Süddeutsche Zeitung

Landtagswahl 2023:Die FDP will Helmut Markwort ausbremsen

Anstelle des 85-Jährigen soll der ehemalige Autorennfahrer Marco Deutsch aus Grünwald für den Landtag kandidieren. Doch der bisherige Abgeordnete sieht seine politische Karriere noch nicht beendet.

Von Stefan Galler, Grünwald

Der erste Kandidat der Kreis-Liberalen hat seine Bereitschaft erklärt: Marco Deutsch, 60, will sich für die FDP bei der Landtagswahl im Herbst 2023 um das Direktmandat im Stimmkreis München-Land Süd bewerben. Der Rechtsanwalt und Medienunternehmer aus Grünwald ist aktuell Vorsitzender der Liberalen Senioren Oberbayern und Vorstandsmitglied der FDP Grünwald. Derzeit wird die Landkreis-FDP im Landtag durch Helmut Markwort vertreten. Dieser war 2018 als Nachfolger des zur CSU gewechselten Tobias Thalhammer im Stimmkreis Süd angetreten, obwohl er eigentlich Münchner ist, nachdem er sich in einer Kampfabstimmung deutlich gegen Deutsch durchgesetzt hatte.

Markwort, wie Deutsch Medienunternehmer, hat allerdings angekündigt, sein Mandat keineswegs aufgeben zu wollen. Das bestätigt die Büroleiterin des 85-Jährigen, Ursula Gresser: "Herr Markwort wird mit Sicherheit wieder antreten, auf der Liste und wohl auch wieder als Kandidat." Dafür lägen ihm "aus mehreren Stimmkreisen" Angebote vor, sagt Gresser. Ob darunter auch der Norden oder Süden des Landkreises München ist, lässt die Sprecherin offen. Die Kandidatur von Deutsch jedenfalls "will Herr Markwort nicht kommentieren".

Michael Ritz bestätigt, dass man im Kreisverband diesmal gerne auf einen Kandidaten aus den eigenen Reihen setzen möchte und deshalb den Vorstoß von Deutsch unterstützt. "Wir haben es sehr geschätzt, dass Helmut Markwort für uns in die Bresche gesprungen ist und lieben ihn für seine dynamische Art", sagt Ritz. Und es sei auch keineswegs ausgeschlossen, dass der 85-Jährige gegen Deutsch antritt. "Die Aufstellungsversammlung ist erst im Oktober. Herr Markwort hat also keine Eile, sich für einen Stimmkreis zu entscheiden." Auch im Stimmkreis München-Land Nord deutet sich laut Ritz eine Kampfkandidatur an.

Marco Deutsch zeigt sich von derlei Debatten unbeeindruckt. Er wisse ebenfalls nicht, ob Markwort im selben Stimmkreis antrete. "Aber wir leben in einer Demokratie, es wäre also ganz normal, wenn es weitere Bewerber geben würde." Der gebürtige Breisgauer ist seit 1990 FDP-Mitglied, er trat damals wegen seiner Bewunderung für die Ost-Politik Hans-Dietrich Genschers in die Partei ein. "Und weil die FDP einerseits wirtschaftsnah ist, aber eben auch einen sozialen Touch hat." Deutsch gehört dem Landesvorstand der Partei an und leitete früher den Landesfachausschuss Medien der Bayern-FDP.

Deutsch setzt auf Senioren- und Medienpolitik. Und will die Ebenen bei den Liberalen besser vernetzen

Was seine Ziele und Inhalte angeht, so steht für Deutsch die Seniorenpolitik im Mittelpunkt: "Ich erachte es als notwendig, dass sich die FDP auch für ältere Menschen einsetzt", sagt Deutsch, der auf die schwachen Wahlergebnisse der Liberalen bei der älteren Generation hinweist. "Wir haben bei den Leuten 60 plus nur drei Prozent, dabei waren das früher unsere Stammwähler." Konkret könnte sich der 60-Jährige eine Anwendung des Au-pair-Prinzips, das bislang auf Unterstützung von Familien durch junge Kräfte aus dem Ausland beschränkt war, auch auf Senioren vorstellen. "Menschen unter 28 Jahren kommen für ein Jahr nach Deutschland, bekommen ein kleines Taschengeld, lernen die Sprache und begleiten fitte Senioren durch den Alltag", sagt Deutsch. "Ausdrücklich soll es hier nicht um Pflege gehen."

Ein weiteres Tätigkeitsfeld des Grünwalders ist die Medienpolitik. Dabei geht es ihm um eine Reform des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: "Der Staat muss dafür sorgen, dass für die alten wie auch für die neuen Medien gleiche Voraussetzungen für den Erfolg bestehen", so Deutsch. Der Vater eines dreijährigen Sohnes will nach eigenen Worten im Falle seines Einzugs ins Maximilianeum die Zusammenarbeit der Liberalen auf allen Ebenen stärken, und zwar zwischen Landtagsfraktion, Kreisverband und Ortsverbänden. Als Abgeordneter plane er, regelmäßig in den Gemeinden zu sein, um den Dialog zu pflegen, sagt der ehemalige Autorennfahrer, der in den Achtziger- und Neunzigerjahren unter anderem in der Formel 2 gestartet ist.

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