Süddeutsche Zeitung

Münchner Stadtviertel: Das Lehel:Geschichte, Daten, Fakten

Hier lässt es sich leben: Das Lehel ist Münchens älteste Vorstadt und war schon sehr früh ein beliebter Wohnort in der Stadt.

Christian Jocher-Wiltschka

München hat im Laufe der Zeit viele Vorstädte dazubekommen. Das Lehel ist quasi die alte Dame unter ihnen: Das Stadtviertel gilt als die älteste Münchner Vorstadt. Es ist bereits 1724 in den Münchner Burgfrieden einbezogen worden und gehört seitdem zur Stadt.

Bis dahin war das Leben im Lehel aber alles andere als beschaulich. Es diente als Siedlungsgebiet für alle, denen man die Niederlassung in der Stadt verweigert hatte. Die Armen mussten draußen bleiben. Dennoch wurden es immer mehr, die vor der Stadt ihre Zelte aufschlugen. Mit der Zeit gab es auch mehr Handwerker und Gewerbe im Lehel. Wirtschaften entstanden und nach und nach wurde die Vorstadt immer wohlhabender. Auch die Stadt München bemerkte das und so kam, was kommen musste: Die Haupt- und Residenzstadt München schluckte das Lehel.

Zunächst wollten die Stadtoberen das Viertel in "St.-Anna-Vorstadt" umbenennen. Schließlich entstand seit 1727 das Kloster "Sankt Anna" mit seiner Rokoko-Kirche. In der Bevölkerung kam das aber gar nicht gut an, sie nannten ihr Viertel weiterhin "Lehel" und so hat sich der damals von der Stadt verordnete Name nie durchsetzen können.

Seit Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich das Lehel immer mehr zu einem beliebten Wohnviertel. Kirchen und Schulen, Handwerksbetriebe und Tabakfabriken rundeten das Stadtviertelbild ab. Ganz ohne Stadtplaner schufen die Zimmermeister, Schreinermeister, Schlossermeister und vor allem die Baumeister geordnete Wohnverhältnisse an der Isar. Geprägt hat die Entwicklung natürlich auch die Maximilianstraße, die im Auftrag von Maximilian II. entstand.

Heute ist das Lehel nach wie vor eine beliebte Wohngegend - allerdings eher bei der älteren Bevölkerung. Einige Kneipen, Clubs und Bars gibt es zwar im Viertel, dennoch geht beschaulicher zu als in so manch anderem Stadtteil von München. Ins Lehel kommen die Menschen nicht zur Party, hier kommt man her, um die Prachtbauten und Monumente zu bestaunen, die Nähe zur Altstadt zu suchen und natürlich um in den Englischen Garten zu gehen. Das ist ein Muss im Lehel.

Daten und Fakten

(Die nachfolgenden Daten beziehen sich auf den kompletten Stadtbezirk 1 Altstadt-Lehel)

Fläche: Mit seinen 314,56 Hektar ist der Stadtbezirk der zweitkleinste Münchens, nur der Bezirk Schwanthalerhöhe ist kleiner. Dank dem Englischen Garten gibt es aber im Stadtbezirk 1 Altstadt-Lehel einen sehr großen Anteil an Erholungsfläche - 22 Prozent vom gesamten Stadtteil sind "grün".

Bevölkerung: 19.207 Menschen wohnen im Stadtbezirk - ein Prozent der gesamten Münchner Bevölkerung. Auf einen Hektar Fläche kommen 61 Einwohner, Altstadt-Lehel liegt damit im Mittelfeld der Stadtbezirke. Der Ausländeranteil ist mit 21 Prozent relativ gering.

Verkehrsanbindung: Das Viertel ist über die U4 und U5 direkt ans U-Bahnnetz angeschlossen. Nächster Halt: Lehel.

Kultur und Bildung: Mit 17 Museen belegt der Stadtbezirk Altstadt-Lehel münchenweit die Spitzenposition, sogar noch vor der Maxvorstadt. Zudem gibt es im Viertel zwölf Bibliotheken, 15 Theater und 14 Kinos. Dazu kommen 22 Schulen.

Kinderbetreuung: 27 Einrichtungen betreuen im Stadtbezirk 956 Kinder. Auf jede Einrichtung kommen so durchschnittlich 35 betreute Kinder, damit steht das Viertel im München-Vergleich am Besten da. In Hadern beispielsweise geht es am engsten zu - hier kommen 63 Kinder auf jede Einrichtung.

(Mit freundlicher Unterstützung des Statistischen Amtes der Landeshauptstadt München, Stand - soweit nicht anders angegeben: 31.12.2009).

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