Münchner Straßen: Reichenbachstraße:Das Pflaster der Schwulen und Esoteriker

"Bloß kein Mainstream!" So lautet das Motto der Reichenbachstraße. Das Anderssein wird an manchen Stellen fast schon zelebriert. Doch manchmal passiert es auch ganz zufällig.

Verena Schälter

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(Foto: Verena Schälter)

""Bloß kein Mainstream!" So lautet das Motto der Reichenbachstraße. Das Anderssein wird an manchen Stellen fast schon zelebriert. Doch manchmal passiert es auch ganz zufällig. Die Reichenbachstraße gehört zum Stadtbezirk Isarvorstadt und ist eine der bedeutendsten Straßen des Glockenbachviertels. Ihren Namen verdankt die Reichenbachstraße dem Ingenieur Georg Friedrich von Reichenbach (1771-1826).

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(Foto: Verena Schälter)

Die Reichenbachstraße ist nicht nur in kulinarischer Hinsicht eine "Straße der Spezialitäten". Wer hier nach Discountern oder Waren von der Stange sucht, ist fehl am Platz. Der Feinkostladen "vom Fass" hat sich auf edle Tropfen spezialisiert: vom Highland Single Malt Whisky, über verschiedene Wein- und Essigsorten bis zum einfachen Olivenöl gibt es hier alles, solange es sich gut in Fässern oder Krügen lagern lässt. Und wer ein echter Feinschmecker ist, der kauft natürlich nicht einfach, sondern lässt sich vorher eine kleine Kostprobe abzapfen.

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(Foto: Verena Schälter)

Die Deutsche Eiche wurde 1864 errichtet und ist eine Münchner Traditionsgaststätte. Seit den fünfziger Jahren gilt "die Eiche" vor allem als beliebter Treffpunkt für Künstler, Schwule und Lesben.

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(Foto: HESS, CATHERINA)

Prominente wie Queen-Sänger Freddie Mercury oder Regisseur Rainer Werner Fassbinder haben es in dem Hotel krachen lassen, das unter anderem die größte Herrensauna Europas beherbergt.

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(Foto: Verena Schälter)

Weniger luxuriös und international geht es im Beisl zu. Das ist eine "richtig schöne alte Münchner Spelunke", wie die Frau am Tresen bemerkt. Hier kennt jeder jeden, was allerdings auch nicht schwer ist, denn...

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(Foto: Verena Schälter)

... viel mehr als die Theke hat im Beisl sowieso keinen Platz.

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(Foto: Verena Schälter)

Die Reichenbachstraße wird ziemlich genau in der Mitte auf einmal unterbrochen: vom Gärtnerplatz. Angelegt wurde er ursprünglich als "Schmuckplatz", er sollte also nicht "genutzt", sondern nur angeschaut werden. Mit seinen Beeten, Rasenflächen und dem historischen Brunnen lädt er aber besonders in den Sommermonaten zum Verweilen ein, und ist dementsprechend belagert von Sonnenhungrigen, die das schöne Wetter genießen.

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Das Gärtnerplatztheater ist nicht nur bei Theaterfans beliebt. Auf den Stufen treffen sich im Sommer Nachtschwärmer zum Vorglühen, um sich danach ins Münchner Nachtleben zu stürzen.

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(Foto: Verena Schälter)

In diesem Friseurgeschäft - das den passenden Namen "Die mit den Scherenhänden" trägt - kann man sich vor dem Feiern noch den richtigen Haarschnitt verpassen lassen. Direkt nebenan befand sich in einem Hinterhof eine jüdische Synagoge. Während des Dritten Reichs zerstörten die Nazis die alte Hauptsynagoge in der Herzog-Rudolph-Straße. Ab 1947 diente daher - bis im Jahr 2006 die Synagoge Ohel Jakob auf dem Jakobsplatz eröffnet und zum Zentrum der Jüdischen Gemeinde wurde - die Synagoge in der Reichenbachstraße als Hauptsynagoge.

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(Foto: Verena Schälter)

Die "So-not-Berlin"-Mentalität - das versinnbildlicht dieses Logo der Medienproduktionsfirma Pictureelements. Bei vielen Münchnern hat sich in den vergangenen Jahren Unmut über die ewigen Vergleiche mit der Hauptstadt breit gemacht. Sobald es um Kunst, Mode oder Party geht, ist München uncool und Berlin angesagt. Das Gärtnerplatzviertel widerspricht dem Klischee, dass es in München keine Kreativszene gibt.

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(Foto: Verena Schälter)

Wem das Gedränge in der Fußgängerzone und die langen Schlangen an den Kassen der Modehäuser zu anstrengend sind, der ist in der Reichenbachstraße richtig. Hier findet man auch mal ausgefallenere Teile von Jungdesignern - häufig in limitierter Auflage - sodass man sicher gehen kann, die Sachen nicht an jeder Ecke wiederzusehen. Nach dem Motto "Grell ist geil" bekommt man im Angels Inn trendige Sonnenbrillen, Schuhe, Accessoires und Kleidungsstücke von seltenen und abgefahrenen Labels.

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(Foto: Verena Schälter)

Ausgefallen ist auch das Pomeroy & Winterbottom: Großbritannienfans können sich hier mit Kosmetika, Tees oder sonstigen Lebensmitteln von der Insel eindecken.

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Im Atelier Natur-Schmuck-Design wird man vergeblich nach Gold und anderen edlen Metallen suchen. Hier werden nur "Naturmaterialien" wie Steine, Muscheln und Holz verarbeitet. In dem kleinen Laden mit integriertem Atelier kann man außerdem seine, aus dem Urlaub mitgebrachten Steine und Muscheln, in individuelle Schmuckanhänger verwandeln lassen. Nur ein paar Meter weiter gibt es ein "ökologisches Einrichtungshaus". Auch hier sind die Produkte angeblich nur aus Naturmaterialien hergestellt.

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(Foto: Verena Schälter)

In der Reichenbachstraße herrschen anscheinend gute Schwingungen, denn Esoteriker fühlen sich hier wohl. In diesem Geschäft bekommt man alles, von Räucherstäbchen, über "Balance-Öle" bis hin zu "energetisierenden Produkten" wie Kristallkugeln. Wer sich die Ergebnisse aus der Kristallkugel-Séance noch einmal bestätigen lassen möchte, muss nur über die Straße gehen. Dort befinden sich nämlich die Räumlichkeiten einer Wahrsagerin.

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(Foto: Verena Schälter)

Weniger meditativ geht es im Trachtenvogl zu: Während tagsüber meist nicht allzuviel los ist, füllt sich das Lokal sobald es Abend wird. Wegen der vielen Bars und Kneipen in und um die Reichenbachstraße, ist das Viertel sehr beliebt als Ausgangspunkt für eine lange Partynacht.

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(Foto: Verena Schälter)

Am Ende der Reichenbachstraße, Ecke Frauenhoferstraße wird es noch einmal richtig zünftig. In der Frauenhofer Schoppenstube erlebt man bayerische Wirtshauskultur par excellence. Am Wochende gibt es regelmäßig Livemusik mit Akkordeon und alten deutschen Schlagern. An jedem Tisch liegen Textblätter aus. Wirtin Gerti geht dann von Tisch zu Tisch und passt auf, dass auch alle ordentlich mitsingen - und wehe, wenn nicht...

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