Schulen im Landkreis:"In zehn bis 15 Minuten war in den Klassen alles vorbei"

Coronavirus - Schnelltest an Schulen

Negativ: Die Neubiberger Grundschuldirektorin Susanne Sieben zeigt in einem Klassenzimmer das Ergebnis eines Schnelltests.

(Foto: Peter Kneffel/dpa)

Am Montag nach den Osterferien haben die Schüler vor dem Präsenzunterricht erstmals Corona-Tests absolvieren müssen. Die Bilanz der Schulleiter ist überwiegend positiv.

Von Martin Mühlfenzl und Sabine Wejsada, Landkreis

Erst wird noch einmal das kleine Lehrvideo angeschaut, das erklärt, wie genau das mit dem Tupfer, der kleinen Dose mit der durchsichtigen Flüssigkeit und dem Teststreifen läuft. Dann ist es soweit: In beide Nasenlöcher muss der Tupfer kreisend eingeführt werden, nebenher läuft die Stoppuhr, damit die Zeit eingehalten wird. Und wenige Minuten später nach einigen geübten Handgriffen ist klar: alle Schüler sind negativ. "Die Tests sind gut angelaufen", sagt Harun Lehner, Leiter der Josef-Breher-Mittelschule in Pullach, über die erste Corona-Testrunde nach den Osterferien am Montagmorgen. "Die meisten Kinder waren neugierig und haben nach einem Jahr Pandemie auch kapiert, worum es geht."

Tausende Schüler haben sich im Landkreis am Montagmorgen in den Schulen der Prozedur unterzogen. Am Lise-Meitner-Gymnasium in Unterhaching bekamen die Schüler professionelle Unterstützung: Fünf Helfer des Roten Kreuzes passten auf, dass die etwas mehr als 600 Mädchen und Jungen keine Fehler machten. "Es lief alles sehr gut", sagt Direktorin Michaela Trinder. Erleichtert war sie vor allem über das Ergebnis: "Wir hatten keinen positiven Test." Um größere Ansammlungen zu vermeiden, wurden die Schüler gestaffelt zum Unterricht und zum Test gebeten: ein Teil zur ersten Stunde, einer zur zweiten und der Rest zur dritten.

Der Großteil der Schüler und Eltern habe die Vorgabe akzeptiert, sagt die Schulleiterin; auch wenn vereinzelt Eltern die Selbsttests "unverhältnismäßig" fanden. Wenn Eltern einen Selbsttest ihrer Kinder in der Schule verweigern, sind die Vorgaben klar: Entweder legt das Kind einen negativen PCR-Test vor, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, oder es muss in den Distanzunterricht.

Auch andernorts verlief der erste Testtag reibungslos und ohne positiven Befund, so am Gymnasium Ottobrunn. Die Akzeptanz sei hoch, sagt Direktor Achim Lebert, bei mehr als 1200 Schülern gebe es aber natürlich auch Eltern, die nicht einverstanden seien. "Wir beobachten aber, dass die Bereitschaft steigt, je älter die Schüler werden." An der Johann-Andreas-Schmeller-Realschule in Ismaning ist die Anzahl der Eltern, die ihre Kinder nicht haben testen lassen wollen, am Montag ebenfalls sehr gering gewesen. Nur für zwei bis drei Prozent der Schüler lag laut Schulleiter Stefan Ambrosi keine Einwilligung vor. Diesen seien über das Lernportal Mebis online Aufgaben gestellt worden, die sie daheim erledigen können. Ein eigenes Programm könne die Schulen nicht bieten. "Wir sind nicht imstande, auch noch für eine dritte Gruppe den Unterricht zu gestalten." Die Lehrerinnen und Lehrer hätten mit dem Wechsel von Präsenzstunden und Homeschooling bereits genug zu tun.

Ambrosi hat selbst in einer neunten Klasse die Nasenabstriche überwacht und lobt seine Schüler und Lehrer für das unkomplizierte Handling. Das kann daran liegen, dass die Kinder und Jugendlichen der Ismaninger Realschule im Selbsttesten schon Übung haben. Laut Ambrosi hatte der Zweckverband der Schule bereits vor Ostern Testkits zur Verfügung gestellt, damit Schüler und Eltern schon einmal ausprobieren können, wie der Nasenabstrich funktioniert. "Ich glaube fast, bei uns im Kollegium war die Aufregung größer als bei den Hauptpersonen", so der Rektor.

Dass ausgerechnet zum Schulstart die Inzidenz im Landkreis München die kritische Marke von 100 übersprungen hat, bekümmert Ambrosi. Der Wert sei aus Gründen des Gesundheitsschutzes "schon kritisch"; für Kinder und Jugendliche sei Schule allerdings auch wegen der sozialen Kontakte "das Geländer des Alltags". Jeder Tag, an dem Schulen geöffnet sind, sei "ein Geschenk". Das sieht auch der Ottobrunner Schulleiter Achim Lebert so: "Präsenzunterricht ist unglaublich wichtig." Ähnlich äußerst sich Hans Hofmann, Vorsitzender des Elternbeirats am Werner-Heisenberg-Gymnasium (WHG) Garching. "Wenn man Präsenz haben will, muss man testen", sagt Hofmann.

Dass auch die ganz Kleinen keine Scheu vor einem Nasenabstrich haben, berichtet Birgit Streidl, die Rektorin der Grundschule Ost in Garching. "In zehn bis 15 Minuten war in den Klassen alles vorbei." Ohne eine einzige Träne übrigens, dafür mit entspannten Buben und Mädchen. Wie die Ismaninger Realschüler haben auch die Garchinger Kinder über die Osterferien das Testen bereits üben können.

"Die Tests bieten eine zusätzliche Sicherheit", sagt Harun Lehrer von der Pullacher Mittelschule. Wenn Eltern Bedenken haben, müssten diese Ängste im Dialog beseitigt werden. "Ich dachte, ich würde über die Ferien mit Mails zugeschüttet, aber dem war nicht so", sagt der Rektor. "Die allermeisten Eltern reagieren ganz cool."

Für Ottobrunns Bürgermeister Thomas Loderer (CSU) ist wichtig, dass nun endlich ausreichend Testkits die Kommunen erreichten; diese würden auch sofort an die Schulen weitergeleitet. "Wir haben auch die Hausmeister gebrieft und extra rote Tüten gekauft, um den Müll nach den Tests korrekt beseitigen zu können. Denn der darf zwar im Restmüll beseitigt werden, aber nur in roten Säcken."

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