MVV-Tarif:Kirchheim verwirft Gratis-Busse

Weil der MVV wohl nicht mitspielt, ist die Idee vorerst vom Tisch

Von Patrik Stäbler, Kirchheim

Am S-Bahnhof Heimstetten in den 263er-Bus einsteigen und damit bequem bis zum Rathaus fahren - kostenlos, wohl gemerkt: So hat sich das der Bauausschuss des Kirchheimer Gemeinderat vorgestellt, als er im Juli einmütig beschloss, mit dem Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) über ein Gratis-Angebot auf den Linien 262, 263 und 463 zu verhandeln. Nun aber folgte im Gemeinderat der Dämpfer: Eine deutliche Mehrheit des Gremiums lehnte den Vorschlag von Bürgermeister Maximilian Böltl (CSU) ab, "die Einführung eines selbstorganisierten, kostenlosen ÖPNV-Tarifs im Gemeindegebiet näher zu untersuchen". Hierbei sollten nach dem Wunsch des Rathauschefs auch die Nachbarorte Feldkirchen und Aschheim einbezogen werden.

Den Stimmungsumschwung im Gemeinderat hatte vor allem ein Schreiben aus dem Landratsamt ausgelöst. In diesem teilte Landrat Christoph Göbel (CSU) seinem Parteifreund Böltl mit, dass derlei tarifliche Änderungen stets von der Gesellschafterversammlung des MVV abgesegnet werden müssten. Diese hatte einen ähnlichen Vorstoß der Gemeinde Planegg im vergangenen Mai abgelehnt. "Ein kostenloser ÖPNV-Tarif auf einer oder mehreren MVV-Regionalbuslinien", heißt es in Göbels Brief, "hat zwangsläufig große Auswirkungen auf die Verbundpartner sowie den Verbundgedanken und schafft eine starke Präzedenzwirkung, weshalb eine kritische Haltung der Gesellschafter weiterhin zu erwarten ist."

Er selbst halte diese Position auch für "nachvollziehbar", schreibt der Landrat. Wollten die Kirchheimer jedoch an ihrem Vorhaben festhalten, gebe es noch eine andere Möglichkeit, die der MVV auch der Gemeinde Planegg aufgezeigt habe. Demnach könnte die Kommune entweder ihren Bürgern den Ticketpreis erstatten oder selbst Fahrscheine erwerben und diese unter den Einwohnern verteilen.

Dieser Vorschlag aus dem Landratsamt fand im Kirchheimer Gemeinderat jedoch wenig Gegenliebe. "Der Charme der Idee war ja, dass das relativ einfach funktioniert", sagte Marcel Prohaska (SPD). "Wenn wir jetzt anfangen, Fahrkarten auszugeben oder abzunehmen, dann haben wir für jeden Euro, den wir dem Bürger sparen, 3,50 Euro Verwaltungsgebühr. Das kann aus meiner Sicht nicht die Lösung sein." Kritisch äußerte sich auch Rüdiger Zwarg, dessen Grünen-Fraktion den Antrag auf kostenlose Busse im Bauausschuss eingereicht hatte. Er hielt auch wenig davon, bereits jetzt die Nachbargemeinden ins Boot zu holen, "weil es das Projekt weiter erschwert", so Zwarg. "Gerne können sich Feldkirchen und Aschheim anschließen, aber zuerst mal sollten wir das im Gemeindegebiet machen." Derweil schlug Stephan Keck (SPD) vor, eine Entscheidung zu vertagen: "Warten wir erst mal ab, was die MVV-Tarifreform bringt. Das ist sinnvoller, als jetzt einen Luftballon zu starten."

Bürgermeister Böltl verteidigte das Vorhaben: "Aus meiner Sicht sollten wir das jetzt angreifen." Am Ende kamen jedoch nur drei Stimmen für diesen Vorschlag zusammen. Jedoch kündigte Böltl nach der Abstimmung an: "Wir werden Sie wieder mit der Idee konfrontieren, wenn die MVV-Tarifreform steht."

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