Schon von Weitem hört jeder, um welche Art von nächtlicher Zusammenkunft es geht, deretwegen man am späten Samstagabend schon seit einer halben Stunde im Stau steht hier an der Autobahnausfahrt Aschheim. Zusammen mit einigen Hundert Leidensgenossen, die in Richtung des Möbelhauses XXXLutz steuern, nun aber vom Andrang der Autoposer auf das Szene-Treffen im Tiefgeschoss des Möbelriesen vorerst ausgebremst werden.
Von dort dröhnen bereits Motoren um die Wette. In den Ohren von Liebhabern aufgemotzter, hochgetunter Fahrzeuge klingt das Röhren und Wummern wie Sirenengesang, andere hätten jetzt gerne Ohrenstöpsel parat. Circa 700 Fahrzeuge werden am Ende zur Schau stehen im Tiefgeschoss des Möbelriesen und die Blicke von mehreren Tausend Szenegängern anziehen. Aber auch einige Dutzend teils schwere Motorräder sind umringt. So etwa die BMW-Rennmaschine HP 4 Race, mit der der 25-jährigen Tolga aus München gekommen ist. „Wir wollen hier die Motorszene präsentieren“, begründet der junge Mann sein Kommen und das anderer Besucher in Ledermontur.
Während die Polizei bei gleichzeitig stattfindenden nicht genehmigten Treffen der Freaks im Euroindustriepark, an der Triebstraße und im Bereich der Leopoldstraße einiges zu tun hat, einige Platzverbote ausspricht und Fahrzeuge sicherstellt, haben die Kollegen in Aschheim weniger Arbeit. Freilich wäre dümmer, als die Polizei erlaubt, wer in einer Tiefgarage mit seinem PS-schweren Auto einen Burn-out hinlegt, also die Reifen durchdrehen lässt, bis sie rauchen.
Mehrere Einkaufswagen des Möbelhauses werden von zumeist jungen Männern geschoben, mit zumeist jungen Frauen darin. Der Altersdurchschnitt der Besucher dürfte weit unter 30 liegen. Stephan, 18, Vanessa, 22, Saphira, 23, aus Simbach am Inn und Maxim, 23, aus Saarbrücken sind mit einem Mercedes 190 Baujahr 1992 gekommen. Jetzt sitzen sie auf mitgebrachten Klappstühlen und beobachten das bunte Treiben um sie herum. „Wir wollen einfach schöne andere Autos sehen“, sagt Stephan.

„Wir brauchen einen 14er-Schlüssel“, ruft Stefan aus Innsbruck während sein Spezl unter dem schweren BMW liegt. Die Kupplung ist kaputt. Den Wagenheber hat der Pechvogel von einem anderen Besucher bekommen. „In einer Stunde ist die neue Kupplung da“, frohlockt er. „In der Szene ist man gut vernetzt“, erklärt der 22 Jahre alte Innsbrucker die Eillieferung.
Es ist heiß und stickig, weshalb sich Marco, 24, aus Kolbermoor mit seinem Ford Focus nahe dem Ausgang platziert hat. „Ich brauche Luft“, ächzt er. Der Besitzer eines Challenger Hellephant, eines Boliden mit annähernd tausend PS, nutzt das Szenetreffen dazu, seinen Wagen zum Kauf anzubieten. „49 000 Euro“ steht auf einem Schild im geöffneten Motorraum. Es seien schon einige Angeber hier in der Tiefgarage, sagt Dennis, 30, aus Kolbermoor und deutet auf den Besitzer eines M 3. „Der ist nur zum Angeben gekommen.“

Eine Mutter aus Miesbach und ihre beiden kleinen Töchter mussten für zwei ihrer Autos nicht die Parkgebühr in Höhe von je 20 Euro bezahlen. Ihre beiden Rennfahrzeuge sind batteriebetrieben, von den Mädchen gesteuert rasen die kleinen Modellautos über den Steinboden der Tiefgarage. Und um ein Haar wäre einer der Rennflitzer unter die Räder eines ausparkenden schweren Mercedes gekommen. Noch einmal gutgegangen. Wie auch die gesamte Veranstaltung laut Polizei, die zur Kontrolle des Geschehens eine Drohne über das Gelände kreisen ließ, störungsfrei verlaufen ist.