Süddeutsche Zeitung

München:Milli-Görüs-Büro verwüstet

"Ich bin von der CIA": Mit diesen Worten lief ein junger Mann aus dem Büro der islamischen Gemeinde Milli Görüs. Als die Gläubigen dann in den vierten Stock kamen, erlebten sie eine böse Überraschung.

Bernd Kastner

Ein Unbekannter ist am Samstagmorgen gewaltsam in die Büroräume einer muslimischen Gemeinde in der Landwehrstraße eingedrungen, hat sie verwüstet und auch versucht, den Teppich anzuzünden. Der Täter ist noch flüchtig.

Abdussamed Temel, der Vorsitzende der Föderation islamischer Gemeinden in Bayern, berichtet, was sich zugetragen hat: Der Imam der zu Milli Görüs gehörenden Moschee habe nach dem Morgengebet gegen 6.30 Uhr zusammen mit anderen Gläubigen einen jungen Mann mit kurzen, blonden Haaren gesehen, der das Haus verließ. "Ich bin von der CIA", habe der Unbekannte gerufen. Erst als die Männer in den vierten Stock des Hauses kamen, sahen sie die Verwüstung: Türen und Scheiben waren eingeschlagen, Kopierer und Computer umgeworfen, Büromaterial durchwühlt und auf dem Boden verteilt. Mit Zündhölzern habe der Täter offenbar versucht, den Teppich in Brand zu stecken, wie man auf Fotos erkennt.

Die Polizei hielt sich am Sonntag mit Informationen zu dem Fall noch sehr zurück, offenbar aus fahndungstaktischen Gründen. Ein Sprecher bestätigte auf SZ-Anfrage den Vorfall im Groben, man ermittle wegen eines Einbruchsdiebstahls.

"Der Schrecken ist größer als der Schaden", sagt Gemeinde-Vorsitzender Temel. Er vermutet einen Zusammenhang zwischen der Tat eines womöglich geistig Verwirrten mit jüngsten Politikeräußerungen. Er woll die Politiker "zur Vernunft aufrufen", jede ihrer Bemerkungen zum Islam sei von Bedeutung, mancher könne sich zu einem Anschlag motiviert fühlen. Der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich hatte in Frage gestellt, ob der Islam zu Deutschland gehöre, wie es Bundespräsident Wulff formuliert hatte.

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Quelle:
SZ vom 14.03.2011/tob
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