München: Olympiabewerbung:Klares Votum gegen Nörgler

Der Streit um die Münchner Olympiabewerbung schwelt seit Monaten. Doch das Ja im Stadtrat fällt nun so klar aus, dass selbst Oberbürgermeister Christian Ude überrascht ist.

Über die Olympiabewerbung 2018 wurde in München immer heftiger gestritten, doch nun spricht die Stadt mit einer Stimme - pro Olympia. Der Stadtrat hat mit einer überwältigenden Mehrheit von mehr als 90 Prozent grünes Licht für die mögliche Ausrichtung der Olympischen Spiele 2018 gegeben. Bei nur sechs Gegenstimmen wurde das sogenannte Eckdatenpapier an diesem Mittwoch verabschiedet.

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Frischer Wind für die Bewerbung: Der Stadtrat hat den Eckpunkten der Olympia-Planung zugestimmt.

(Foto: Bongarts/Getty Images)

74 Stadträte sowie Oberbürgermeister Christian Ude stimmten für die Vorlage, darunter auch alle Vertreter der Münchner Grünen. Die Grünen-Basis hatte sich am Montagabend noch mit klarer Mehrheit gegen die Bewerbung ausgesprochen. Bei einer Versammlung stellten sich 92 Delegierte gegen die Pläne, nur 45 votierten dafür. Die Stadtratsfraktion der Grünen kündigte jedoch bereits im Vorfeld an, trotzdem den Eckpunkten der Olympia-Planung zustimmen zu wollen.

Das Eckdatenpapier ist die Grundlage für das verbindliche Bewerbungsbuch (Bid Book), das am 11. Januar 2011 dem Internationalen Olympischen Komitee (IOC) vorgelegt werden muss.

Ude bezeichnete das Votum als "sensationelles Ergebnis". Er äußerte den Wunsch, dass München nun "mit seiner weltumspannenden, völkerverbindenden Idee der Olympischen Spiele" wahrgenommen werde "und nicht mit dem Genörgel". Am Abend wird auch der Rat der Marktgemeinde Garmisch-Partenkirchen über das Eckdatenpapier abstimmen. Auch dort wird mit einer Zustimmung gerechnet.

Zuvor machte auch das bayerische Kabinett den Weg für die Münchner Olympiabewerbung frei. Die Staatsregierung beschloss das sogenannte Olympia-Gesetz. Danach würden die Olympischen Winterspiele 2018 den Freistaat etwa 200 Millionen Euro kosten. Hinzu kommen weitere 30 Millionen Euro an Bürgschaften. Allein 160 Millionen an Staatsausgaben sind für Bauten vorgesehen. Mit 40 Millionen Euro will sich der Freistaat am Umwelt- und Nachhaltigkeitskonzept beteiligen.

Dennoch: Die Debatte um die Spiele nimmt kein Ende. Jetzt melden sich die Fraktionen im Bayerischen Landtag zu Wort. Während die Grünen im Stadtrat noch für die Pläne gestimmt haben, lehnt die Landtagsfraktion das Bewerbungskonzept für die Spiele ab. Neben ökologischen Risiken nennt die Fraktion unkalkulierbare finanzielle Belastungen und intransparente Strukturen als Gründe. Die Finanzierungsaussage der Staatsregierung sei ein "Blankoscheck" für das IOC.

Das finanzielle Risiko für die Winterspiele liege "völlig einseitig bei der öffentlichen Hand" und damit bei den Steuerzahlern, sagte der klimapolitische Sprecher Ludwig Hartmann. Die Staatsregierung stürze damit den Freistaat "in ein finanzielles Abenteuer, das in keinem Verhältnis zu den immer wieder beschworenen ökonomischen Chancen, aber auch zu den ökologischen Folgen dieser Bewerbung steht".

Besonders ärgerlich sei, dass die Staatsregierung entgegen den üblichen Gepflogenheiten den Gesetzentwurf nicht vorab dem Landtag zugeleitet habe: "Das ganze Verfahren ist völlig intransparent", kritisierte Olympiagegner Hartmann.

Ganz andere Stimmen sind von der SPD-Fraktion im Landtag zu hören. Der parlamentarische Geschäftsführer und Sportpolitiker Harald Güller spricht von einer "großen Chance" für ganz Bayern. Olympia 2018 könne Arbeitsplätze sichern und neue schaffen. "Olympische Spiele 2018 in Bayern können zu einem sportlichen Wintermärchen werden", sagte Güller.

Im nun folgenden Gesetzgebungsverfahren dringt die SPD auf die Klärung einer Reihe von Einzelfragen. Güller fordert strikte Kostenkontrolle durch eine unabhängige Person. Die Bewerbung erfordere ein "transparentes und offenes Verfahren". Außerdem wolle man wissen, "aus welchen Töpfen die Infrastrukturmaßnahmen bezahlt werden sollen", fordert Güller.

Das Internationale Olympische Komitee entscheidet am 6. Juli 2011 über die Bewerbung. Die Gesamtkosten werden auf etwa drei Milliarden Euro geschätzt.

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