Münchner Klischees:Wer's glaubt, wird selig

Nackerte, Dackel und der FC Bayern: Manche Münchner Legenden halten sich hartnäckig. Wir haben die gängigsten überprüft.

Beate Wild

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Quelle: lok

Nackerte, Dackel und der FC Bayern: Manche Münchner Legenden halten sich hartnäckig. Wir haben die gängigsten überprüft.

München ist die Dackel-Stadt

Die Dackel gehören zu München wie das Oktoberfest. Jeder Einheimische, der sich einen Vierbeiner halten will und etwas auf Tradition hält, besitzt mindestens ein Exemplar davon, weshalb es in München nur so wimmeln muss vor Dackeln. Es gibt schließlich auch mehrere Dackelclubs.

Der Eindruck täuscht: Schlimm steht es um den Münchner Dackel. Er ist gar vom Aussterben bedroht. Wohnten im Olympiajahr 1972 noch tausende Dackel in unserer Stadt, sind es heute nur noch paar Hundert. Der kleine Wursthund wurde von Golden Retrievern und Chihuahuas verdrängt.

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Münchner Klischees:Nackt im E-Garten

ImPOsante Ansichten...

Quelle: dpa

Es steht in jedem München-Reiseführer dieses Planeten, dass sich die angeblich freizügigen Münchner gerne hüllenlos im Englischen Garten sonnen, sobald auch nur ein paar Sonnenstrahlen durch die Wolkendecke brechen. Es heißt, hier fröhne der Münchner seiner Hippie-Leidenschaft, man sehe schöne junge Frauen und Männer, ja gar ganze Familien nackt im Gras.

Die nackte Wahrheit ist: Nur noch etwa ein Prozent der Parkbesucher lassen die Hüllen fallen, vornehmlich ältere Herren, vermutlich Alt-68er. Vor einigen Jahren titelte sogar der Spiegel besorgt: "Flucht der Nackerten stürzt Englischen Garten in die Krise." FKK ist scheinbar out.

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Münchner Klischees:Das Bayern-Dusel

Champions League - AS Rome vs FC Bayern Munich

Quelle: dpa

Der FC Bayern München ist unbesiegbar - zumindest fast. Und sollte der Verein mal in den Rückstand geraten und - wie gerade - Platz fünf der Tabelle belegen, begegnet das Schicksal den Bayern stets wohlgesonnen. Sie können das Ruder in letzter Sekunde herumreißen. Am Ende gewinnen die Roten immer, ist die landläufige Meinung.

Wir erinnern nur an den Ausgang der Champions League im vergangenen Jahr. Aber macht nichts, Zweiter ist ja auch schön.

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Münchner Klischees:In-Viertel Westend

Türkisches Lokal im Münchner Westend, 2007

Quelle: Stephan Rumpf

Bereits vor 20 Jahren flüsterte man sich hinter vorgehaltener Hand zu: "Das Westend, das ist ganz groß im Kommen. Das wir das neue In-Viertel." Darauf warten wir noch heute - vielleicht zum Glück. Es hat sich zwar Einiges getan in dem ehemaligen Glasscherbenviertel, aber trendy oder gar schön ist das Westend nicht - und wird es nie werden.

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Münchner Klischees:Den OB stellt immer die SPD

Pressekonferenz zur Gemeindefinanzreform

Quelle: dapd

Die SPD stellt traditionell den Oberbürgermeister - wie auch unser aktuelles Stadtoberhaupt Christian Ude (im Bild). Noch nie ist ein Politiker aus einer anderen Partei in diesem Amt gewesen.

Das ist falsch: 1978 bis 1984 gab es tatsächlich einmal einen OB von der CSU. Sein Name war Erich Kiesl.

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Münchner Klischees:Promi-Disco P1

Eröffnung des renovierten P1 in München, 2010

Quelle: Alessandra Schellnegger

Das P1, unter Münchnern besser bekannt als Stüberl oder Oanser, ist das Sammelbecken für alle Promis, Profi-Kicker, VIPs und Schickimickis. Das glaubt zumindest der größte Teil der Einheimischen, und auch im Rest der Republik ist man überzeugt davon, das P1 sei so etwas wie das Studio 54 im New York der Siebziger.

Freilich stimmt es, dass Boris Becker hier einst seine Barbara kennenlernte. Und auch über Olli Kahn sind einige Begebenheiten bekannt. Doch die Promi-Dichte im P1 ist längst nicht mehr so hoch, wie sie einmal war. Fast ein bisschen schade.

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Münchner Klischees:Münchner Weißwurst

Kampf um Münchner Weißwurst

Quelle: dpa

Es ist alleiniges Recht Münchner Metzger die Original-Weißwürste herzustellen, schließlich wurde sie 1857 in einer Münchner Wirtschaft erfunden.

