Autofahrer müssen sich auf jahrelange Verkehrsbehinderungen im Münchner Südwesten einstellen. Die Regierung von Oberbayern hat auf Antrag der Autobahn GmbH des Bundes das Planfeststellungsverfahren für den sechsspurigen Ausbau der A99 West zwischen dem Tunnel Aubing und dem Autobahndreieck München-Süd-West eingeleitet. Die Bauarbeiten werden mehrere Jahre in Anspruch nehmen. Aufgrund der Komplexität des Verfahrens und der Möglichkeit direkt Betroffener, Einwendungen dagegen einzureichen, dürfte der Ausbau in diesem Teilbereich allerdings frühestens im Jahr 2028 beginnen.
Für Anwohner und Pendler ist die Aussicht auf ein langes Genehmigungsverfahren aber nur ein bedingter Trost. So ist der Münchner Südwesten, der von den Bundesautobahnen A99 und A96 durchzogen wird, durch ein stetig wachsendes Verkehrsaufkommen belastet; alleine auf der A96 bei Gräfelfing sind an Spitzentagen etwa 100 000 Fahrzeuge unterwegs. Hinzu kommen noch einmal etwa 90 000 Fahrzeuge auf der Westumfahrung der A99 bei Freiham. Prognosen gehen davon aus, dass die Verkehrsbelastung auf der Westumfahrung bis ins Jahr 2035 auf etwa 120 000 Fahrzeuge an Werktagen ansteigen wird.
Seit Oktober 2024 muss zudem auf der Lindauer Autobahn nahezu zu allen Tages- und Nachtzeiten mit Verkehrsbeeinträchtigungen und Staus gerechnet werden. Im Zuge der Sanierung des Gräfelfinger Tunnels – einer der sensibelsten Eingriffe ins Münchner Straßennetz – wird seitdem die Verkehrsführung im Baustellenbereich immer wieder gewechselt, was aufgrund der Tempodrosselung Staus oder Stockungen nach sich zieht. Die Arbeiten am Gräfelfinger Tunnel, die der Autobahn GmbH zufolge etwa 33 Millionen Euro kosten, werden voraussichtlich noch bis Dezember 2027 andauern; also bis kurz vor Baubeginn auf der A99.
Sobald dieser Abschnitt fertiggestellt ist, stehen auf der A99 weitere Bauarbeiten an. Der zweite Bauabschnitt auf der A99 wird bis zum Autobahnkreuz München-West reichen und den Aubinger Tunnel einschließen, der mit nahezu 2000 Metern einer der längsten Autobahntunnel in Bayern ist. Allerdings befinden sich die Planungen der Autobahn GmbH zufolge erst im Anfangsstadium, Voruntersuchungen haben begonnen.

Der Ausbau der A99 West soll einen besseren Verkehrsfluss ermöglichen und trägt damit der Verkehrszunahme Rechnung. Ähnlich wie auf der Ostumfahrung, die bereits vom Autobahnkreuz München-Nord bis zur Anschlussstelle Aschheim/Ismaning von sechs auf acht Spuren erweitert worden ist und bei extrem hohem Verkehrsaufkommen durch die Freigabe der Seitenstreifen sogar auf zehn Fahrbahnen erweitert werden kann. Letzteres ist auf der Westumfahrung allerdings nicht geplant. Die Erweiterung der etwa drei Kilometer langen Ausbaustrecke umfasst zudem den Ausbau der Anschlussstellen Germering-Nord und München-Freiham-Mitte. Dort werden die Einmündungen der Verbindungsrampen von der Autobahn zur Bundesstraße B2 um einen zusätzlichen Linksabbiegestreifen erweitert. In Germering ist für Fahrzeuge, die aus nördlicher Richtung kommen, ebenfalls eine zweispurige Rampe auf die B2 geplant.

Autobahnring München Ost:„Wir planen uns zu Tode“
An der wichtigsten Transitroute Mitteleuropas wird noch Jahrzehnte gebaut. Aber warum dauern große Infrastrukturprojekte, wie die achtspurige Erweiterung der Ostumfahrung der A99, so lange? Ein Erklärungsversuch.
Für den Lärmschutz der Anwohner plant die Autobahn GmbH entlang der Westumfahrung zahlreiche Maßnahmen. So sollen an der Ostseite der A99 zwischen Freiham-Mitte und dem Germeringer Weg vier Meter hohe Lärmschutzwände errichtet werden, an den Anschlussstellen sogar bis zu sieben Meter hohe Wände. Auf der Westseite erhalten zwischen Freiham-Mitte und Germering-Nord die geplanten acht Meter hohen Lärmschutzwände zusätzlich Photovoltaik-Aufsätze. Schließlich ist, wie auf der Ostumfahrung, ein hochmoderner lärmmindernder Fahrbahnbelag vorgesehen.