Süddeutsche Zeitung

Ottobrunn:Chancen für U 5-Verlängerung bis zum TU-Campus steigen

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Durch eine neue Richtlinie könnte der Finanzierungsanteil des Landkreises deutlich sinken. Dennoch werden Alternativen wie eine Magnetschwebebahn geprüft.

Von Martin Mühlfenzl, Ottobrunn

Wenn es um die etwa 1,3 Kilometer lange Verlängerung der U 6 geht, spricht Bayerns Staatsminister für Wissenschaft und Kunst Bernd Sibler (CSU) gerne vom "Wissenschaftsszug", der voraussichtlich von 2025 den Campus in Martinsried mit der Landeshauptstadt verbinden soll. Für die geplante Verlängerung der U 5 von Neuperlach-Süd über Neubiberg und Ottobrunn bis in den Ludwig-Bölkow-Campus hat Sibler noch keinen eigene Begriff kreiert, aber vielleicht würde "Raketenzug" passen, schließlich soll nach dem Willen der Kreispolitik mit der Trasse auch die neue Fakultät für Luft- und Raumfahrt der Technischen Universität ans U-Bahn-Netz angebunden werden.

Bisher steht dem Projekt allerdings ein entscheidendes Hemmnis entgegen: Laut Prognosen reicht das Nutzen-Kosten-Verhältnis bisher nicht aus, um die notwendigen finanziellen Förderungen durch Bund und Freistaat abschöpfen zu können. Dies könnte sich nun aber ändern, wie Landrat Christoph Göbel (CSU) in der jüngsten Sitzung des Kreistags sagte. Denn bisher, so der Landrat, würden bei der für den Nutzen-Kosten-Faktor entscheidenden Methodik etwa "Umweltwirkungen" nicht berücksichtigt. Der Bund überarbeitet daher die Berechnungsgrundlage, die es laut Landratsamt vor allem Infrastrukturprojekten in Ballungsräumen aufgrund der vorherrschenden Dichte an bestehenden Angeboten des öffentlichen Personennahverkehrs erschwere, den Faktor 1 beim Nutzen-Kosten-Verhältnis zu überspringen, um in die Förderfähigkeit zu rutschen.

Mit der neuen Richtlinie aber, so der Landrat, bestehe die Hoffnung, dass die Verlängerung der U 5 als privilegiertes Verkehrsvorhaben anerkannt werden könnte. Und nicht nur das, Göbel geht davon aus, dass der Finanzierungsanteil des Landkreises deutlich sinken könnte: "Ich habe die Hoffnung, dass unser Anteil bei unter zehn Prozent liegen wird." Göbel fordert sogar, dass bei der U 5 das "Martinsrieder Modell" zur Anwendung kommen soll: Die mittlerweile auf etwa 130 Millionen Euro geschätzten Kosten für den Ausbau ins Würmtal trägt zu 95 Prozent der Freistaat, den Rest teilen sich anteilig der Landkreis und die Gemeinde Planegg.

Allerdings werden bei der Verlängerung der U 5 in den Ludwig-Bölkow-Campus deutlich höhere Kosten auf den Kreis und die beteiligten Kommunen zukommen. Die beiden favorisierten Varianten - unter der Ottobrunner Ortsmitte und etwas weiter im Westen der Kommune - werden mit Baukosten in Höhe von jeweils mehr als 500 Millionen Euro veranschlagt; beide sind etwas mehr als fünf Kilometer lang und verlaufen größtenteils unterirdisch.

Göbel bezeichnete die Verlängerung der U 5 über Neubiberg und Ottobrunn noch einmal als "Rückgrat" der verkehrlichen Erschließung nicht nur des neuen Universitätsstandorts, sondern auch der Erweiterung der Universität der Bundeswehr sowie neuer Gewerbegebiete im Umgriff des Ludwig-Bölkow-Campus. Allerdings dürfe der Landkreis nicht auf den Bau der U-Bahn warten, machte Göbel deutlich, es brauche für den "Zwischenzeitraum eine tragfähige Interimslösung" und "Lösungen über den Campus hinaus" - auch für den Fall, dass die U-Bahn nicht genehmigt würde. Daher beschloss der Kreistag mit großer Mehrheit, das sogenannte Transportsystem Bögel, eine Magnetschwebebahn des gleichnamigen Herstellers, ebenfalls weiterzuverfolgen. Eine Alternative, die Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) kategorisch ablehnt und auch schon als "Schrott" bezeichnet hatte.

Geprüft werden sollen zudem weitere Ergänzungen für den öffentlichen Personennahverkehr, die als "Vorlaufbetrieb" zeitnah umgesetzt werden können. Dazu gehört auch ein möglicher Oberleitungsbus mit eigener ÖPNV-Spur, der auch nach Inbetriebnahme der U-Bahn weiterentwickelt und angepasst werden könnte. Eine Maßnahme, die im südöstlichen Landkreis dringend erforderlich sei, sagt der Landrat, da die dortige Infrastruktur keine weitere Belastung mehr aufnehmen könne.

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SZ vom 28.07.2021
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