Das zumindest forderte die "Schutzgemeinschaft Münchner Weißwurst" und wollte die Herkunftsbezeichnung gerichtlich schützen lassen. Doch am 17. Februar 2009 lehnte das Bundespatentgericht in letzter Instanz diesen Antrag mit der Begründung ab, dass Münchner Weißwürste seit Jahrzehnten mengenmäßig weit überwiegend aus anderen Regionen Bayerns und nicht aus München stammten.

Außerdem importieren angeblich einige der hiesigen Metzger die Schweinedärme, die die Weißwürste umhüllen, aus Dänemark oder China. Alleine schon deshalb wäre die Bezeichnung "Original Münchner Weißwurst" nicht ganz korrekt.

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Münchner Klischees:Hellseher Timofej

Portrait des verstorbenen Väterchen Timofej, 2006

Quelle: lok

Um Väterchen Timofej, den 2004 verstorbenen russischen Eremiten des Olympiaparks, ranken sich heute noch Mythen. Angeblich soll er hellseherische Fähigkeiten besessen haben. Bis heute gibt es noch Münchner, die behaupten, er hätte ihnen mit seinen Fähigkeiten geholfen. Ob das stimmt, wird für immer ein Rätsel bleiben.

Tatsache ist, dass zu seinem hölzernen Kirchlein im Oberwiesenfeld heute noch zahlreiche seiner Anhänger pilgern.

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Münchner Klischees:Löwen streicheln bringt Glück

Löwe Residenz München

Quelle: sde

Es bringt Glück, den Löwen vor der Residenz im Vorbeigehen über die Schnauzen zu streicheln - also, zumindest die Löwenschnauze auf dem Wappen unterhalb. Ja, wer sich vorbeischleicht ohne dies zu tun, dem droht sogar großes Ungemach, erzählt man sich.

Es gibt weder einen Beweis für die Wirkung der Streicheleinheiten, noch einen dagegen. Die einzig sichtbare Konsequenz: Die Löwenschnauzen sind stets auf Hochglanz poliert.

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Münchner Klischees:Flaniermeile Maximilianstraße

"Cartier"-Eröffnung in der Maximilianstraße in München, 2007

Quelle: Hess, Catherina

Auf Münchens offiziellem Stadtportal muenchen.de steht: "In der Maximilianstraße gilt 'sehen und gesehen werden', daher findet man am Wochenende auch zahlreiche Münchnerinnen und Münchner, die die Straße entlang flanieren, die schönen Schaufenster bewundern und das wundervolle Ambiente genießen."

Diese Behauptung ist muss man differenziert sehen. Die Münchner, die in der Maximilianstraße verkehren sind in der Regel Besitzers eines Lamborghinis oder eines sonstigen Sportwagens. Alle anderen Münchner bevorzugen - des Geldbeutels zuliebe - wohl eher die Kaufinger Straße.

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Münchner Klischees:Prächtige Leopoldstraße

Leopoldstraße nach WM-Viertelfinale

Quelle: online.sdemuenchen

Auch der Irrglaube, die Leopoldstraße sei immer noch die Münchner Prachtstraße, hält sich hartnäckig. Die traurige Wahrheit ist, dass mittlerweile nur noch Coffee-Shop- und Mode-Ketten die einstige Flaniermeile säumen. Nur zu Europa- und Weltmeisterschaften lebt die "Leo" wieder kurzfristig auf. Den Rest der Zeit dümpelt sie in Bedeutungslosigkeit.

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Münchner Klischees:Geldbeutelwaschen macht reich

Geldbeutelwaschen am Aschermittwoch, 2009

Quelle: Stephan Rumpf

München ist so reich, weil der Oberbürgermeister jedes Jahr am Aschermittwoch den Geldbeutel im Fischbrunnen vor dem Rathaus auswäscht. Dieser aus dem 19. Jahrhundert stammende Brauch soll Geld in den Stadtsäckel schwemmen.

Da kann man nur sagen: Wer's glaubt, wird selig. Selbst München hatte mit den Folgen der Finanzkrise zu kämpfen - trotz des beliebten Rituals.

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Münchner Klischees:Fußabdruck des Teufels

Der Teufel im Dom

Quelle: Barbara Brubacher

Der Legende nach stammt dieser Fußabdruck im Dom vom Teufel, der aus Zorn über den Bau hier mit dem Fuß aufstampfte.

Woher der Fußabdruck in Wirklichkeit stammt, ist unklar. Doch es ist immer wieder erstaunlich, wie abergläubisch die Münchner doch sind.

© sueddeutsche.de/bön
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