Wer an warmen Abenden in Unterföhring-Süd die Fenster offen hat oder auf dem Balkon sitzt, der hört es immer wieder: ein lautes Quietschen von Reifen, das so manches Mal gar nicht mehr aufhören mag. Wer sich fragt, woher dieses nervige Geräusch kommt, für den hatte Albert Bauer, der Leiter der Polizeiinspektion in Ismaning, bei der Bürgerversammlung in Unterföhring eine Antwort parat - vom großen Kreisel an der Allguth-Tankstelle, wo sich Autofahrer in hochmotorisierten Wagen im Driften versuchen.
Dort hat sich nach seinen Worten inzwischen ein Hotspot der sogenannten Poser-Szene entwickelt. "Wir versuchen, das in den Griff zu bekommen", sagte Bauer. Doch offenbar ist das nicht so leicht. Den Polizisten sei es zwar gelungen, den "PS-Protzen" vor allem während der Hochphase der Corona-Pandemie eine Vielzahl von Anzeigen wegen Missachtung von Maskenpflicht und Abstandsregeln zu verpassen, seit geraumer Zeit allerdings seien die Verstöße schwer zu ahnden, räumte der Inspektionsleiter ein.
Arbeiten an der Tankstelle:"Die Hemmschwelle ist derart gesunken, das ist irre"
Peter Lehnard arbeitet nachts in einer Münchner Tankstelle. Der Mord in Idar-Oberstein hat auch ihn erschüttert. Er erzählt von aggressiven Kunden, dem Ärger mit Maskenverweigerern - und was sich in den vergangenen zwei Jahren verändert hat.
In den vergangenen zwölf Monaten habe man 42 Fahrer, vornehmlich junge Männer in aufgemotzten Autos, angezeigt, weil sie die pandemiebedingten Auflagen nicht eingehalten hätten, so Bauer. Zudem habe man vier Personen erwischt, die sich betrunken ans Steuer gesetzt hätten, ein Rennen gestoppt und Autos beanstandet, die verbotenerweise "auffrisiert" waren.
In der Vergangenheit hat es laut Bauer rund um die Tankstelle mehrere Schwerpunktkontrollen mit zivilen Kollegen und jenen der Verkehrspolizei gegeben. Trotzdem lassen sich die Poser nicht wirklich vertreiben: Wer abends an der Tankstelle an der M 3 vorbeifahre, könne feststellen, dass diese ein beliebter Treffpunkt für die Szene sei. "Da ist alles zugeparkt", hätten seine Beamten festgestellt, berichtete Bauer und kündigte weitere Kontrollen an.
Das Posen, also das Angeben mit teuren und vor allem PS-starken Fahrzeugen, ist kein Unterföhringer Problem, sondern greift bundesweit immer weiter um sich. Auch in München und der ganzen Region treffen sich immer wieder Mitglieder der Szene, um Radau zu machen, sich gegenseitig zu imponieren - und im schlimmsten Fall äußerst riskante Rennen zu fahren.
Erst im Juli des vergangenen Jahres hatte die Münchner Polizei bei einer konzertierten Aktion knapp 250 Raser erwischt. Ein Porschefahrer war bei erlaubten 50 Stundenkilometern mit 149 Sachen unterwegs.