MVV-Tarifreform:Im Zonenrandgebiet

Engstelle

S-Bahnfahrgäste müssen sich bis Mitte Dezember auf neue Zonengrenzen und Preise einstellen.

(Foto: Niels P. Joergensen)

Am 15. Dezember tritt die MVV-Tarifreform in Kraft. Unter den Pendlern im Landkreis München gibt es Gewinner und Verlierer.

Von Martin Mühlfenzl

Für Bernd Rosenbusch, den Geschäftsführer des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV), ist sie "ein Meisterwerk"; für die meisten Politiker im Landkreis München nur ein Zwischenschritt hin zu einer echten Neustrukturierung. Am 15. Dezember tritt die MVV-Tarifreform in Kraft, die laut MVV vor allem "klarer strukturiert" sein soll als das bisherige Wirrwarr der Ticketpreise und Zonen, die im Landkreis aber höchst umstritten war und ist. Vor allem, weil es nicht alle 29 Städte und Gemeinden, wie es die Kreispolitik angestrebt hatte, in den neuen Innenraum (Zone M) geschafft haben. Auf die Pendler im Landkreis warten zahlreiche Veränderungen - ein Überblick.

Der neue Innenraum: Aus den bisher vier Ringen des Innenraums wird eine einheitliche Zone, der auch einige Landkreiskommunen angehören: die Haltestellen Großhesselohe, Pullach und Höllriegelskreuth im Süden etwa, im Südosten Unterhaching, Taufkirchen, Deisenhofen, Neubiberg, Ottobrunn und Haar. Im Norden hingegen lediglich die Station Unterföhring. Kritik an den Reformplänen wird im Landkreis nach wie vor laut, weil die einwohner- und wirtschaftsstarken Nordkommunen wie Unterschleißheim und Ismaning sowie die Universitätsstadt Garching nicht in den neuen Innenraum integriert worden sind. Der einheitliche Preis innerhalb der Zone M für die reguläre Isar-Card liegt monatlich bei 55,20 Euro.

Die Zonen: Es wird tatsächlich übersichtlicher. Statt der bisher geltenden 16 Ringe gibt es künftig nur noch den Innenraum sowie sechs Zonen. Und die Reform wirkt von innen nach außen, denn der neue Innenraum wird grundsätzlich immer dazu gebucht. Das hat aber nicht nur Verbesserungen zur Folge: Wer etwa von Heimstetten nach Berg am Laim pendelt, bucht bisher drei Ringe. Kostenpunkt im Monat: 66,60 Euro. Künftig kostet dieses Ticket monatlich 88,90 Euro (Zone M+1), weil der komplette Innenraum automatisch dazu gebucht wird, auch wenn er vorher nicht genutzt worden war. Für Pendler aus Unterschleißheim etwa wird die Monatskarte (Isar-Card) dagegen um 24 Prozent günstiger und kostet statt 116,50 nur noch 88,90 Euro.

Der Ausgleich: Für die Kreispolitik stellt die Tatsache, nicht alle 29 Städte und Gemeinden in die neue Zone M bekommen zu haben, eine Ungerechtigkeit dar, die der Landkreis in Eigenregie beseitigen wird. Erstattet wird auf die Dauer von zunächst zwei Jahre die Differenz zwischen dem Zeitkartenpreis der gelösten Preisstufe und der Preisstufe der M-Zone (55,20 Euro). Etwa 15 000 Besitzer von Abo- und Jahreskarten, schätzt die Verwaltung im Landratsamt, können diesen Ausgleich beantragen. Für diese Subventionierung können Kosten von bis zu 5,7 Millionen Euro anfallen.

Was bleibt: Es wird auch weiterhin Einzelfahrkarten (künftig 3,30 Euro), Streifenkarten (14 Euro) und Single-Tageskarten (Zone M: 7,80 Euro. M+1: 8,90. M+2: 9,50) geben. Kinder bis zu fünf Jahren fahren weiter kostenlos. In den allermeisten Fällen werden auch die Seniorentickets sowie Fahrkarten für Schüler, Auszubildende und Studenten günstiger. Der MVV-Tarifcheck gibt einen einfach zu bedienenden Überblick über die Tarifstruktur, indem der Pendler Start und Ziel eingibt (tarifcheck.mvv-muenchen.de).

Die Übergangsregelungen: Wochen und Monatskarten gelten auch nach dem Start der MVV-Tarifreform bis zum Ende der Geltungsdauer im bisherigen Geltungsbereich. Beim Abonnement mit monatlicher Zahlung werden vom 1. Januar 2020 die neuen Preise gerechnet. Bei der jährlichen Zahlung kann das Abo ebenfalls von 1. Januar an in den neuen Geltungsbereichen genutzt werden. Kommt es infolge der Tarifreform zu einer Preiserhöhung, werden die Preise für die Restlaufzeit des Abonnements nicht nachberechnet. Bei einer Reduzierung werden die Preise automatisch vom Abo-Center des MVV erstattet. Es gilt der Grundsatz: Kein Abo-Kunde, der 2019 sein neues Abo erhält oder verlängert, wird durch die Umstellung zur Tarifreform schlechter gestellt, so haben es die Gesellschafter des MVV festgelegt.

Wie es weitergeht: Nach zwei Jahren wird erstmals evaluiert, welchen Effekt die Tarifreform bis dahin gehabt hat - und sie soll weiterentwickelt werden. Für die Kreispolitik bleibt das Ziel, alle Kommunen des Landkreises in den Innenraum zu integrieren.

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