Nach jahrelangem Dauerstreit:Musikschule steht vor Konkurs

Nach jahrelangem Dauerstreit: Im Alten Rathaus an der Pasinger Straße in Planegg hat die Musikschule ihren Hauptsitz. Knapp 900 Schüler werden unterrichtet.

Im Alten Rathaus an der Pasinger Straße in Planegg hat die Musikschule ihren Hauptsitz. Knapp 900 Schüler werden unterrichtet.

(Foto: Nila Thiel/Nila Thiel)

Die Gemeinden Planegg und Krailling streichen ihre Zuschüsse und wollen durch die gezielte Insolvenz einen Neuanfang herbeiführen.

Von Michael Berzl

Nach endlosen internen Streitigkeiten steht die Musikschule Planegg-Krailling vor einem Neuanfang. Die beiden beteiligten Gemeinden drehen den Geldhahn zu und führen den Trägerverein so gezielt in die Insolvenz. Ein neuer Verein soll danach den Betrieb übernehmen, kündigten Bürgermeister Hermann Nafziger (CSU) und sein Kraillinger Amtskollege Rudolph Haux (FDP) am Tag nach einer Mitgliederversammlung an, die erneut von Querelen geprägt war und bis kurz vor Mitternacht dauerte. Zwar wurde dabei der Vorstand mit knapper Mehrheit entlastet, doch es wurde weder eine neue Satzung beschlossen, noch ein neuer Vorstand gewählt. "Jetzt ist es an der Zeit, endlich einen Schnitt zu machen, damit ein Neustart möglich ist. Wir wollen endlich Frieden", sagte Nafziger, und Haux erklärte: "Wir haben den Gordischen Knoten zerschlagen."

Gegenseitige Vorwürfe und Unterstellungen, Klage und Gerichtsprozess, Anwaltskosten von mehreren tausend Euro, zahllose E-Mails und viele Krisensitzungen: In der Vergangenheit haben Betriebsräte, Vorstand und einige Vereinsmitglieder fast nichts ausgelassen, um sich gegenseitig das Leben schwer zu machen. Die Anlässe für die Disharmonien in der Musikschule liegen zum Teil schon lange zurück. Meinungsverschiedenheiten gab es etwa über die Anzahl der Stunden, für die die aus der Lehrerschaft bestimmten Betriebsräte von ihrer Arbeit freigestellt sein sollen. Diskrepanzen auch über die Einstellung einer Klavierlehrerin, die der Betriebsrat verhindern wollte. Schließlich wurde auch noch darüber gestritten, wer in Versammlungen Stimmrecht haben sollte und wer nicht.

Schriftführer Philipp Pollems schilderte in der Versammlung am Mittwochabend im Musiksaal vor etwa 40 Zuhörern noch einmal detailliert die bisherigen Ereignisse. Und als die Bürgermeister Nafziger und Haux am Vormittag darauf im Kraillinger Rathaus diese Bilanz schlaglichtartig wiedergaben, entstand der Eindruck, dass da Querelen unabhängig vom ursprünglichen Anlass eine zerstörerische Eigendynamik entwickelt haben.

"Nur noch Stress und Streit"

Damit soll jetzt Schluss sein. "Zwei Jahre Kampf. Das behindert alles und bringt seelische Belastungen mit sich. Nur noch Stress und Streit", sagte Bürgermeister Nafziger rückblickend bei einer Pressekonferenz gemeinsam mit Vorstandsmitglied Imme Kaiser. Die Gemeinden Krailling und Planegg wollen nun einen Konkurs erzwingen, indem sie keine Zuschüsse mehr ausbezahlen. Allein aus den Kassen der beiden Kommunen waren das bisher etwa 400 000 Euro, hinzu kommen staatliche Zuwendungen. Zwei Drittel des Etats machen laut Nafziger Zuschüsse aus. Ohne Subventionen aber ist die Musikschule mit 21 angestellten Lehrern wirtschaftlich nicht überlebensfähig und ein Insolvenzantrag unvermeidlich, so die Strategie der Kommunen. Dem alten Vorstand mit dem Vorsitzenden Bernd Gropper an der Spitze bleibt dann nur noch die Abwicklung zusammen mit einem Insolvenzverwalter. Die Lehrer dürfen davon ausgehen, dass ihre Gehälter auch weiterhin bezahlt werden, versicherte Nafziger; für drei Monate gebe es Insolvenzgeld. Die Lohnkosten machten mit fast 900 000 Euro bislang den Löwenanteil im Etat der Musikschule aus.

Einige Regelungen werden im neuen Verein aber anders sein. Laut Entwurf für eine neue Satzung soll der neunköpfige Vorstand künftig zu zwei Dritteln von den Gemeinden Planegg und Krailling besetzt werden; lediglich drei Posten kann die Mitgliederversammlung der Musikschule besetzen. So ist gewährleistet, dass Kommunen, die auch den Löwenanteil der Finanzierung stemmen, das Sagen haben. Bei der Suche nach einem Weg aus der Krise habe man sich vom Verband der bayerischen Musikschulen beraten lassen und werde in dem jetzt beschlossenen Vorgehen auch unterstützt. Zudem gebe es dafür auch ein eindeutiges Votum des Gemeinderats. Bürgermeister Haux hofft nun: "Damit wird die Situation auf einen Schlag komplett befriedet."

Gleichzeitig verteidigte er die Musikschule selbst, mit einem funktionierenden Betrieb und guten Lehrern. Überhaupt solle sich außer der Trägerschaft nichts ändern an der Institution, betonte er. Und auch die Lehrerschaft solle komplett übernommen werden.

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