Mobilität:Das Mietradsystem wird angenommen

Mietradsystem in München, 2018

Mittlerweile in viel mehr als nur vier Kommunen unterwegs: die Mieträder der Münchner Verkehrsgesellschaft können im größten Teil des Landkreises ausgeliehen und wieder zurückgebracht werden.

(Foto: Robert Haas)

Seit Betriebsstart vor einem Jahr sind die mittlerweile 1100 MVG-Räder im Landkreis 57 100 Mal ausgeliehen worden. Münchner Verkehrsgesellschaft, Landratsamt und ADFC sehen ihre Erwartungen übertroffen.

Von Stefan Galler

Seit mehr als einem Jahr läuft der Betrieb und nun liegen die ersten, ziemlich vielversprechenden Nutzerzahlen des MVG-Mietradsystems im Landkreis München vor: Im ausgewerteten Zeitraum zwischen Januar und September 2019 wurden an den 162 Stationen in den 21 teilnehmenden Gemeinden die vorhandenen gut 1100 Fahrräder insgesamt 57 100 Mal ausgeliehen.

Ein Ergebnis, mit dem der Kreis und sein Kooperationspartner, die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG), sehr zufrieden sind; zumal einige Stationen erst zwischen April und Juni in Betrieb genommen wurden. "Das ist ein gigantischer Erfolg für die MVG und für den Landkreis München", sagt Andreas Groh, Kreisvorsitzender des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC).

Im Mai hatte der Landkreis bei der Verleihung des Deutschen Fahrradpreises für die besten Projekte zur Förderung des Radverkehrs 2019 den zweiten Rang in der Kategorie "Service" in Empfang nehmen dürfen, und zwar für die schnelle Erarbeitung und Inbetriebnahme des annähernd landkreisweiten Mietradsystems.

Landrat Christoph Göbel (CSU) war damals bereits ziemlich angetan und bezeichnete das Anbieten von Leihrädern im Landkreis als "mutiges Projekt", wollte sich jedoch noch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen. "Viele Rädchen mussten ineinandergreifen, damit aus der Idee ein nutzbares System wird", sagte der Chef des Landratsamtes bei der Preisverleihung in Dresden.

Mittlerweile deutet sich an, dass die Sache tatsächlich reibungslos läuft. Entsprechend begeistert äußert sich nun auch Göbel: "Die Summe von über 110 000 Ausleihen und Rückgaben allein im ersten Jahr, in dem ja bis August die Stationen erst Schritt für Schritt an das Netz angebunden wurden, halte ich für bemerkenswert", so der Landrat, der betont, dass man beim Thema Mobilität weiterhin "das Gesamtbild im Auge" haben müsse. "Ich bin zuversichtlich, dass das MVG-Rad dauerhaft zur verkehrlichen Vernetzung von Stadt und Landkreis beitragen und sich zu einem wesentlichen Bestandteil unserer neuen Mobilität entwickeln wird."

Denn die Tatsache, dass das Mietsystem eben nicht nur innerhalb des Landkreises genutzt werden kann, sondern auch in der Landeshauptstadt, trägt auch nach Ansicht von ADFC-Kreischef Andreas Groh maßgeblich zu dessen Erfolg bei. "Wenn das Wetter passt, kann ich mit dem Fahrrad in die Stadt fahren und es dann auch dort stehen lassen. Diese Flexibilität wird von den Bürgern geschätzt."

Wie schnell die Menschen im Landkreis das neue System angenommen haben, verdeutlichen die monatlichen Nutzungszahlen: Bereits im Januar, als gerade mal 40 Stationen mit insgesamt 270 Rädern in Betrieb waren, wurden schon 331 Ausleihen getätigt; im März standen dann 566 Fahrräder bereit, diese wurden etwa 1500 Mal ausgeliehen. Im Juli hatte sich die Zahl der Leihgeschäfte bereits auf knapp 13 000 erhöht.

Die mit Abstand meisten Fahrten wurden in den vergangenen Monaten in der Universitätsstadt Garching gezählt: satte 16 500. Es folgen Ismaning (4756), Haar (4508) und Neubiberg (3651), wobei die zwei letztgenannten Orte erst im April ihren Betrieb aufgenommen haben. Selbst in Aying, wo seit Mai eine Station mit nur vier Fahrrädern betrieben wird, wurden schon 50 Mal Räder ausgeliehen und 90 Mal Räder zurückgegeben.

Trotz der Erfolgsmeldungen sind noch nicht alle Lokalpolitiker von dem Konzept überzeugt. Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU), dessen Gemeinderat sich mit großer Mehrheit gegen eine Beteiligung am Mietradsystem ausgesprochen hatte, erneuerte erst vor wenigen Wochen bei der Bürgerversammlung seine Skepsis: "Ich lehne ein Mietradsystem nicht grundsätzlich ab, aber wenn man Kosten und Nutzen als Kriterium heranzieht, muss man es ablehnen." Loderer bezweifelt, dass es ausreichend Nutzer gibt. "Aber wir werden die Evaluation im Landkreis genau verfolgen und ich lasse mich da gerne belehren", sagte er auf der Versammlung.

Diese Evaluation wird laufend stattfinden bis zum Ende des auf fünf Jahre ausgelegten Betriebs. Bislang belaufen sich die Investitionen in das Mietradsystem allein im Landkreis auf rund 3,6 Millionen Euro. Das Bundesumweltministerium unterstützte das Vorhaben mit drei Millionen Euro, die verbliebenen Kosten teilten sich der Landkreis und die beteiligten 21 Kommunen zu je 50 Prozent; auch die Betriebskosten werden so aufgeteilt. "Das sind fast lächerliche Beträge im Vergleich zum Bau einer Bahnlinie oder Autobahn", sagt der ADFC-Kreisvorsitzende Groh. "Dabei ist es ein hervorragendes ergänzendes Angebot, zumal die Räder eine sehr gute Qualität haben."

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