Münchner Landtagsabgeordnete:Politiker auf der Praterinsel

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Die Raumnot im Maximilianeum ist groß, nächstes Jahr sollen deshalb einige Abgeordnete auf die Praterinsel ziehen. In eine Immobilie, in der sich der mysteriöse Investor Franco Levis niederlassen wollte.

Katja Auer

Die Lage könnte kaum besser sein. Mitten in der Stadt, trotzdem am Wasser, auf historischem Boden. Auf der Praterinsel, wo sich Mitte des Jahres noch der mysteriöse Investor Franco Levis niederlassen wollte, ziehen bald ganz besonders seriöse Mieter ein: Der bayerische Landtag mietet die ehemalige Likörfabrik an.

Auf der Praterinsel ziehen im Juni nächsten Jahres Abgeordnete des Bayerischen Landtags ein. (Foto: Catherina Hess)

Derzeit finden dort noch Ausstellungen und Veranstaltungen statt, demnächst sollen Abgeordnete in dem Gebäude arbeiten und wohnen. Denn deren bisherige Unterkünfte in der Max-Planck-Straße und in der Ismaninger Straße, ebenfalls in direkter Landtagsnähe, sind dringend renovierungsbedürftig. Bislang scheiterten die Sanierungspläne, weil sich kein Ausweichquartier auf dem strapazierten Münchner Immobilienmarkt finden ließ.

Am Freitag genehmigte das Finanzministerium den Umzug, teurer als bisher soll das Ganze nicht werden. Ihre Wohnungen müssen die Abgeordneten selbst bezahlen, die Büromiete übernimmt der Landtag. Im Juni kommenden Jahres, noch vor der Sommerpause, sollen die Parlamentarier auf der Insel einziehen. Die meisten von ihnen sind nur unter der Woche in München, meist an den Sitzungstagen von Dienstag bis Donnerstag.

Seit nach der Landtagswahl im Herbst 2008 mit FDP und Freien Wählern zwei zusätzliche Fraktionen ins Parlament einzogen, ist die Raumnot besonders groß. Derzeit wird angebaut im Maximilianeum, aber auch danach wird nicht genügend Platz sein, um allen Abgeordneten ein Büro direkt im Landtag bereit zu stellen. Schnell erreichbar soll die Unterkunft also sein, beste Voraussetzungen für das Leben auf der Insel.

Die ehemalige Likörfabrik gehört der Augsburger Patrizia AG. Die Immobilie war schon so gut wie verkauft. Der Unternehmer Franco Levis erwarb sie für einen zweistelligen Millionenbetrag. Weil Levis aber nicht zahlte, wurde der Vertrag rückabgewickelt. Der mysteriöse Italiener hat in München nicht nur auf der Praterinsel seine Spuren hinterlassen, zuletzt auch bei der Spielvereinigung Unterhaching, die große Hoffnungen in den angeblichen Investor gesetzt hatte. Geld hat der Fußballclub aber dann doch nicht gesehen.

Das nun muss die Patrizia AG bei ihrem neuen Mieter nicht fürchten - auch nicht in Zeiten knapper Staatskassen. Demnächst soll das sogenannte Essighaus auf der Insel saniert werden. 1500 Quadratmeter Nutz- und Nebenfläche werden zu Büros umgebaut. Der Mietvertrag ist zwar noch nicht unterzeichnet, aber wie es aussieht, steht dem Politikbetrieb auf der Insel nichts mehr im Weg.

© SZ vom 27.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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