MVV-Tarifreform:Ismaning will Pendlern Tickets zum Teil erstatten

MVV-Tarifreform: Die Ismaninger zählen sich zu den Verlierern der Reform, weil sie nicht in die M-Zone aufgenommen wurden.

Die Ismaninger zählen sich zu den Verlierern der Reform, weil sie nicht in die M-Zone aufgenommen wurden.

(Foto: Robert Haas)

Auf Initiative von SPD und FWG soll die Gemeinde Benachteiligung durch die Tarifreform notfalls selbst ausgleichen.

Von Irmengard Gnau, Ismaning

Noch knapp acht Monate sind es, dann wird die nach langer Debatte beschlossene MVV-Tarifreform am 15. Dezember in Kraft treten. Doch noch immer regt sich Unmut über das Ergebnis der Verhandlungen, besonders im Norden des Landkreises. Vor allem Ismaning, Garching, Unter- und Oberschleißheim sehen sich als Verlierer der Reform, weil sie nicht wie erhofft in die zentrale M-Zone aufgenommen wurden, sondern weiterhin zu den äußeren Ringen zählen - und Pendler somit wesentlich tiefer in die Tasche greifen müssen als die meisten ihrer Kollegen im Süden des Landkreises. Die Gemeinde Ismaning will dem nicht tatenlos zusehen, sondern macht sich nun als erste auf, die Nutzer öffentlicher Verkehrsmittel aus dem eigenen Budget zu subventionieren.

Das zumindest wünschen sich SPD und Freie Wählergemeinschaft (FWG), die zusammen die Mehrheit im Gemeinderat stellen. In einem gemeinsamen Antrag haben sie angeregt, dass die Kommune prüfen soll, inwieweit sie selbst ihre Bürger entlasten kann, wenn es denn schon kein anderer tut. Ismaninger, die eine MVV-Wochen- oder Monatskarte nutzen, um zum Beispiel in die Arbeit zu fahren, soll die Gemeinde so bezuschussen, dass die Differenz zwischen dem Preis eines Tickets für die neue M-Zone und dem tatsächlich gezahlten Preis ausgeglichen wird. Um mit einer regulären Isarcard nach München zu fahren, müssen Ismaninger beispielsweise von Mitte Dezember an 88,90 Euro im Monat bezahlen. Hätte es Ismaning in den Innenraum geschafft, würde die Monatskarte nur 55,20 Euro kosten. Jene 33,70 Euro könnte die Gemeindekasse übernehmen.

Diese Lösung soll freilich nur notfalls greifen, betonen die Kommunalpolitiker in ihrem Antrag, über den am kommenden Donnerstag beraten wird: Im bevorzugten Fall soll der Landkreis für alle seine Bürger, die bei der Tarifreform nicht in den Innenraum aufgenommen wurden, die Mehrkosten übernehmen. Einen entsprechenden Prüfantrag hatte Ernst Weidenbusch (CSU) bereits im Dezember im Kreistag gestellt, als das Gremium der Tarifreform zustimmte. Die Antwort des Landratsamts steht indes noch aus.

Der Wunsch nach der M-Zone sei kein Gag gewesen

Dass der Landkreis einspringt, wäre die optimale Lösung, sagt Annette Ganssmüller-Maluche (SPD), stellvertretende Landrätin, Gemeinderätin in Ismaning und eine der lautesten Kritikerinnen der Reform. "Wir wollen mit unserem Antrag aber auch zeigen, dass der Wunsch nach der M-Zone kein Gag war, sondern wir notfalls bereit sind, als Kommune ein Zeichen zu setzen", sagt sie. Es gehe um Geld, das sei ihr bewusst, "aber dieses Geld ist richtig eingesetzt: Verkehr ist das große Thema im Landkreis München."

Der Grünen-Landtagsabgeordnete und Kreisrat Markus Büchler sieht den Vorstoß der Kommune eher kritisch. "Natürlich liegt es im Ermessen der Gemeinde Ismaning", sagt er, "aber ich halte es nicht für den Königsweg, dass jede Kommune jetzt ihr eigenes Konzept entwickelt." Als Oberschleißheimer hätte er sich natürlich auch gewünscht, dass der ganze Landkreis in die M-Zone kommt, sagt Büchler. Dennoch bewertet er die Reform insgesamt als einen Schritt in die richtige Richtung. Er empfiehlt den Kommunen im Landkreisnorden, die Veränderungen von 15. Dezember an genau zu prüfen und sich auf Basis dieser Daten dafür einzusetzen, die M-Zone bei der Weiterentwicklung der Reform 2021 zu vergrößern: "Wir sollten unser gemeinsames Verhandlungsgeschick darauf verwenden, dann nachzubessern." Dass es rechtlich möglich und sinnvoll ist, dass der Landkreis benachteiligte Pendler bezuschusst, hält Büchler für eher fraglich.

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