Süddeutsche Zeitung

Museumspädagogik:Zu Tisch bei Kelten und Römern

Jennifer Bagley leitet seit acht Monaten den Bajuwarenhof in Kirchheim. Die Archäologin will das Programm ausbauen. Nächstes Jahr geht es um das Thema Essen und Trinken.

Von Christina Hertel, Kirchheim

Wie die Menschen im frühen Mittelalter gelebt haben, erfährt man auf dem Bajuwarenhof in Kirchheim - einem Freilichtmuseum mit Hütten, Feuerstelle und Gärten. In Zukunft soll ein Besuch dort noch spannender werden: Die Archäologin Jennifer Bagley, die das Museum seit rund acht Monaten leitet, plant für das nächste Jahr ein größeres museumspädagogisches Programm auf dem Hof mit mehr Führungen, mehr zum Ausprobieren und Anfassen. Auch über die Pflanzen und Tiere, die dort leben, sollen die Besucher mehr als bislang erfahren können.

Bagley gehörte vor 15 Jahren zu jenen Archäologiestudenten, die den Bajuwarenhof in Kirchheim aufbauten. Sie gründeten damals eine Gesellschaft und einen Förderverein, der sich um den Hof kümmern sollte. Weil aus den Studenten nach und nach fertig ausgebildete Archäologen wurden, von denen viele aus dem Raum München wegzogen, löste sich die Gesellschaft vergangenes Jahr auf. Dann übernahm Jennifer Bagley die Leitung für den wissenschaftlichen Bereich. Außerdem gibt es seitdem die Stelle eines Hausmeisters.

Die vergangenen Monate nutzte Bagley nach eigenen Angaben hauptsächlich, um auf dem Hof aufzuräumen und Verschiedenes zu reparieren - etwa den Giebel und das Dach der Hütte. Unterstützung bekam sie dabei von den Mitgliedern des Fördervereins. Außerdem begann die neue Leiterin, ein Netzwerk aufzubauen.

Vor allem mit dem Aschheim-Museum möchte die Archäologin im nächsten Jahr enger zusammenarbeiten. Geplant ist, einmal im Monat jeweils an einem Donnerstagabend einen Vortrag im Museum in Aschheim anzubieten und am Wochenende verschiedene Aktionen auf dem Bajuwarenhof. Dabei soll es nächstes Jahr zunächst um das Thema "Essen und Trinken" gehen. Beleuchten will Bagley unter anderem die Geschichte des Bieres, Tischsitten bei Kelten, Römern und Bajuwaren sowie die pflanzliche Nahrung vom Mittelalter bis zur Neuzeit.

Etwa 500 Menschen nahmen laut Jennifer Bagley an einem Angebot des museumspädagogischen Programms im vergangenen Jahr teil. Die meisten davon waren Schüler. 2019 sollen es noch mehr werden: Die Archäologin möchte die Zusammenarbeit mit den Schulen ausbauen und sich mit den Lehrern verstärkt abstimmen. Vorstellen könnte sich Bagley auch mehr interaktive Aktionen - Kerzen aus Bienenwachs herstellen, Flöten aus Holunderholz schnitzen, Bändchen flechten.

Auch den Pflanzen und Tieren, die auf dem Bajuwarenhof leben, will Leiterin Bagley mehr Aufmerksamkeit schenken. Auf den Wiesen rund um den Hof wachsen viele heimische Wildpflanzen. Diese will Bagley in einem Heft, das am Eingang des Museums liegen soll, dokumentieren. Informationen sollen die Besucher zudem zu den Wildbienen bekommen, die in den Reetdächern nisten, und zu den Hummeln, die sich in den lehmverputzten Wänden aufhalten. Auch gebaut wird im nächsten Jahr: Bagley will Gärten mit Nutzpflanzen anlegen, die Menschen im Mittelalter etwa zur Seifenproduktion, zum Färben oder für die Herstellung von Leinen verwendeten.

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Quelle:
SZ vom 22.11.2018/wkr
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