschulneubau zu entwerfen. Wir haben schon einiges in die Wege geleitet, aber wir brauchen jetzt die gesetzten Meilensteine, also was ist wann genau zu erledigen, damit das Ganze Struktur bekommt und mit Nachdruck weitergeht.

Was haben Sie sich für die gesamten zwei Jahre vorgenommen?

Außer der Schule muss dringend as Wohnbauprogramm angegangen werden. Es geht darum, auf dem gemeindeeigenen Grundstück Wohnraum zu schaffen. Bei neuen Bauprojekten, wenn in naher Zukunft wieder Bauland ausgewiesen werden sollte, gilt es, dies mit einem städtebaulichen Vertrag zu regeln, damit auch Wohnraum für Einheimischenprojekte zur Verfügung gestellt wird. Wichtig ist auch die Unterstützung der Vereine. Hier geht es zunächst um den Sportclub, den SCB. Sanitäranlagen, Turnhalle und Trainingsplatz müssen im Rahmen der Möglichkeiten angegangen werden. Auch das Vereinsheim ist in die Jahre gekommen, eine grundlegende Sanierung ist in den nächsten Jahren notwendig. Dann wird es unter anderem um die Weiternutzung der alten Schule gehen sowie um eine optimale Ausstattung der Feuerwehr. Ich habe am Wahlabend schon angekündigt: Es geht mir um eine Politik des Machbaren.

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