Aus dem Straßenbild im südöstlichen Landkreis ist er nicht mehr wegzudenken. Er bringt Schüler nach dem Unterricht nach Hause, Pendlerinnen am Morgen in die Arbeit – wenn etwa die S-Bahn mal wieder streikt – und er gilt unter Nachtschwärmern als kostengünstiger, zuverlässiger und sicherer Shuttle-Service nach dem Clubbing in München. Die Nutzerzahlen des Flex-Busses steigen kontinuierlich seit der Inbetriebnahme im Jahr 2022, und mit einem Bekanntheitswert von 90 Prozent im Einsatzgebiet erreicht er mittlerweile eine Popularität, von der mancher Bürgermeister in seiner Gemeinde nur träumen kann. Doch trotz seines Erfolgs erhält der On-Demand-Service, der in den Gemeinden Aying, Sauerlach und Brunnthal untertags und im Nachtbetrieb in Unter-, Oberhaching und Taufkirchen unterwegs ist, lediglich eine auf ein Jahr befristete Verlängerung bis Ende 2027.
Im Mobilitätsausschuss des Kreistags waren sich alle einig, dass der Rufbus, der via App oder Telefon gebucht werden kann, ein absoluter Gewinn und eine sinnvolle Ergänzung innerhalb des öffentlichen Nahverkehrs darstellt. Und die von der Rhein-Main-Verkehrsverbund-Servicegesellschaft (RMS) erhobenen Daten belegen, dass der Flex-Bus, dessen erste Pilotphase zum Fahrplanwechsel 2026 enden wird, von den Kunden nicht nur gut angenommen wird, sondern im Betrieb teilweise eine deutlich kostengünstigere Variante zum klassischen Regionalbus-Verkehr darstellt.
Seit seiner Einführung vor drei Jahren wachsen die Fahrgastzahlen kontinuierlich an – teilweise um bis zu zehn Prozent binnen eines Jahres. Im Juli 2023 waren etwas weniger als 5000 Menschen in den sieben Bussen unterwegs, die das Gebiet im Südosten des Landkreises bedienen und im Nachtbetrieb auch den Münchner Ostbahnhof und die Drehscheibe Neuperlach-Süd anfahren. Ein Jahr später im bisher erfolgreichsten Monat waren es bereits nahezu 6500 Nutzerinnen und Nutzer. Besonders hob Malek Bensch von RMS hervor, dass nahezu 70 Prozent der Fahrgäste den Bus in Kombination mit der S-Bahn nutzen würden. Werden Fahrten mit anderen Bussen und der U-Bahn hinzugerechnet, seien 80 Prozent aller Fahrten sogenannte intermodale Kombinationen aus mindestens zwei Verkehrsmitteln oder Linien, so Bensch.
Daher hatte die Verwaltung von Landrat Christoph Göbel (CSU) einen Beschlussvorschlag ausgearbeitet, der über das Ende der Pilotphase im Jahr 2026 hinaus einen dreijährigen Weiterbetrieb samt der Anschaffung von bis zu neun neuen Bussen vorsieht. Kostenpunkt bis zu 2,6 Millionen Euro im Jahr – also nahezu acht Millionen Euro für die volle Laufzeit von drei Jahren. Alternativ wurden zwei weitere Vorschläge aufbereitet: Der Weiterbetrieb bis Ende 2029 mit bis zu 13 gebrauchten Fahrzeugen für maximal 2,7 Millionen Euro jährlich – also etwas mehr als acht Millionen Euro – sowie eine lediglich einjährige Fortführung bis Ende 2027 ebenfalls mit Gebrauchtwagen für bis zu 2,4 Millionen Euro. Dass sich die Fortführung mit gebrauchten Bussen kaum von der Anschaffung neuer Fahrzeuge unterscheidet oder sogar teurer ist, erklärte die Verwaltung im Landratsamt mit der kostenintensiven Wartung von älteren Modellen, deren Lebenszeit in der Regel nach 300 000 gefahrenen Kilometern endet.

Angesichts der klammen Haushaltslage des Landkreises München wollten sich die Kreisräte aber nicht auf eine Fortführung des Projekts über die vollen drei Jahre festlegen. Bereits im vergangenen Jahr hatte der Münchner Kreistag die eigentlich von 2026 geplante Ausweitung des Bestell-Busses auf den gesamten Landkreis wegen der unsicheren finanziellen Lage vorzeitig gestoppt. Nun sagte etwa der CSU-Kreisrat und Oberhachinger Bürgermeister Stefan Schelle, auch beim bestehenden Angebot müsse „auf Sicht“ gefahren werden. „Dann wissen wir auch, wie viel Geld überhaupt noch im Haushalt da ist. Deswegen plädiere für nur ein Jahr“, so Schelle. Sein Unterhachinger Amtskollege, SPD-Kreisrat Wolfgang Panzer, sprach sich prinzipiell ebenfalls für eine Fortführung des Projekts aus und sagte, „vom Grundsatz her“ sei er für den Erwerb von Neufahrzeugen. „Aber ich halte das derzeit nicht für möglich. Nicht, weil der Service nicht gut ist, aber weil wir sparen müssen“, so Panzer.
Grünen-Kreisrat Markus Büchler, der auch verkehrspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion seiner Partei ist, verwies darauf, dass der Flex-Bus ein in Deutschland bisher einzigartiger Service ist, weil er vollständig in alle Strukturen des Münchner Verkehrs- und Tarifverbunds integriert ist: in alle Apps, in den Tarif, in die Technik. Dies betonte auch Verkehrsplaner Bensch, der zudem Maßnahmen aufzeigte, wie Service und Betrieb beim Flex-Bus weiter optimiert werden könnten: mit einem reduzierten Fahrzeugeinsatz bei schwacher Nachfrage, besserer Positionierung an Orten mit vielen potenziellen Fahrgästen und Sanktionen bei Stornierungen oder nicht angetreten Fahrten. Dies kommt bei etwa 36 Prozent aller Buchungen vor. „Man könnte Strafgebühren einführen oder Konten in den Apps sperren“, so Bensch.