Musik:Gefühlvolle Stimme

Musik: Jasmin Tabatabai hat sich von David Klein dazu überreden lassen, Jazz mit ihm zu machen. Für ihr erstes gemeinsames Album 2011 hat die deutsch-iranische Künstlerin den Echo als beste nationale Sängerin verliehen bekommen.

Jasmin Tabatabai hat sich von David Klein dazu überreden lassen, Jazz mit ihm zu machen. Für ihr erstes gemeinsames Album 2011 hat die deutsch-iranische Künstlerin den Echo als beste nationale Sängerin verliehen bekommen.

(Foto: Claus Schunk)

Jasmin Tabatabai, Sängerin und Schauspielerin, gestaltet mit dem David Klein Quartett einen launigen Abend in Taufkirchen. Ihr samtiges Timbre passt gut zu Jazz-Arrangements. Dazwischen plaudert sie heiter

Von Franziska Gerlach, Taufkirchen

Es gibt diese Stimmen, die man sofort erkennt, sie haben einfach dieses gewisse Etwas, das sich auf ewig ins akustische Gedächtnis einbrennt. Jasmin Tabatabai hat zum Beispiel eine solche Stimme, auch 20 Jahre nach ihrem Durchbruch in dem deutschen Frauen-Roadmovie "Bandits" kann man sie sofort verorten. Nur worin dieser Wiedererkennungseffekt besteht, das weiß man am Samstagabend nicht sogleich beim Auftritt von Jasmin Tabatabai & David Klein Quartett.

Zunächst einmal: Sie sieht fantastisch aus, wie sie da in einem kurzen roten Kleid auf der Bühne steht, die schwarzen Haare offen, 50 Jahre ist alt, doch diese jugendliche Coolness, mit der sie auch ihre Filmrollen ausstattet, etwa die ZDF-Kriminalhauptkommissarin Mina Amiri, die hat sie sich bewahrt. Auch dieses leicht Verruchte in der Stimme und dieser Gesichtsausdruck, als sei sie ganz bei sich und der Musik, das ist der deutsch-iranischen Sängerin und Schauspielerin geblieben, so viel steht nach dem zweiten Song immerhin fest. "Eine Frau" heißt dieser, und Tabatabai geht darin nicht gerade zimperlich um mit dem männlichen Geschlecht. Die kecke Nummer stammt von dem ersten Album, das sie 2011 mit David Klein produziert hat und für das sie den Echo als beste nationale Sängerin erhielt. Der Schweizer Komponist und Musiker begleitet sie freilich auch in Taufkirchen und soll mit Verlauf des Abends noch einige virtuose Saxofon-Soli hinlegen, "ihren Lieblingsschweizer" nennt ihn Tabatabai. Die beiden lernen sich 2000 bei den Dreharbeiten zu der Literaturverfilmung von Schloss Gripsholm kennen. Danach habe David Klein sie jahrelang mit der Bitte "verfolgt", Jazz mit ihr zu machen. Und zum Glück, so erzählt sie dem Publikum später, habe sie sich überzeugen lassen.

Es soll ein launiger und unterhaltsamer Abend werden, ein Abend, der mit viel Applaus endet. Tabatabai und die Musiker um David Klein bieten ihren Zuhörern die viel beschriebene bunte Mischung, und natürlich darf auch "Catch me" nicht fehlen, der Hit aus "Bandits". Auf ruhige, melancholische Titel folgen flotte Lieder mit witzigen Texten, etwa Tabtabais Interpretation von Reinhard Meys "Aller guten Dinge sind drei". Das Lied handelt von einer Mutter von drei Kindern, die sich durch den Tag kämpft. Tabatabais Version hat reichlich Pep, sie weiß eben, wovon sie singt: "Ich habe zu Hause eine 14-Jährige, eine Achtjährige und einen Vierjährigen. Da ist kein Wort übertrieben."

Zwischen ihren Liedern plaudert die Künstlerin immer wieder mit dem Publikum, auf eine persönliche, ungezwungene Art. Sie freue sich sehr, in ihrer "alten Heimat" zu sein. Tabatabai, die Tochter eines Iraners und einer Deutschen, ist in Planegg aufgewachsen. Diese Information müssen zwei Damen in der Pause erst einmal verdauen. Ach so, Tabatabai stamme gar nicht aus Berlin, sie lebe da wohl nur.

Geboren 1967 in Teheran, verlässt Tabatabais Familie während der Islamischen Revolution Ende der Siebzigerjahre den Iran. 1986 macht sie in Planegg Abitur, diese vielfältige Künstlerin mit der samtigen Stimme, die mal gebieterisch und mondän wie Marlene Dietrich wirkt, dann wieder zerbrechlich und zart. "Schmerz ist einfach unmodern", hatte sie zu Beginn gesungen, in einem Lied aus ihrem Album von 2016, "Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist?". Und jetzt, nach der Interpretation eines iranischen Popsongs, offenbart sich die Ironie dieser Zeile. Ihr Vater habe oft traurige Lieder gehört und dazu geraucht und geweint. Ja klar, sie wisse schon, der deutsche Mann tue das höchstens beim Fußball. Aber da sei überhaupt nichts dabei. Und mit einem mal wird klar, weshalb man ihre Stimme nicht vergessen hat. Es ist das Gefühl.

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