München: Ude-Nachfolge:Grüne bestehen auf Kandidaten-Check

Jetzt bloß nicht vorzeitig alles zerreden - das parteiinterne Auswahlverfahren für einen geeigneten OB-Kandidaten sorgt für Diskussionen bei Münchens Grünen. Bürgermeister Monatzeder droht mit Rückzug. Die Partei will aber bei ihrer Entscheidung bleiben.

D. Hutter

Die Grünen sind offenbar auf dem besten Wege, ihren bislang einzigen Kandidaten für das Amt des Münchner Oberbürgermeisters zu vergraulen. Sowohl der Stadtvorstand als auch prominente Grünen-Politiker schlossen am Montag eine Rücknahme des von Bürgermeister Hep Monatzeder kritisierten parteiinternen Auswahlverfahrens aus - einen mit großer Mehrheit von der Basis gefällten Beschluss könne man nicht einfach ignorieren.

Hep Monatzeder, 2009

Seit 1996 ist Hep Monatzeder Bürgermeister in München. Einen Kandidaten-Check will er nicht - die Partei aber schon.

(Foto: Alessandra Schellnegger)

"Ich sehe keinen Weg, das jetzt noch zu ändern", erklärte Münchens Grünen-Chef Nikolaus Hoenning, der nun das Gespräch mit Monatzeder suchen will. Stadträtin Sabine Nallinger mahnte, das Prozedere nicht vorzeitig zu zerreden. Noch seien gar nicht alle Details geklärt, und ein Verfahren ganz ohne Nachteile gebe es ohnehin nicht. Keinesfalls werde man sich für ein Auswahlprinzip entscheiden, das "auf eine einzelne Person zugeschnitten ist".

Nallinger, die selbst als potentielle Kandidatin gilt, regte eine Straffung des Zeitplans an. "Das muss schneller gehen", mahnte sie. Dass sich mögliche Mitbewerber Monatzeders erst bis September offenbaren müssen, sei angesichts der aktuellen Debatte "nicht zu halten". Neben Nallinger werden auch Landeschefin Theresa Schopper und die Landtagsabgeordnete Claudia Stamm als Interessenten für den Chefsessel im Rathaus gehandelt. Öffentlich erklärt hat sich bislang jedoch keine der Politikerinnen.

Monatzeder hatte die auf Anregung des Vorstands beschlossenen OB-Foren, bei denen sich die Kandidaten vorstellen und einer Bewertung durch die Zuhörer stellen müssen, als "Kasperltheater" bezeichnet und angekündigt, sich dem öffentlichen Schaulaufen zu verweigern - notfalls durch einen Rückzug seiner Kandidatur. Der seit 1996 amtierende Dritte Bürgermeister geht allerdings davon aus, eine "Phantomdebatte" zu führen - über ein "Verfahren, das es derzeit gar nicht gibt". Denn die Pläne des Vorstands setzten das Vorhandensein mehrerer grüner OB-Bewerber voraus. "Ich kenne bisher aber außer mir keinen Kandidaten."

Dass die Stadtversammlung bei einer ihrer nächsten Sitzungen das einmal gefällte Votum wieder revidiert, gilt in Grünen-Kreisen als höchst unwahrscheinlich. Eine Drohung à la "entweder das Verfahren oder ich" komme bei der Basis "sicher nicht gut an", sagte Siegfried Benker - mutmaßlich werde eine solche Abstimmung zu Ungunsten Monatzeders ausgehen. In der Sache freilich gibt Benker seinem Parteifreund recht: "Ich habe das immer für ein schwieriges Verfahren gehalten." Stamm hingegen lobte das öffentliche Schaulaufen als "guten Versuch, die Menschen mehr einzubinden".

Auch Hoennings Co-Vorsitzende Katharina Schulze kann die Kritik an dem basisdemokratischen Auswahlverfahren nicht recht nachvollziehen. Bei den Veranstaltungen habe doch gerade ein Politprofi wie Monatzeder beste Chancen, zu brillieren. "Er kann schließlich aus viel Erfahrung schöpfen." Missen will Schulze den 59-Jährigen keinesfalls im Kandidatenkarussell: "Monatzeder ist ein guter Kandidat und ein guter Bürgermeister", lobte sie. Auch Schopper brach eine Lanze für den gebürtigen Niederbayern. Er sei eines der wichtigsten Aushängeschilder grüner Stadtpolitik.

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