Nahverkehr:U-Bahn verspätet sich erneut um einige Monate

Nahverkehr: So soll es aussehen, wenn in Martinsried die U-Bahn einfährt. Vor 2026 wird aber nichts draus.

So soll es aussehen, wenn in Martinsried die U-Bahn einfährt. Vor 2026 wird aber nichts draus.

(Foto: Stefan Amann/architecture2brain)

Und wieder eine Verzögerung: Die Inbetriebnahme der Linie nach Martinsried ist nun für Mitte bis Ende 2026 angepeilt. Für den Bau wurden aber schon mal Bäume gefällt - zum Ärger von Naturschützern.

Von Rainer Rutz

Der Bau der U-Bahn nach Martinsried verzögert sich ein weiteres Mal. Eigentlich war der erste Spatenstich spätestens für den Sommer dieses Jahres geplant. Dazu wird es wohl nicht kommen. Im jüngsten Sachstandsbericht der Projektmanagementgesellschaft vom Ende 2021 heißt es, die Auftragsvergabe für die Hauptbauleistung werde im August 2022 erfolgen: "Ab diesem Zeitpunkt können bauvorbereitende Maßnahmen initiiert werden. Mit den Ingenieurbauleistungen wird dann voraussichtlich im Jahr 2023 begonnen." Das ist knapp ein Jahr später als geplant. Die Inbetriebnahme der Strecke mit dem Fahrplanwechsel für 2025/26 ist damit nicht mehr zu halten, angestrebt wird jetzt von den Planern eine Fertigstellung Mitte bis Ende 2026.

Es ist ein weiteres Kapitel in der fast schon unendlichen Geschichte der Verlängerung der U 6 auf den Campus nach Martinsried. Eigentlich sollte die U-Bahn bereits 2017 in Betrieb genommen werden. Erst mit der Gründung einer Projektmanagementgesellschaft wurden alle Schwierigkeiten zwischen den Trägern Freistaat, Landkreis München, MVV und Kommune aus dem Weg geräumt. Die Kosten stiegen von einer ersten Schätzung vor 20 Jahren mit rund 70 Millionen Euro auf nunmehr rund 170 Millionen.

Nahverkehr: Die Baumfällungen haben die Naturschützer auf den Plan gerufen.

Die Baumfällungen haben die Naturschützer auf den Plan gerufen.

(Foto: Catherina Hess)

Auch wenn der Bau auf sich warten lässt: 300 Bäume und Sträucher für knapp tausend Meter U-Bahnlinie wurden mittlerweile entfernt. Die Abholzaktion zwischen dem Klinikum Großhadern und dem Campus Martinsried ist damit vorläufig beendet. Von April an werden die Wurzelstöcke der Bäume entfernt. Auf 40 000 Quadratmetern Fläche wurden Gehölze, die erst vor rund 15 Jahren gepflanzt worden sind, geschlagen. Der Bund Naturschutz (BN) beklagt jetzt das Procedere der Fällung und vor allem, dass "das Holz einfach so entsorgt wird", wie die Vorsitzende der Gruppe Würmtal-Nord, Mawina Andrassy, sagt: "Man hätte das Holz wunderbar als Totholz den anderen Bäumen im Wald zugeben können", meint sie und kritisiert, "dass man sich offenbar auch keine Gedanken darüber gemacht hat, den einen oder anderen Baum zu retten".

Ein Bau im Einklang mit der Natur?

Der BN fordert deshalb die U-Bahn-Bauer auf, beim nächsten großen Projekt ganz in der Nähe - der Verbindung von der Gotthardstraße zum Bahnhof Pasing - "genauer hinzuschauen". Dort stünden nämlich auch ganz alte Bäume. Natürlich sei man auch für den Bau von Massenverkehrsmitteln, sagt Andrassy, aber: "Jeder gefällte Baum ist einer zu viel." Auch Peter von Schall-Riaucour, Gemeinderat und Mitglied im BN, findet, man solle in den nächsten Jahren beim Bau der Strecke "immer hinterfragen, ob alles möglichst im Einklang mit der Natur erfolgt". Klaus Volk, ein Anwohner, der sich seit Jahren kritisch mit den U-Bahnplanungen auseinandersetzt, hat bei der Gemeinde Planegg nach der Verwendung des Holzes gefragt und die Antwort bekommen, "Ausgraben sei nicht wirtschaftlich". Die Bäume seien "teure Baumschulenbäume" gewesen, da hätte man "nachhaltiger handeln müssen", findet Volk.

Dass die Bäume überhaupt so breitflächig entfernt werden mussten, ist der Tatsache geschuldet, dass für die 980 Meter lange Strecke eine offene Bauweise beschlossen wurde. Die offene Bauweise ist preiswerter. Die jetzt entlang des Fußwegs vom Klinikum zum Campus geschlagene Schneise ist 15 Meter breit, mindestens so breit wird die Baugrube werden. Passend zu dem Gesamtprojekt ist auch die erste konkrete Baumaßnahme - ein neues Parkdeck am Biomedizinischen Centrum (BMC) - im Verzug. Die für Herbst 2021 geplante Fertigstellung ist auch wegen Lieferschwierigkeiten bei Baumaterialien missglückt. Jetzt soll das Parkdeck im Frühjahr eröffnet werden.

Nahverkehr: Am Parkdeck für die U-Bahn wird gebaut. Aber es wird nicht wie geplant fertig.

Am Parkdeck für die U-Bahn wird gebaut. Aber es wird nicht wie geplant fertig.

(Foto: Catherina Hess)

Beim Spatenstich zum Parkdeckbau im Mai 2021 hatte Landrat Christoph Göbel (CSU) sich noch mit Blick auf die erste Fahrt einer U-Bahn zum Fahrplanwechsel 2025/2026 erfreut gezeigt, dass das Gesamtvorhaben, über das 1990 erstmals diskutiert worden war, nun "im Zeitplan" sei. Wissenschaftsminister Bernd Sibler (CSU) pries die kommende U6 als "Wissenschaftslinie", die zwischen den Uni-Standorten Garching im Norden und Martinsried im Süden pendeln und die "Technologien der Zukunft" verbinden soll. Nun müssen sich alle bis zur Eröffnung noch etwas gedulden.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusStadtsanierung
:"Hier ist das Herz von Neuperlach"

Neue Radwege, schönere Parks und Toilettenhäuschen: 55 Jahre nach Baubeginn soll das Münchner Stadtviertel neu aufleben. Wie der graue Ort mit vielen Millionen "fit für die Zukunft" gemacht werden soll.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: