Musik:Mit Takt und Dynamik

Musik: In der Pullacher Jakobuskirche wird die neue Kirchenmusikerin Mirlinda Binaj alle Register ihres Könnens ziehen. Zu ihren Vorhaben zählen der Aufbau eines Familien- und eines Kinderchors.

In der Pullacher Jakobuskirche wird die neue Kirchenmusikerin Mirlinda Binaj alle Register ihres Könnens ziehen. Zu ihren Vorhaben zählen der Aufbau eines Familien- und eines Kinderchors.

(Foto: Claus Schunk)

Mirlinda Binaj, neue Kirchenmusikerin der Pullacher Jakobuskirche, gibt am Sonntag ihr offizielles Debüt

Von Claudia Wessel, Pullach

Den ersten Test hat Mirlinda Binaj schon bestanden. Das war in einem Gottesdienst vor einigen Monaten, als Pfarrer Martin Zöbeley sie plötzlich und ohne Vorwarnung zum Rollentausch aufforderte: Die Kirchenmusikerin, damals noch Aushilfe, sollte nach vorne kommen und die Gemeinde beim Kanonsingen dirigieren. Zöbeley setzte sich dafür selbst an die Orgel. "Ich bin ein spontaner Mensch und improvisiere gerne", sagt Zöbeley, der seit drei Jahren Pfarrer der Evangelischen Jakobuskirche in Pullach ist. "Ich auch", sagt Binaj sofort. "Manchmal sogar zu spontan." Deshalb zögerte sie auch seinerzeit keine Sekunde, sondern trat vor die Gemeinde und dirigierte. Schließlich hat sie die Ausbildung dazu. Jetzt wurde sie als Kirchenmusikerin mit 13 Wochenstunden eingestellt, nachdem die Stelle ein Jahr lang vakant gewesen war. An diesem Sonntag, 8. Juli, im Gottesdienst gibt Binaj quasi ihr offizielles Debüt.

Eines merkt man jedenfalls sofort beim Gespräch mit Zöbeley und seiner neuen Kirchenmusikerin am Donnerstagnachmittag in der Kirche: Bei diesem beiden geht es dynamisch zu und viel Neues könnte entstehen. Was wohl vor allem daran liegt, dass die beiden gleichsam Kollegen sind. Beide sind ausgebildete Musiker, Kirchenmusiker, Chorleiter. "Das ist doch toll", sagt Binaj, doch Zöbeley warnt sie lieber gleich: "Da ist natürlich auch die Versuchung groß, dass ich Ihnen ins Handwerk pfusche", gibt er zu. Er war rund 30 Jahre nur Musiker, bis er beschloss, Pfarrer zu werden. Sieben Jahre lang übte er beides in Teilzeit nebeneinander aus, seit drei Jahren ist er Pfarrer in Vollzeit. Es versteht sich, dass es in seinen Adern weiterhin vibriert und womöglich noch so mancher spontane Rollentausch zustande kommen wird. "Ich bin mit allem einverstanden", sagt Binaj schmunzelnd, "solange Sie nicht von mir verlangen, dass ich die Predigt halten soll." "Na, wer weiß", sagt Zöbeley spaßeshalber.

Mirlinda Binaj, 47, stammt aus Tirana, der Hauptstadt Albaniens. Ihr Vater war dort Erster Oboist an der Staatsoper. "Ich bin quasi in der Oper groß geworden", sagt sie. Und es war auch eigentlich ihr Ziel, in der Oper zu bleiben. Doch nach dem Sturz des kommunistischen Regimes und den Unruhen kam ihre Familie nach Deutschland. Ihr Vater übernahm die albanische Mission in München Laim, Mirlinda sang im Chor. Ihre Ausbildung zur Kapellmeisterin hatte sie da schon in der Heimat absolviert, in Deutschland machte sie 2002 noch das "kleine Kirchenmusikstudium". Kirchenmusik war ihr auch deshalb immer nah gewesen, weil sie katholisch ist. Während des Religionsverbots in Albanien hätten sie "im Geheimen gefeiert", sagt sie. Auch ihre große Liebe zu Werken von Johann Sebastian Bach habe dazu beigetragen, dass sie sich der Kirchenmusik zuwendete, so Binaj.

Ja, Binaj ist katholisch, musiziert aber in einer Evangelischen Kirche. Kein Problem, finden Pfarrer und Organistin. Zöbeley sieht darin sogar einen Vorteil: "Die katholischen Kirchenmusiker können sehr gut improvisieren", weiß Zöbeley. Was unter anderem daran liege, dass es in katholischen Gottesdiensten längere Wege für die Geistlichen gebe, die mit Musik gefüllt werden müssen. Binaj hat allerdings einen Traum: Sie möchte gerne eine Messe spielen. Auf Mirlinda Binaj kommt jetzt jedenfalls einiges zu. Nachdem sie wegen des Todes ihrer Mutter drei Wochen zu spät ihr Amt antreten konnte, geht es nun richtig los. Orgel spielt sie jeden Tag, außer montags. Übung sei sehr wichtig, sagt sie. Zudem wird sie in der Jakobuskirche einen Familienchor aus Eltern und Kindern und einen Kinderchor aufbauen, den Erwachsenenchor weiterführen, und vermutlich mit Pfarrer Zöbeley so einiges ganz spontan aus der Taufe heben. Die Schäfchen in der Gemeinde dürfen gespannt sein.

Am Sonntag, 8.Juli, um 10 Uhr hat Mirlinda Binaj ihren ersten Großeinsatz. Sie sitzt abwechselnd an Orgel und Klavier und dirigiert den Erwachsenenchor. Im Gottesdienst werden auch die Kandidaten für die Kirchenvorstandswahl vorgestellt.

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