Münchner fahren öffentlich:Immer häufiger ohne Auto

Eine Studie zeigt: Der Verkehr in der City sinkt seit Jahren, die Münchner steigen um auf Bus und Bahn - nur die Pendler zögern.

Marco Völklein

Die Menschen in München und im Umland setzen immer seltener auf das Auto, um damit ins Zentrum der Landeshauptstadt zu kommen. So hat sich der Strom an Fahrzeugen, der über den Mittleren Ring in die zentralen Stadtviertel fließt, in den vergangenen zehn Jahren um ein Zehntel reduziert. Die Zahl an Autos, die vom Inneren Ring in die Altstadt fahren, hat sich sogar nahezu halbiert. Stattdessen setzen insbesondere die Münchner, aber auch Pendler aus dem Umland immer häufiger auf Bus und Bahn, wie aus einer neuen Studie des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds (MVV) und des Planungsreferats der Stadt München hervorgeht.

S-Bahn in München, 2010

S-Bahn in München, 2010 SZ Produktion 'Dummy' / SZ Lokalredaktion: Fahrgäste steigen am Bahnhof Marienplatz in einen Zug der S-Bahn ein.

(Foto: Robert Haas)

Am Mittwoch will Stadtbaurätin Elisabeth Merk den Planungsausschuss des Stadtrats über die neuesten Erkenntnisse informieren.

Das wichtigste Ergebnis dabei: Der Autoverkehr in der Münchner City nimmt, auch wenn viele Menschen einen anderen Eindruck haben, seit Jahren kontinuierlich ab. So rollten vor zehn Jahren noch täglich 448000 Autos über den Mittleren Ring in das Gebiet innerhalb des Rings hinein, heute sind es nur noch 406000 Fahrzeuge. Auch der Kfz-Strom, der täglich über den Altstadtring in die Innenstadt fließt, hat sich seit dem Jahr 2000 von 84000 Autos täglich auf 44000 Fahrzeuge reduziert.

Als Gründe für den rückläufigen Autoverkehr in Fahrtrichtung Innenstadt nennen die Verkehrsfachleute im Planungsreferat unter anderem die Parklizenzgebiete, die innerhalb des Mittleren Rings fast flächendeckend gelten. Sie halten viele Pendler wie auch Besucher der Kino-, Theater- und Kneipenviertel davon ab, mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Dies wirkt sich auch im Ost-West-Verkehr über die Münchner Isarbrücken aus. Dort sind ebenfalls weniger Autos unterwegs als früher: Überquerten im Jahr 2000 noch 483000 Autos pro Tag die Isar, so waren es im Jahr 2009 nur noch 434000 Fahrzeuge. An fast allen Isarbrücken gingen die Zahlen zurück - nur nicht an der John-F.-Kennedy-Brücke: Dort wuchs der Verkehr von täglich 63000 Autos auf 82000 Kraftfahrzeuge. Stadtbaurätin Merk führt dies auf den im Sommer 2009 eröffneten Richard-Strauss-Tunnel zurück, der mehr Verkehr anzieht - auch wenn dieser dann an der berüchtigten Ampel an der Ifflandstraße stockt. Dort will die Stadt die Situation mit einer neuen Ampellösung entspannen. Während der Autoverkehr sinkt, wächst der Nahverkehr stetig- und das, obwohl viele Pendler von den Pannen bei der S-Bahn genervt sind: Zählte der Münchner Verkehrs- und Tarifverbund (MVV) im Jahr 2000 noch 547Millionen Fahrgäste, so waren es im Jahr 2009 knapp 620 Millionen. Daten für das Jahr 2010 werden derzeit ermittelt.

Viele dieser Nutzer kommen zwar aus dem Münchner Umland und fahren mit der S-Bahn nach München - dennoch steigen im Umland nach wie vor wesentlich weniger Menschen in Busse und Bahnen als in der Stadt, wie die Studie von MVV und Planungsreferat zeigt. Demnach nutzt in der Stadt München jede dritte Personen ab 14 Jahren täglich den öffentlichen Nahverkehr, im Umland ist es dagegen nur jeder Sechste. Das liege, heißt es in der Studie, an der "regional unterschiedlichen Qualität und Infrastruktur" des öffentlichen Nahverkehrs. Daher wird im Umland das Auto auch öfter genutzt: 54 Prozent steigen dort täglich ins Auto, in der Stadt München sind es nur 31 Prozent.

Die Verkehrspolitiker nahezu aller Parteien sind sich einig: In den nächsten Jahren werden weitere Menschen in den Münchner Raum ziehen (bis zum Jahr 2015 allein 160000), sie alle wollen mobil sein. Der Verkehr wird daher weiter wachsen. Das lässt sich jetzt bereits an einer anderen Zahl festmachen: Die Zahl der zugelassenen Pkw in der Stadt München hat mit 605788 einen neuen Rekord erreicht.

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