Süddeutsche Zeitung

Psychiatrische Klinik:Patientin in Haar offenbar ermordet

Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen eine 32-jährige Person, die mit Feuerzeug und Eisenstange in der Hand am Tatort im Isar-Amper-Klinikum angetroffen wurde. Woher sie die Gegenstände hatte, ist noch unklar.

Von Anita Naujokat

Im Fall der getöteten 40-jährigen Patientin im Isar-Amper-Klinikum in Haar bei München ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen Mordes. Sie sieht das Merkmal der Grausamkeit erfüllt, was die Tat von einem Totschlag unterscheide, gab Sprecherin Juliane Grotz am Mittwoch bekannt. Dringend tatverdächtig ist eine 32-jährige Person, die noch am Dienstag im Klinikum festgenommen wurde. Sie war dort am Montag wegen einer Fremdgefährdung, die die Polizei nicht näher erläutern wollte, ebenfalls in Behandlung auf der Station. Das Opfer habe massive Kopfverletzungen aufgewiesen.

Gegen zehn Uhr am Dienstag standen laut Polizei zunächst Kleiderberge und Matratzen im Badezimmer des Opfers in Flammen. Dort hätten die Helfer die tatverdächtige Person angetroffen, mit einer zirka 40 Zentimeter langen, dünnen Eisenstange in der linken Hand und einem Feuerzeug in der rechten, schilderte Stephan Beer, Leiter der Münchner Mordkommission, die bisherigen Erkenntnisse. Beim Verlassen des Zimmers habe sie gesagt, sie habe einen Menschen getötet. Bei den Aufräumarbeiten habe man unter den Kleiderbergen und Matratzen die Frauenleiche gefunden. Sie wurde im Verlauf des Mittwochs obduziert.

Die Polizei spricht bewusst von einer tatverdächtigen Person, weil ihr Geschlecht nicht eindeutig sei. Offiziell sei sie männlich, wirke optisch aber weiblich. Sie selbst habe sich als divers bezeichnet. Nach dem Verlassen des Zimmers sei sie sofort von Beschäftigten fixiert und in einem anderen Raum untergebracht worden. Die Staatsanwaltschaft hat mittlerweile einen richterlichen Befehl zur Unterbringung in der Psychiatrie beantragt, weil von verminderter Schuldfähigkeit oder Schuldunfähigkeit auszugehen sei.

Wie die 32-jährige Person in das Zimmer des späteren Opfers gelangte, muss noch ermittelt werden. Laut Polizei und dem Bezirk Oberbayern, zuständig für das Klinikum, können sich Patienten frei auf Station bewegen und ihre Türen offen lassen. In Zimmer mit Eingangschip-Modul, ähnlich denen in Hotels, wie es auch das Zimmer der getöteten Frau hatte, kämen nur Patienten selbst und das Personal. Ungeklärt war am Mittwoch auch noch, wo Eisenstange und Feuerzeug herkamen. Bei Ersterem vermutet die Polizei einen Einrichtungsgegenstand. Da im Garten geraucht werden dürfe, hätten manche Patienten auch Feuerzeuge.

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