Corona-Pandemie:Mundschutz auch an allen Schulen

Coronavirus - Schulbeginn für Abschlussklassen

Im Unterricht dürfen die Masken abgesetzt werden, dazwischen sollen Schüler sie tragen.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Obwohl das Kultusministerium sie nicht zur Pflicht macht, wollen Landrat Göbel und Rektoren je zwei Masken an alle Schüler und Lehrer verteilen lassen. Für die 50 000 Stück gibt der Landkreis 200 000 Euro aus.

Von Stefan Galler und Iris Hilberth

Als der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) am Montagmorgen zur Wiedereröffnung der Schulen in Bayern das Unterhachinger Lise-Meitner-Gymnasium besuchte, präsentierte er sich der Presse mit Mundschutz. Auch die Schüler der Abschlussklassen trugen an diesem Tag Maske im Klassenzimmer. Das ist nicht sonderlich verwunderlich, da zum selben Zeitpunkt in Bayern die Maskenpflicht zum Schutz vor dem Coronavirus im öffentlichen Nahverkehr und in Einkaufsgeschäften in Kraft trat.

Allerdings verzichtet das Kultusministerium darauf, eine solche Pflicht auch für die Schulen zu verhängen. Landrat Christoph Göbel (CSU) findet diese Haltung "völlig daneben", wie er in Sitzung des Kreisausschusses urteilte. "Es ist naiv, anzunehmen, dass es funktioniert, einerseits im ÖPNV Masken zu verlangen, und gleichzeitig in Schulen nicht", sagte er.

Der Landkreis München hat deshalb in Eigeninitiative eine zentrale Beschaffung von wiederverwendbaren Mund-Nase-Schutzmasken in die Wege geleitet, am Montag holte sich der Landrat hierfür von den politischen Vertretern ein einstimmiges Votum. Demnach werden die etwa 50 000 Schüler und Lehrkräfte im Landkreis mit jeweils zwei Masken ausgestattet - die Gesamtkosten belaufen sich auf 202 300 Euro.

"Wir haben uns entschieden, nicht nur die kreiseigenen Schulen, sondern alle, also auch die Grundschulen, auszustatten", sagte Göbel. Zunächst gelte es, "ein Starterpaket" mit jeweils einer Maske an die Lehrer und all diejenigen Schüler auszugeben, die bereits wieder zum Unterricht kommen.

Am Werner-Heisenberg-Gymnasium in Garching sind die ersten Lieferungen bereits eingetroffen, Direktor Armin Eifertinger sieht seine Schule bestens gerüstet, auch für die Zeit vom 11. Mai an, wenn dann die elften Klassen in den Schulbetrieb zurückkehren. "Wir haben die ersten 50 Masken von der Stadt Garching bekommen, den Rest vom Landratsamt und dazu noch das Standardpaket mit Einmalmasken vom Kultusministerium." Nun müsse er der Kreisverwaltung noch durchgeben, wie groß der Bedarf insgesamt sein wird, dann würden die fehlenden Masken nachgeliefert, so Eifertinger.

21 Neuinfizierte

Nachdem zuletzt sehr wenige neue Infektionsfälle im Landkreis München hinzugekommen waren, stieg die Zahl seit Montag wieder deutlich an. Das Landratsamt meldet 21 weitere Personen, die sich mit Corona infiziert haben. Damit gibt es 1254 bestätigte Infektionsfälle (Stand: 28. April, 12 Uhr). Die Fallzahlen nach Städten und Gemeinden: Aschheim 31, Aying 26, Baierbrunn 13, Brunnthal 14, Feldkirchen 13, Garching 71, Gräfelfing 50, Grasbrunn 11, Grünwald 57, Haar 72, Hohenbrunn 23, Höhenkirchen-Siegertsbrunn 26, Ismaning 79, Kirchheim 42, Neubiberg 41, Neuried 22, Oberhaching 56, Oberschleißheim 37, Ottobrunn 60, Planegg 82, Pullach 35, Putzbrunn 14, Sauerlach 17, Schäftlarn 18, Straßlach-Dingharting 11, Taufkirchen 59, Unterföhring 31, Unterhaching 147, Unterschleißheim 96. hilb

Generell befürwortet er die Wiedereröffnung. Die ersten beiden Schultage hätten gezeigt, dass sich die Abiturienten sehr vernünftig verhalten. "Wir haben schon im Vorfeld an die Schüler appelliert, und als sich am Montagmorgen zur Begrüßung alle Lehrkräfte mit Schutzmasken am Eingang postierten, dürfte auch dem Letzten klar geworden sein, dass das keine normale Situation ist", so der Direktor.

Die Garchinger Gymnasiasten hielten sich an die gängigen Regeln. Die 130 Abiturienten wurden am Montag in Deutsch und am Dienstag in Mathematik unterrichtet, dafür bildete man fünf Gruppen und belegte Turnhallen und große Räume, um den nötigen Hygieneabstand zu wahren. Im Unterricht brauchen die Garchinger die Masken nicht zu tragen, sehr wohl aber, wenn sie im Schulhaus unterwegs sind.

150 Schülerinnen und Schüler sind diese Woche in Taufkirchen an die Walter-Klingenbeck-Realschule zurückgekehrt. Hier hat es Schulleiter Gerald Faißt durch das mit Lernlandschaften ausgestattete Schulhaus mit kleinen Klassenzimmern noch schwerer, die Mindestabstände zu wahren. Daher hat er die Klassen gedrittelt, jeweils zehn bis 15 Jugendliche bilden eine Lerngruppe.

Die übliche Gruppenarbeit falle derzeit natürlich aus. Maskenpflicht gibt es an der Taufkirchner Realschule nicht, "wir orientieren uns da am Kultusministerium", sagt Faißt. Obgleich er die Diskrepanz zwischen Ministerium und Landratsamt schwierig findet. Doch viele Schüler handhabten das gut und trügen die Masken aus Überzeugung. "In der Regel werden sie nur im Unterricht abgenommen", sagt Faißt. Die Lehrer verfahren selbst unterschiedlich.

Auch in der Mittelschule in Haar nehmen die Schüler die Masken erst ab, sobald sie auf ihren Plätzen sitzen. Ansonsten herrscht hier jedoch Pflicht, einen Nasen-Mund-Schutz zu tragen. "Etwa 95 Prozent der Schüler kommen bereits mit Maske, die übrigen werden von uns versorgt", sagt Schulleiter Markus Fauth. Vier neunte und zwei zehnte Klassen haben den Unterricht wieder aufgenommen, aufgeteilt auf jeweils maximal 14 Schüler. Auch beginne der Unterricht zeitlich gestaffelt. So könne ganz gut gewährleistet werden, dass die Jugendlichen Abstand halten. "Das klappt im Schulhaus recht gut", sagt Fauth.

Außerhalb des Gebäudes, also auf dem Schulweg oder an der S-Bahn, gebe es leider noch Probleme. "Wir müssen die Schüler ständig daran erinnern", so der Rektor. Schließlich gebe es Schüler, deren Eltern zu Risikogruppen gehörten, und die gelte es zu schützen. Die Mittelschule hat laut Fauth bereits Lieferungen von Kultusministerium und Landratsamt erhalten. Die Feuerwehren im Landkreis haben die zusätzliche Aufgabe, das vom Freistaat zur Verfügung gestellte Material zu verteilen. Bereits 150 000 Masken wurden an Ärzte, Pflegeheime und Pflegedienste verteilt.

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